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Sherlock Holmes und das Phantom der Oper

Sherlock Holmes und das Phantom der Oper

Titel: Sherlock Holmes und das Phantom der Oper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Meyer
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ein wenig mehr Ungestörtheit bitten?«
    Poligny zögerte, wandte sich dann aber an die Möbelpacker.
    »Gehen Sie hinaus«, sagte er. »Wir werden nach Ihnen schicken.«
    Die Möbelpacker zuckten die Achseln und verließen den Raum. Die Änderung der Pläne kam ihnen wahrscheinlich nicht ungelegen. Ich spürte förmlich, wie sie die Aussicht auf einen kleinen apéritif erwogen.
    »Also«, fuhr ich fort, als Debienne die Tür hinter dem letzten der Männer geschlossen hatte, »was können Sie mir über das Phantom sagen?«
    Die beiden Männer tauschten vorsichtige Blicke.
    »Zeigen Sie ihm den Vertrag«, wies Poligny Debienne an.
    Mit einem neuerlichen Seufzer holte Debienne einen Schlüssel aus der Tasche, mit dem er den großen Safe in einer Ecke des Zimmers öffnete. Er durchstöberte die unordentlich übereinandergelegten Papiere, die darin aufbewahrt wurden, und zog schließlich mehrere Blätter heraus, die er mir gab, während sein Augenlid noch immer wie ein epileptischer Signalmast zuckte.
    »Das sind die Bedingungen des Pachtvertrages für die Oper«, erklärte er und bedeckte sein Auge mit der Hand. »Die meisten Klauseln sind vollkommen üblich.«
    »Das sehe ich«, bemerkte ich, während ich das Dokument überflog.
    »Wir möchten Ihre Aufmerksamkeit auf die drei Bedingungen lenken, die auf Klausel siebenundsechzig folgen.«
    Hastig blätterte ich die Seiten durch und kam zu den Bedingungen, die in einer eleganten Handschrift auf das Dokument geschrieben worden waren und sich damit deutlich von den getippten Buchstaben unterschieden, die den größten Teil des Vertrages ausmachten.
    »Diesen Nachtrag haben wir im Safe gefunden, kurz nachdem wir unser Amt angetreten hatten«, bemerkte Poligny, stützte sein Kinn auf die Hand und sah mir unglücklich beim Lesen zu. »Nur wir haben einen Schlüssel zu diesem Safe«, fügte er hinzu, als könnte ich seine Worte eventuell mißverstanden haben.
    »Das sind also die Bedingungen, die der Geist stellt?«
    »So ist es.«
    Die Bedingungen lauteten:

    I. Die Loge 5 aus dem Ersten Rang steht grundsätzlich dem ausschließlichen Gebrauch des Geistes zur Verfügung.
    II. Der Geist wird eventuell von Zeit zu Zeit einen Austausch in der Besetzung bestimmter Aufführungen verlangen. Solch ein Austausch ist ohne Fragen oder Einwände durchzuführen.
    III. Der Geist erhält an jedem Ersten eines Monats eine Barauszahlung, bestehend aus zwanzigtausend Francs. Sollte die Direktion in irgendeinem Monat aus irgendeinem Grund mit der Zahlung des Unterhalts für den Geist (der insgesamt zweihundertvierzigtausend Francs im Jahr beträgt) um mehr als vierzehn Tage in Verzug geraten, lehnt der Geist jede Verantwortung für die Konsequenzen ab.
    Ich blickte auf.
    »Sie haben sich an diese Bedingungen gehalten?«
    »Buchstabengetreu«, antwortete Debienne. »Das schien uns sicherer zu sein.«
    »Ich bin doch neugierig, wie es kommt, daß ein Geist Geld verlangt«, wandte ich ein.
    »Man kann es mit der Neugier auch übertreiben«, erwiderte Poligny.
    »Wenigstens wissen wir jetzt, woher die drei Francs Trinkgeld stammen, die Madame Giry erhält«, murmelte ich mehr zu mir selbst als zu ihnen. »Und wie wird das Geld übergeben?«
    »Madame Giry läßt es am Ersten eines jeden Monats in einem Umschlag in seiner Loge liegen. Das Geld stammt aus dem Budget für die Instandhaltung.«
    »Diese Narren!« brach es plötzlich aus Debienne heraus, und das Zucken an seinem Auge war jetzt vollkommen außer Kontrolle geraten. »Sie haben ja keine Ahnung, was sie da tun!« Aufgeregt fuhr er sich mit der Hand durch sein langsam dünner werdendes Haar.
    »Von wem sprechen Sie?«
    »Von Moncharmin und Richard, den beiden neuen Direktoren!« rief Poligny, als hätte er es mit einem Idioten zu tun. »Sie fordern das Unglück geradezu heraus.«
    »Wie das?«
    Wieder tauschten die beiden unglücklichen Männer vorsichtige Blicke.
    »Sie glauben nicht an die Existenz des Geistes«, beklagte sich Debienne und legte eine Hand über seine dünnen Brauen. »Sie scheinen zu glauben, daß es sich bei der ganzen Angelegenheit um einen Streich von uns handelt, und sie haben hinreichend klargemacht, daß sie nichts damit zu tun haben wollen.«
    »Ein Streich!« wiederholte Poligny mit einem traurigen Lachen.
    »Wirklich?«
    »Wirklich. Sie haben gesagt, sie würden sich keinen Deut um die Nachträge in dem Vertrag scheren. Sie werden ihm nicht sein Geld auszahlen, sie werden die Besetzung nicht ändern, und, was am

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