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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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sich auf meiner Stirn. Sie war da, sie war wirklich da! Die tote Frau hatte Wort gehalten und war zu uns gekommen. „Beenden Sie es!“ Meine Worte waren weniger eine Bitte als ein Akt der Verzweiflung.
    Deutlich konnte ich hören, wie sich etwas in der Finsternis bewegte. „Holmes! Holmes!“ Der Name meines Freundes war nicht weniger als ein Hilfeschrei. 
    In meiner Panik war ich nicht allein. Von der anderen Seite, dort wo Miss Clara saß, hörte ich jemanden wimmern. „Nein, bitte nicht.“ 
    Ich verstärkte meine Anstrengungen. Wieder war da eine Bewegung im Dunkeln. Meine Nerven mochten überreizt sein, dennoch war ich mir sicher, dass es sich um nackte Fußsohlen handelte, die über den alten Steinboden schlichen.
    „Emma, ich bin hier. Strafe mich für das, was ich getan habe.“ Die Stimme des Mediums zitterte. Es kostete ihn seine letzte Kraft, dieses Opfer zu bringen. 
    Es war Holmes‘ Stimme, die ihn unterbrach. „Deshalb ist Miss Emma nicht gekommen, oder?“
    Dieser Affront ließ mich stutzen. Der Geist war doch gekommen, den Schuldigen zu bestrafen. Wie konnte Holmes sich hier einmischen? 
    „Nein.“ Die Geisterstimme sagte nur ein Wort, aber es genügte, die Situation völlig zu verändern. 
    Voller Entsetzen begann Miss Ashby zu schreien. „Ich war’s, ich war’s.“ Sie rüttelte panisch an ihren Fesseln. Die Stuhlbeine rutschten über den Boden, immer wieder polterte das schwere Möbelstück gegen die Tischplatte. „Ich habe ihre Medizin vertauscht und das Fenster geöffnet. Nicht mein Bruder. Es tut mir leid, Emma, ich konnte es nicht ertragen. Lawrence ist doch alles, was ich habe!“
    Die Ashbys riefen wild durcheinander. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass meine Reaktionen nicht viel zivilisierter waren. Schritte, das waren Schritte. Die nackten Füße! 
    Mein Stuhl kippte nach hinten um. Sie war da, hier bei mir, ich spürte es genau! Wie kann ich beschreiben, was mir dort auf dem Boden geschah? Ich wusste auch ohne Sicht, dass sie direkt neben mir kauerte. Ihre toten Lippen näherten sich meinem rechten Ohr und flüsterten: „Es ist später als du denkst.“ 
    Das Licht vertrieb die Finsternis binnen eines Wimpernschlags. Ungläubig starrte ich in das blendende Weiß. Der Raum hatte sich nur wenig verändert. Holmes stand neben der offenen Tür und lächelte mir zu. „Watson, mein lieber Freund, kann ich Ihnen aus Ihrer misslichen Lage helfen?“ 
    Verdutzt starrte ich abwechselnd auf ihn und auf den leeren Stuhl, auf dem ich ihn zuletzt gesehen hatte.
    Holmes befreite mich und half mir auf die Beine. Ein schneller Blick auf Miss Clara zeigte mir, dass sie ein Nervenbündel war. Sie wimmerte still vor sich hin, zusammengesunken auf dem Stuhl. Ihre Hände waren noch immer fest an die Lehnen geschnallt. Ihr Bruder dagegen sah sie voller Entsetzen an. Der Mensch, mit dem er bisher sein Leben geteilt hatte, war nun nichts anderes als ein Monster für ihn. Seine Augen verrieten es mir. Sobald Holmes auch ihn befreit hatte, rieb er seine Handgelenke, doch ich bezweifelte, dass Lawrence Ashby dies überhaupt spürte. Die Verletzungen, mit denen er im Moment rang, waren gänzlich anderer Natur und weit tiefer.
    „Aber wie?“ Fassungslos sah ich meinen Freund an, der sich seelenruhig niedersetzte und zunächst seine Socken, dann seine Schuhe anzog. Es war mir völlig entgangen, dass er sie ausgezogen hatte.
    „Die Stühle, mein lieber Freund. Es waren die Stühle. Es gab einen Stuhl, der anders als die anderen war. Mir fiel es auf, während ich in diesem Zimmer darauf wartete, dass die Séance begann. Mit etwas Geschick kann man aus den Riemen schlüpfen. Die Ösen sind sehr viel biegsamer als sie es sein sollten.“ 
    Schuldbewusst stellte ich meinen Stuhl wieder auf. 
    „Ich war so frei und stellte diesen besonderen Stuhl an meinen Platz. Man kann ja nie wissen.“
    „Sie haben sich im Dunkeln befreit.“
    Holmes warf einen mitleidvollen Blick auf unseren Gastgeber. „Mr Ashby war wohl kein wirklich gutes Medium. Er wurde durch seine Schwester genauso getäuscht wie seine Klientel.“
    „Miss Clara?“
    „Der präparierte Stuhl. Sie war in jeder Sitzung anwesend, konnte sich dann im Dunkeln befreien und die Klopfzeichen geben. Ehe der Diener zurückkam, schlüpfte sie wieder in den Riemen und es musste wie Hexerei erscheinen.“
    „Aber Emma?“
    „Dies, mein Lieber, ist Sache einer einfachen Schlussfolgerung. Mr Ashby hatte guten Grund zu der Annahme, nicht

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