Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)
können, ist mir ein Rätsel!«
»Sagten Sie nicht, dass Inspektor Lestrade und die ihn unterstützenden Beamten von Scotland Yard einen ausgeklügelten Plan zur Befreiung Ihrer Frau entwickelt hätten? Also, kein Grund zur Nervosität. Sie haben es mit Profis zu tun.«
KAPITEL 4
»Ich weiß«, sagte Watson, »dass Lestrade und seine Männer viel Erfahrung haben. Aber es geht um meine geliebte Mary. Ich hoffe, mir unterläuft kein Fehler. Wollen Sie mich nicht begleiten, Holmes?«
»Soviel ich weiß, sollen Sie allein auf diesem Platz erscheinen. Smith Square. Also kann ich nicht dabei sein.«
»Aber Lestrade und seine Männer sind auch dort, mit einer schnellen Kutsche, damit sie die Verfolgung der Verbrecher aufnehmen können, sobald Mary sicher in meinen Händen ist.«
»Raffiniert, mit einem Wort, raffiniert«, stellte Holmes fest. »Da ist ein Mann wie ich nicht gefragt. Ich bleibe hier, halte im Haus die Stellung und warte auf Ihre Rückkehr, um mit Ihnen und Ihrer geschätzten Frau den Sieg der Polizei über das Verbrechen zu feiern.«
»Und Sie werden morgen davon in der Zeitung lesen. Lestrade hat einen Journalisten eingeladen, unmittelbar zu berichten. Er nennt das embedded journalism .«
»Eingebetteter Journalismus. Was es nicht alles gibt! Der Inspektor ist seiner Zeit voraus. Aber jetzt sollten Sie sich beeilen, Watson. Die Zeit drängt.«
»Es ist erst halb vier. Die Übergabe ist für sechs Uhr geplant.«
»Trotzdem.«
Fünfzehn Minuten vor sechs Uhr positionierte sich Doktor Watson mit einem Koffer voll Hundertpfundnoten in der Mitte des gepflasterten Platzes. Lestrade hatte mit einer Gruppe von fünf Männern und Rupert Randolph, Journalist des Chronicle , Aufstellung in der Lord Nelson Street genommen. Sie überwachten den Platz, um, sobald die junge Frau freigekommen war, im Paddywaggon die Verfolgung des Entführers und dessen Geldkoffers aufzunehmen. Der Kutscher war bereit, jeden Augenblick loszufahren.
Sechs Uhr. Eine schwarze Droschke, die von zwei Hengsten gezogen wurde, raste durch die Nelson Street, an den Polizisten vorbei, auf Doktor Watson zu.
»Sie haben uns sicher nicht entdeckt«, flüsterte Lestrade. »Dafür sind sie zu schnell.«
Im nächsten Moment stand eine Frau neben Watson und die Kutsche entfernte sich Richtung Fluss. Jedoch lag anstelle der schnellen Droschke der niedergeschlagene Kutscher auf dem Pflaster. Das Fuhrwerk war entschwunden. Und mit ihm das Geld.
In einem hilflosen Versuch, an der Blamage etwas zu ändern, liefen die Polizisten und der Journalist in die Richtung, die die schwarze Kutsche genommen hatte. Dabei stürzte der pummelige Rupert Randolph derartig heftig, dass man Sanitäter verständigen musste.
Der einzig Glückliche an diesem Abend war Doktor Watson, der seine bleiche Frau Mary umarmte.
»Wie Sie es prophezeit haben. Ein gelungenes Manöver von Scotland Yard, von dem wir noch viel lesen und hören werden«, begrüßte Holmes den Doktor, der seine Frau, die vor Schwäche kaum in der Lage war zu gehen, ins Haus geleitete. »Ich werde mich diskret zurückziehen, um das private Glück nicht zu stören.«
Etwa eine Stunde später klopfte Watson an die Tür des Gästezimmers.
»Wie geht es der Dame des Hauses? Wie fühlen Sie sich, Watson?«, erkundigte sich Holmes, die Türe öffnend und seinen Freund in den Raum bittend.
»Mir geht es ausgezeichnet. Mary ist in einen tiefen Schlaf gesunken. Sie ist körperlich unversehrt. Aber ...«
»Wo liegt das Aber, der Wermutstropfen, der diesen Abend trübt?«
»Übertreiben Sie nicht in Ihrer Heuchelei, Holmes! Sie haben damit gerechnet. Erinnern Sie sich nicht, als Sie mich fragten, was wohl das Dümmste wäre, das man unternehmen könnte, um Mary zu befreien? Sie selbst haben Lestrade und den Yard vorgeschlagen.«
»Aber haben Sie nicht Ihre Frau wohlbehalten zurückbekommen? Das Lösegeld stammt ja nicht von Ihnen.«
»Sie wissen vom Verlust des Geldes? Ja, stecken Sie hinter dem Anschlag? Haben Sie den Paddywaggon entführt und das Geld geraubt?«
»Das Lösegeld wurde in der Droschke entführt?«, fragte Holmes ungläubig.
»Natürlich nicht. Es wurde in rasendem Tempo mit der Droschke weggebracht, in der man Mary auf den Platz transportiert hatte. Inzwischen wurde aber der Paddywaggon gestohlen, um eine Verfolgung zu verhindern.«
»Wie raffiniert. Sie sehen, dazu waren mindestens zwei Menschen erforderlich. Also kann ich es nicht gewesen sein.«
»In Ihrem Drang, den
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