Sherlock Holmes und der Fluch der Titanic (German Edition)
Männer am gedeckten Tisch sitzen. Ihre Teller waren halb voll, von den Gläsern mit Rotwein war getrunken worden. In der Mitte des Tisches stand eine Vase mit einem blühenden Kirschzweig.
Die Männer waren vornüber auf die Tafel gesunken. Rote Flecken breiteten sich auf dem weißen Tischtuch aus. Blutflecken. Die drei Männer waren durch Schüsse in den Kopf getötet worden, von hinten, nachdem man sie betäubt hatte.
»Das Betäubungsmittel muss in den Getränken oder im Essen gewesen sein. Auch das Personal hatte davon genommen. Aber diese Herrschaften leben noch.«
»Das also ist das unspektakuläre Ende von König David und seinen zwei verbliebenen Kriegern«, sagte Holmes. »Von den ursprünglich vier Männern, die ausgezogen waren, unser Land zu verändern.«
»Ich sehe nur drei Männer«, sagte Watson. »Sie meinen, dass der Anführer entkommen ist oder sich im Gebäude verbirgt?«
Holmes schüttelte den Kopf. »Wenn Sie sich der unangenehmen Aufgabe stellen, die Gesichter der Herren zu betrachten, werden Sie bemerken, dass einer von ihnen beträchtlich älter ist als die anderen. Bei dem älteren Mann mit dem Schnurrbart handelt es sich um Colonel King. Um Colonel David King, der sich selbst King David nannte, weil er meinte, ein Nachkomme des biblischen Königs David zu sein, dessen Stammbaum über Jesus Christus bis herauf in unsere Tage reichte. Beachten Sie das Glasfenster mit der Abbildung des Baumes Jesse, der die Blutlinie des Hauses David darstellt, beginnend bei Adam, über König David, König Salomon, über Josef, den Mann Marias, Jesus Christus selbst, bis herauf zu Colonel King. Der Colonel ist, oder besser gesagt, war der stellvertretende Verteidigungsminister unseres Landes. Wohl ein Grund, warum das Trompetensignal, mit dem Sie Watson und mich herbeiriefen, so gedämpft im Ton ausfiel. Nicht wahr, Brigadier?«
»Die drei Männer tragen eine hohe militärische Auszeichnung, das Victoria-Kreuz, das von der Queen für vorbildliche Tapferkeit vor dem Feind verliehen wird. Wir wussten, dass wir eine schwere Aufgabe zu erfüllen haben würden«, sagte Brigadier Hurst. »Es wäre mir lieber gewesen, wir hätten Colonel King in einem fairen Kampf besiegen und gefangen nehmen können und ihn nicht auf diese Weise aufgefunden. Eine feige, hinterhältige Methode, einen Soldaten zu töten.«
»Jeder wählt die Methode, die ihm liegt. Von einer moralischen Bewertung würde ich persönlich Abstand nehmen. Die Herren kannten keine Gnade beim Erreichen ihrer Ziele. Mit Kumpanen ihrer ehemaligen Kompanie sprengten sie das Eisfeld, das die Titanic vernichtete. Hunderte Menschen kamen dabei um. Ich kann nichts Heldenhaftes daran erkennen.«
»Aber warum? Was wollten sie damit erreichen?«, fragte Doktor Watson.
»Das lässt sich in wenigen Sätzen erklären«, sagte Holmes. »In Sätzen, die Sie, Watson, leider nie zu Papier bringen werden, weil davon nie etwas an die Öffentlichkeit dringen darf. Zu groß wäre der Schaden für die Armee unseres Landes, deren Ruf gerade in Kriegszeiten nicht geschwächt werden darf. Nun, bei dem dunkelhaarigen Gentleman, dem Krieger Jasobeam, handelt es sich um Mr. James R. Faber, den Direktor der Royal-Maritime -Versicherung, die die Titanic versichert hatte.«
»Was es unmöglich erscheinen lässt, dass er am Untergang des Schiffes beteiligt war«, wandte Dr. Watson ein. »Viel wahrscheinlicher wäre es, Mr. Ismay an seiner Stelle vorzufinden.«
»Für Sie Watson, weil Sie sich mit der Kraft eines Bulldogs in den armen Mann verbissen haben. Aber die Realität spricht, wie Sie sehen, eine andere Sprache. Nun, James R. Fabers Versicherung erlitt keinen Schaden durch die Versenkung der Titanic. Im Gegenteil. Die Royal Maritime war bei vielen kleineren Agenturen rückversichert, die durch den Schadensfall ruiniert wurden. Faber selbst machte durch das Unglück einen bescheidenen Gewinn, den er zu optimieren suchte, indem er Ismay und seinen amerikanischen Kollegen Pierpont Morgan durch gezielte Dossiers an die Presse in Misskredit brachte. Hätte man die Verantwortlichen der White Star Line tatsächlich des Versicherungsbetrugs überführt, wie Conolly, Evans und ihr amerikanischer Kollege Robertson in ihren Zeitungsbeiträgen andeuteten, wäre Faber in Geld geschwommen und hätte finanziell zu den großen Plänen seines Colonels David King beitragen können. Auf diese Weise dienten die Reporter und der Romanautor Morgan Robertson, ohne sich dessen bewusst zu sein,
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