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Sherlock Holmes und der Fall Sigmund Freud

Sherlock Holmes und der Fall Sigmund Freud

Titel: Sherlock Holmes und der Fall Sigmund Freud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Meyer
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seine Freunde auf der Lauer liegen sollten.«
    Ich versuchte, ihm mit möglichst ruhiger Miene zuzuhören und die passenden Fragen zu stellen.
    »Zwei Männer, sagen Sie?«
    »Ja. Der eine war groß und recht schwer – mindestens 90 Kilo –, dieser feuchte Boden registriert jeden Eindruck, der auf ihm hinterlassen wird. Er trug enorme Stiefel mit gebogenen Spitzen und eckigen Absätzen, die am Spann jeden Fußes abgetragen waren. So große, schwere Männer stehen oft mit den Zehen auswärts, das erklärt das Phänomen. Er war ein Mann von großer Entschlossenheit und nach meinem Urteil der Anführer.«
    »Und der andere?« Ich versuchte, auffälliges Schlucken zu vermeiden.
    »Ah, der andere«, seufzte Holmes nachdenklich und blickte die stille Straße hinunter, »er hat einige interessante Züge. Er war etwas kleiner und längst nicht so dick wie sein Begleiter; unter sechs Fuß, würde ich sagen, und er hinkte etwas, Ihnen nicht unähnlich, Watson, auf dem linken Bein. Einmal blieb er zurück und mußte von dem anderen gerufen werden, als sie sich dem Hause näherten. Das ist der Tatsache zu entnehmen, daß nur die Abdrücke seiner Zehen in dieser Richtung sichtbar sind. Er muß gerannt sein, um den anderen einzuholen, das konnte ich auch der zunehmenden Länge seiner Schritte entnehmen. Sie gingen zum Haus, trafen den Professor und verließen ihn wieder. Ich könnte Ihnen mehr über sie sagen, wenn nur nicht dieser verfluchte Nebel mich daran hindern würde, mir ein vollkommenes Bild über ihre Aktivitäten zu machen. Gottlob habe ich meine Vorsichtsmaßregeln getroffen, so daß ich ihrer habhaft werden kann, sollte das nötig sein. Aber wie Sie wissen, ist es nicht meine Gewohnheit, den kleinen Fischen nachzujagen, wenn große herumschwimmen. Geben Sie acht, der Vanille-Extrakt! « schrie er plötzlich und zog mich die zwei Schritte zurück, die ich in Richtung auf das Haus zurückgelegt hatte. »Sie hätten hineinfallen können«, keuchte er und hielt sich an mir fest, um seine Balance zu wahren. Jetzt stand für mich fest, daß er vollkommen dem Wahnsinn verfallen und nicht mehr zu retten war.
    »Vanille-Extrakt!« Ich sagte es so gelassen wie möglich.
    »Keine Angst, mein Guter, ich habe wieder Sinn noch Verstand verloren«, lachte er und ließ das Revers meines Mantels los. »Ich sagte ja, ich habe Maßnahmen getroffen, die es mir ermöglichen, jeden dieser Männer ausfindig zu machen. Zahlen Sie die Droschke, und ich will es Ihnen erklären.«
    In tiefstem Unbehagen stolperte ich zur Droschke zurück, zog meine Reisetasche aus ihren Tiefen und gab dem Fahrer sein Geld. Er war offenbar erleichtert. Die Gefahren des Nebels schienen ihm zweifellos harmlos im Vergleich mit dem abenteuerlichen Leben in Munro Road. Die Droschke verschwand langsam knarrend im Nichts, und ich kehrte zu meinem wartenden Begleiter zurück. Holmes nahm mich beim Arm und Toby an der Leine und führte uns zum Haus, dessen Nähe ich jetzt, obwohl es noch nicht zu sehen war, spüren konnte.
    »Schauen Sie, da unten. Atmen Sie tief ein«, instruierte er mich. Ich hockte mich nieder und inhalierte, wie mir befohlen. Beinahe sofort wurden meine Nüstern von dem süßlichen Geruch des Vanille-Extrakts attackiert.
    »Was in aller Welt –?«
    »Es ist besser als Kreosot, wenn es sich arrangieren läßt«, antwortete er und ließ auch Toby riechen, »denn es ist nicht klebrig, so daß der Träger nicht auf die Idee kommt, etwas hafte an seinen Sohlen. Der andere Vorteil ist seine Einmaligkeit. Es ist stark und lange anhaltend, und ich bezweifle sehr, daß Toby durch etwas auch nur annähernd Ähnliches verwirrt werden könnte, – es sei denn, unsere Spur führe durch eine Küche. Komm, guter Hund, riech’, riech’!« ermutigte er das Tier, das pflichtbewußt an der großen Pfütze im Rinnstein schnüffelte.
    »Ich habe das hier gestern ausgegossen, bevor ich ging«, fuhr Holmes fort, während er sich bemühte, seine Verkleidung zu entfernen. »Sie sind alle hineingetreten – Moriarty, seine beiden Komplizen – auch das Rad von Moriartys Kutsche ist hindurchgefahren.«
    Ich dankte meinen Sternen, daß ich diesen Morgen ein frisches Paar Stiefel angezogen hatte, und erhob mich.
    »Und jetzt?«
    »Und jetzt wird Toby dem Droschkenrad folgen. An irgendeinem Punkt wird er ungewiß werden, und dann werden wir zur Fußspur überwechseln. Sind Sie bereit?«
    »Ist es nicht zu spät?«
    »Ich glaube nicht. Der Nebel, der Ihre Ankunft

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