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Sherlock Holmes und das Phantom der Oper

Sherlock Holmes und das Phantom der Oper

Titel: Sherlock Holmes und das Phantom der Oper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Meyer
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Mademoiselle Daaé empfindet, nur um Haaresbreite von ihrem Gegenteil entfernt.«
    Ihr Gesichtsausdruck verdüsterte sich – so wie ein Fluß, der gerade noch kristallklares Wasser geführt hatte und dann plötzlich von einer Schlammflut heimgesucht wird.
    »Sie halten ihn für fähig, sich gegen sie zu wenden?«
    Ich sagte nichts, aber sie konnte die Antwort in meinem Gesicht lesen.
    »Und wen meinen Sie mit Nobody? Wer ist Nobody?«
    »Hat Mademoiselle Daaé Ihnen nie etwas von ihrem Engel erzählt?«
    »Was ist mit ihm?«
    »Nobody ist der Name, mit dem der Engel sich selbst bezeichnet. Es ist seine Stimme, die Sie in ihrem Ankleideraum gehört haben, seine Stimme, die Mademoiselle Daaé Musikunterricht gegeben hat. Ursprünglich hatte ich angenommen, daß es sich bei ihm um einen verärgerten Angestellten der Opéra handelte, aber mittlerweile sehe ich mich gezwungen, diese Mutmaßung fallenzulassen.«
    »Wie sieht Ihre augenblickliche Theorie aus?«
    »Ich habe keine. Ich weiß, um ehrlich zu sein, weniger als er, denn er kennt wenigstens meine Identität, während ich, was die seine betrifft, nicht die geringste Ahnung habe.«
    Sie errötete.
    »Sie glauben, daß mein Aufschrei Sie möglicherweise verraten hat?«
    Wieder einmal sah sie mich zögern.
    »Das tut mir wirklich leid, Mr. Sigerson. So leid, wie es mir tut, Sie als Denkmaschine bezeichnet zu haben.«
    An meinen Kopfschmerzen war mittlerweile kein Zweifel mehr, Watson.
    »Und Sie sind sicher, daß er weiß, wer Sie sind?«
    »Ganz sicher«, sagte ich bekümmert und tastete nach dem an mich adressierten Papierschnipsel in meiner Tasche. »Alles, was ich von ihm weiß, ist, daß er Homer liest.« Sie warf mir einen fragenden Blick zu. »In der Odyssee wird der Zyklop Polyphemus von dem Helden, der sich ›Niemand‹ nennt, geblendet. Als der Riese sich später bemüht, seinen Angreifer zu benennen, sind seine Zyklopenbrüder verständlicherweise verwirrt.« Ich seufzte. »Wahrscheinlich ist er ziemlich stolz auf seine Idee.«
    Miss Adler drückte ihre Zigarette aus.
    »Also gut«, sagte sie unglücklich. »Hiermit befreie ich Sie von Ihrer Aufgabe. Und es tut mir von ganzem Herzen leid, daß ich Sie in diese Angelegenheit überhaupt hineingezogen habe«, fügte sie mit leiser Stimme hinzu.
    Ihr Kummer war offensichtlich. Ich zog mir einen Stuhl heran und setzte mich zu ihr.
    »In dieser Hinsicht brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen, Madame. Es wäre nichts anders gekommen, hätte ich mich niemals um Mademoiselle Daaé gekümmert.«
    Diese Tatsache verbitterte mich mehr als alles andere, Watson. Diesem Wahnsinnigen gegenüber fühlte ich mich vollkommen machtlos.
    »Es tut mir nur leid, daß ich gescheitert bin«, fügte ich nach einem weiteren Augenblick des Schweigens hinzu. Sie sah mich mit glänzenden Augen an und nahm meine Hand, die sie dann ein wenig länger festhielt, als es unbedingt notwendig gewesen wäre.
    »Bitte, sagen Sie doch so etwas nicht, Mr. Sigerson. In meinen Augen können Sie nicht versagen. Ganz gewiß nicht nach gestern nachmittag.«
    Ich konnte weder in ihrer Stimme noch in ihrem Gesichtsausdruck auch nur die geringste Spur von Spott bemerken. Sanft entzog ich ihr meine Hand und erhob mich.
    »In einer Hinsicht können Sie ganz beruhigt sein, Miss Adler: Ich habe nicht die geringste Absicht, den Fall aufzugeben. Ich habe vielmehr die Absicht, diesen Schurken zur Strecke zu bringen, und wenn es das letzte ist, was ich in meinem Leben tue.«
    »Ich hoffe, das wird es nicht sein«, sagte sie und erhob sich ebenfalls, wenn auch mit einigem Zögern. »Würden Sie mich in Ihre Pläne einweihen?«
    »Das halte ich im Augenblick für wenig ratsam. Würden Sie mich in die Ihren einweihen?«
    Sie hob mit einer Geste, die ich langsam für charakteristisch hielt, ein wenig die Schultern. »Von Amsterdam aus gehe ich nach Montenegro.« Sie seufzte. »Ein einsamer Wanderer.«
    »Sie werden zweifellos glücklich sein, von hier fortzukommen und diese ganze erbärmliche Angelegenheit hinter sich zu lassen.«
    Sie schenkte mir einen Blick, der wieder ganz ihr altes Selbst verriet, und sah mich unter ihren seidigen Wimpern verschmitzt an.
    »Nicht vollkommen glücklich, denke ich. Werde ich Sie wiedersehen?«
    Ich nahm ihre Hand und küßte sie; diesmal ließ ich sie nicht los.
    »Alles ist möglich, Miss Adler.«
    Sie betrachtete forschend mein Gesicht.
    »Ich hoffe, Sie finden, wonach Sie suchen, mein Freund.«
    »Er wird mir nicht

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