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Sherlock Holmes und das Phantom der Oper

Sherlock Holmes und das Phantom der Oper

Titel: Sherlock Holmes und das Phantom der Oper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Meyer
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Türrahmen stehenblieb, um mich am Eintreten zu hindern.
    »Vielen Dank.«
    »Der Vicomte ist in Mademoiselle Daaé verliebt«, wagte ich zu äußern.
    »Das wird vergehen«, versicherte er mir und schlug mir die Tür vor der Nase zu.

KAPITEL SECHS

    Meine Tarnung

    Die Herren Debienne und Poligny waren damit beschäftigt, zu packen. Als ich sie am folgenden Morgen besuchte, befanden sich ihre Büros in völligem Chaos, und die beiden scheidenden Direktoren legten mit trübsinniger Miene Akten zusammen, sammelten Andenken ein, stritten sich, was die Besitzverhältnisse einiger Souvenirs betraf, und gaben einer kleinen Armee von Möbelpackern, die hin und her liefen und Gegenstände jeder Art von einem Ort zum anderen trugen, ihre Anweisungen. In der allgemeinen Verwirrung schienen sie mein Eindringen nicht weiter ungewöhnlich zu finden.
    Draußen vor den verrußten Fenstern, drei Stockwerke weiter unten, befanden sich die Löffelbagger und Preßlufthämmer, die in einem leichten Nieselregen an der Untergrundlinie auf der Rue Scribe arbeiteten, wobei ihre schwach bis zu uns heraufklingende Kakophonie das Tohuwabohu im Zimmer noch unterstrich.
    »Das Ende einer Ära – der Poligny-Debienne-Ära«, bemerkte Poligny.
    »Der Debienne-Poligny-Ära«, korrigierte ihn sein alter ego und ließ dieser Verbesserung ein gewichtiges Seufzen folgen.
    »Ich möchte mit Mademoiselle Christine Daaé sprechen«, unterbrach ich.
    »Nicht hier«, sagte Poligny, während er einen Stapel von Dokumenten durchsah, bevor er sie Debienne hinüberreichte, der einen kurzen Blick darauf warf, bevor er sie zurückgab.
    »Wir haben gute Arbeit geleistet«, stellte Debienne mit einem Blick auf ein Plakat an der Wand fest.
    »Sehr gute Arbeit.«
    »Wo kann ich sie finden?«
    Es war das erste Mal, daß sie mich überhaupt zur Kenntnis nahmen.
    »Ich verstehe nicht, warum Sie mit diesem Ansinnen zu uns kommen, Monsieur …«
    »Sigerson«, erinnerte ich ihn. »Ich bin, wie Sie vielleicht noch wissen, ein Freund von Mademoiselle Adler.«
    »Monsieur Sigerson«, sagte Poligny, »Sie müssen uns verzeihen. Ihre Bekanntschaft mit Mademoiselle Adler ist zwar zweifellos sehr beeindruckend, stellt aber noch keinen passe-partout dar.«
    »Ich fürchte, Sie müssen sich etwas Besseres einfallen lassen«, fügte Debienne hinzu, zerknüllte einige Papiere und warf sie in den Mülleimer. Ich holte tief Luft.
    »Nun gut, meine Herren, Sie zwingen mich, Ihnen die Wahrheit zu sagen.«
    »Aha«, sagte Poligny, ohne mir auch nur die geringste Aufmerksamkeit zu schenken.
    »Ich bin hier auf Veranlassung von Scotland Yard«, erklärte ich ihnen in meinem besten Eton-Akzent.
    Augenblicklich ließen beide von ihren Arbeiten ab und sahen mich an.
    »Was?«
    »Auf Verlangen von Monsieur Mifroid von der Pariser Präfektur«, fügte ich hinzu, wobei ich nun wieder französisch sprach. »Ich habe mich hier als Mitglied des Orchesters eingeführt, um Ermittlungen anzustellen, was den Tod von Joseph Buquet betrifft.«
    Bei diesen Worten betete ich, daß die beiden Männer genug mit ihren eigenen Angelegenheiten zu tun hatten, um sich nicht daran zu erinnern, daß meine Anstellung im Orchester schon vor Buquets Tod begonnen hatte. Falls ihnen dieser Widerspruch doch auffallen sollte, hätte ich nun selbst unter Verdacht gestanden.
    »Scotland Yard?« wiederholte Debienne. Ein nervöser Tick war an seinem rechten Auge aufgezuckt, und er legte die Hand darüber. »Warum sollte die Präfektur einen Engländer brauchen, um Buquets Tod zu untersuchen?«
    »Sie brauchten keinen Engländer«, erklärte ich mit einem gespielten Hauch von Ungeduld. »Sie brauchten einen Polizisten, der Geige spielt.« Mittlerweile erfreute ich mich ihrer ungeteilten Aufmerksamkeit.
    »Leroux hat immer gesagt, daß Sie kein Norweger wären«, erinnerte sich Poligny plötzlich. »Ihr Name?«
    Ich hätte mich beinahe verschluckt, als ich es sagte, Watson, aber ich hatte kein Make-up, das ich zu meiner Tarnung hätte benutzen können, nur meinen Verstand. Möge Gott mir verzeihen.
    »Inspektor Lestrade.« *
    »Ich trage aus naheliegenden Gründen keine Ausweispapiere bei mir«, fuhr ich ein wenig hastig fort, »aber Mademoiselle Adler wird Ihnen meine Identität bestätigen, da bin ich mir sicher.«
    Die beiden Männer sanken in ihre Stühle hinter ihren Schreibtischen.
    »Scotland Yard«, wiederholten sie.
    »Die Präfektur hält diese Angelegenheit für äußerst ernst, meine Herren. Dürfte ich Sie um

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