Sherlock Holmes und der Fluch der Titanic (German Edition)
persönlichem Dank verpflichtet. Die Begegnung mit Mrs. Farland, mit Hilda, hat mir gezeigt, dass es möglich ist, dass … Nun, Mrs. Farland hat mir vergeben.« Mr. Ismay hatte Tränen in den Augen. »Obwohl sie auf meinem Schiff ihren Mann und ihren Enkelsohn verlor. Ich sehe darin einen möglichen Weg, mir selbst zu verzeihen, eines Tages, und vielleicht innere Ruhe zu finden. Und weil Sie mir diesen Weg geöffnet haben, Mr. Holmes, werde ich Ihnen den Rest Ihres Honorars umgehend überweisen.«
»Warten Sie damit noch, Mr. Ismay. Ich werde den Fall klären, wie ich es Ihnen versprochen habe. Sie müssen sich bis zum Ende dieses Jahres gedulden. Ich lade Sie schon heute für den vorletzten Tag des Jahres, den 30. Dezember, zu einem Mittagessen in die Baker Street 221b, bei dem ich Ihnen die Lösung des Falls präsentieren werde. Wenn Sie mir dann einen Scheck über den Rest des Honorars ausstellen, würde ich mich freuen. Wenn nicht, wäre das auch in Ordnung. Denn was ich Ihnen an diesem Tag mitteile, wird nicht veröffentlicht werden dürfen. Das heißt, Sie werden nicht reingewaschen werden von den Verdächtigungen der Journalisten.«
Joseph Bruce Ismay drückte Holmes fest die Hand, dann wandte er sich an Doktor Watson. »Ich weiß, dass Sie mir mit größtem Misstrauen begegnen, Doktor. Umso mehr schätze ich es, dass Sie von Beschimpfungen Abstand genommen haben. Ich hoffe sehr, dass Sie bei dem von Mr. Holmes in Aussicht gestellten Treffen anwesend sind, damit Sie erkennen können, dass ich kein Verbrecher bin.«
»Ich wünsche Ihnen alles Gute«, sagte Doktor Watson knapp und vermied einen Händedruck.
DIE GROSSE STILLE
Als Holmes am Vormittag des 28. Dezembers des Jahres 1915 die Fahrt von seinem Hotel nach London antrat, wehte ein schneidend kalter Wind vom Kanal her.
Holmes bedauerte den Kutscher, der dem winterlichen Wetter ausgesetzt war, während er selbst im Inneren des Broughams zwar nicht vor der Kälte, aber doch vor Wind und Feuchtigkeit geschützt war.
Er tröstete sich damit, dass Unannehmlichkeiten dieser Art Teil seines Berufes waren, wie das Fahren bei Wind und Wetter zu den Aufgaben von Mr. Ramsey, dem Kutscher, gehörte. Wie auch die englischen Soldaten angesichts der ununterbrochenen deutschen Feindseligkeiten auf weihnachtlichen Frieden, Komfort und Sicherheit verzichten mussten. Einen Höhepunkt der negativen Ereignisse stellte wohl die Hinrichtung der englischen Krankenschwester Edith Cavell wegen angeblicher Spionage dar.
Außerdem war Holmes freiwillig unterwegs. Niemand außer er selbst war verantwortlich für die Entscheidung, diese Reise anzutreten, die ihn zunächst in sein Quartier in der Baker Street führte, wo Dr. Watson zu ihm stoßen würde. Der treue Freund würde ihn auf der entscheidenden Fahrt begleiten. Auf der Reise zu jenen Personen, die hinter dem Anschlag auf die Titanic standen.
Ein recht heikles Unterfangen, bei dem er die Unterstützung seines Bruders Mycroft gesucht hatte. Der Gegner, der den Tod von hunderten Menschen zu verantworten hatte, würde nicht leicht zu besiegen sein. Eine gefährliche, entscheidende Schlacht stand bevor, deren Ausgang unsicher war.
Mycroft Holmes hatte seinen Bruder und den Doktor zu einem Abendessen in den Stranger's Room des Diogenes Club s geladen, um die Taktik des Vorgehens zu besprechen.
»Das Schloss in Wiltshire wird von der Truppe umstellt und gesichert, um eine etwaige Flucht zu verhindern. Anschließend dringen unsere Männer ein und schreiten zur Festnahme.«
»Wobei darauf zu achten ist, dass sie lebend gefasst werden. Wir brauchen ihre Aussagen. Um diese werden sich Watson und ich kümmern.«
»Es ist den Herren aber klar«, wandte Mycroft Holmes ein, »dass nichts von dem, was du erfährst, nach außen dringen darf. Unser Land befindet sich im Krieg. Wir dürfen keine Schwächung unserer Institutionen riskieren.«
»Was also planst du, um das Ergebnis der Aktion geheim zu halten?«, fragte Holmes seinen Bruder.
»Die Betreffenden werden dorthin transportiert, wo sie schon lange hingehören, in ein Asyl für Geisteskranke, wo man sie bis zum Ende ihres unwürdigen Lebens sicher verwahren wird. Die Schiffe der White Star Lines , insbesondere die Olympic, werden in den Dienst des Staates gestellt, als Transporter im Krieg. Damit wird es zu keinen Härten für die Mannschaften kommen, und die Schifffahrtslinie vor dem Bankrott gerettet.«
»Also doch«, sagte Watson. »Ich wusste, dass Ismay
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