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Sherlock Holmes und das Phantom der Oper

Sherlock Holmes und das Phantom der Oper

Titel: Sherlock Holmes und das Phantom der Oper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Meyer
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allerschlimmsten ist, sie wollen Loge fünf verkaufen!«
    »Von heute abend an!« fügte Poligny kopfschüttelnd hinzu. »Sie haben die Absicht, sich selbst in Loge fünf zu setzen! Sie haben Madame Giry nach Hause geschickt«, fuhr er fort, als spreche er über ein Sakrileg, »und sogar gedroht, sie zu entlassen und jemand Neues einzustellen!«
    »Es kommt noch schlimmer«, fuhr Debienne fort. »Sie haben darauf bestanden, daß heute abend La Sorelli singt. Mon Dieu «, murmelte er mit einem entsetzten Flüstern.
    »Auch das ist ein Vergehen?« hakte ich nach.
    »Wir haben ihnen ausdrücklich erklärt, daß der Geist verlangt, daß heute abend Christine Daaé die Rolle der Margarete im Faust singt. Sie haben uns ausgelacht«, schloß Poligny.
    Ich konnte nicht umhin zu bemerken, daß die beiden Männer immer abwechselnd sprachen.
    »Wie hat der Geist seinen Wunsch, daß Mademoiselle Daaé heute abend singen soll, übermittelt?«
    »Er spricht mit uns.«
    »Direkt?«
    »So direkt, wie wir jetzt mit Ihnen sprechen, Inspektor. Wir hören seine Stimme hier im Büro.«
    »Durch den Äther«, ergänzte Debienne und nahm damit meine nächste Frage vorweg. »Er spricht überall in diesem Gebäude. Und er hört alles, was gesagt wird.«
    »Das läßt tief blicken.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie damit meinen.«
    »Das ist auch nicht wichtig«, informierte ich sie, denn sie würden ja schon in Bälde nichts mehr mit der ganzen Angelegenheit zu tun haben. »Zu welcher Zeit hat der Geist Sie von seinen Änderungswünschen bezüglich der Besetzung des heutigen Abends informiert?«
    »Um zehn Uhr heute morgen, direkt nachdem ich ins Büro gekommen war«, antwortete Poligny, ohne zu zögern. »Ich habe sie gebeten, vernünftig zu sein«, bemerkte er zu Debienne.
    »Gebeten und wieder gebeten«, bestätigte der andere. Ich erhob mich.
    »Meine Herren, ich muß meine erste Frage noch einmal wiederholen.« Sie warfen mir beide einen gleichermaßen verständnislosen Blick zu. »Wo kann ich Mademoiselle Daaé finden?«
    »Sie lebt bei ihrer kranken Großmutter.«
    »Ich dachte, sie wäre eine Waise?«
    »Es ist auch nicht wirklich ihre Großmutter, sondern eine ältere Witwe, der sie diesen Titel verliehen hat. Die beiden haben Zimmer in der Rue Gaspard. Die alte Dame nennt sich, glaube ich, Mutter Valerius.«
    »Vielen Dank.« Ich ging auf die Tür zu, blieb dort jedoch noch einmal zögernd stehen.
    »Ja?«
    »Reine Neugier. Was wird aus Direktoren wie Ihnen, wenn Ihre Amtszeit in einem Haus wie diesem zu Ende geht?«
    Sie warfen einander einen kurzen Blick zu.
    »Sir«, erklärte Debienne und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Sie haben die Ehre, mit den neuen Direktoren des Tabor Opera House of Leadville, Colorado, zu sprechen.«
    »Verzeihen Sie mir, meine Herren, daß ich Ihre wertvolle Zeit in Anspruch genommen habe.«

KAPITEL SIEBEN

    Der Engel

    Sie erinnern sich gewiß noch, lieber Watson, an die Ereignisse von Dartmoor, die Sie freundlicherweise niedergeschrieben und unter dem Titel Der Hund von Baskerville veröffentlicht haben. Ich habe Ihnen erklärt, daß ich von Anfang an wußte, daß wir es nicht mit einem Geisterhund zu tun hatten. Von dem Augenblick an, in dem Sir Henry Baskerville im Northumberland Hotel ein sehr wirklicher Stiefel gestohlen wurde, hatte ich nicht mehr den leisesten Zweifel. Kein Geisterhund braucht eine irdische Fährte, um seine Beute aufspüren zu können.
    Und kein Geist brauchte zwanzigtausend Francs im Monat.
    Ich war mittlerweile davon überzeugt, daß der sogenannte Geist und Buquets Mörder ein und derselbe waren, sehr wahrscheinlich jemand, der bei der Oper angestellt war und über ausreichende Kenntnisse ihrer komplexen Innereien verfügte. Er hatte ein leidenschaftliches Interesse an Mademoiselle Daaé entwickelt, eine Anziehung, die sich sehr wahrscheinlich als fatal erweisen würde, zumindest für jeden Rivalen im Streit um ihre Zuneigung. Daher erschien es mir weise, zuerst mit der jungen Frau zu sprechen, über deren Wohlergehen ich wachen sollte, bevor noch mehr geschehen konnte. Ich würde versuchen herauszubekommen, ob sie ihren unsichtbaren Freier kannte, und hoffen, daß dieses Wissen mir dabei helfen würde, ihm das Handwerk zu legen, bevor er noch mehr Schaden anrichten konnte.
    Mutter Valerius’ Räume in der Rue Gaspard waren einfach, aber sauber. Es gab wohl auch ein Dienstmädchen, aber es war das Objekt meiner Neugierde selbst, das auf mein Klopfen an der

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