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Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Preyer
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durfte es jedoch nicht verlassen, bis man mich in die schwarze Droschke brachte.«
    »Das heißt, man erwartet sich etwas von Ihrer Rückkehr.«
    »Ich versichere Ihnen, Mr. Holmes, dass ich lieber sterbe, als meinen John oder Sie zu verraten.«
    »Ich glaube Ihnen.«
    »Dafür danke ich.«
    »Also muss es einen anderen Nutzen der Rückkehr geben, vermutlich, um Watson mit einer neuerlichen Entführung unter Druck setzen zu können, um uns zu verwirren ... Was auch immer. Es steckt ein Plan dahinter.«
    »Meist mindestens zwei Intrigen. Colonel Moran – ich scheue mich, ihn weiterhin Vater zu nennen – und Moriarty verlassen sich nie auf ein einziges Manöver, sie planen doppelt, drei- und vierfach. Ach, es wäre doch besser für John, wenn ich nicht mehr hier wäre!«
    »Er braucht Sie«, versicherte Holmes. »Und ich werde mich bemühen, den Nebel, der die Pläne Moriartys noch umgibt, möglichst rasch zu durchdringen, sodass wir endlich zielgerichtet handeln können. Das wird aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Wo liegt das Schloss Ihres Vaters?«
    »Das Gebäude, in dem ich festgehalten wurde, gehört Professor Moriarty. Es ist kein wirkliches Schloss, bloß ein sogenannter Herrensitz. Es handelt sich um Kenwood House in Hampstead.«
    »Sie haben mir sehr geholfen, Mrs. Watson. Es wird Zeit, ins Haus zurückzukehren und mit den Planungen zu beginnen.«
    »Erzählen Sie aber weder mir noch John von Ihren konkreten Absichten. Sollte Moriarty davon erfahren, möchte ich nicht, dass der Eindruck entsteht, ich hätte mein Wissen weitergegeben.«
    »Dieser Punkt ist eindeutig geklärt«, versicherte Holmes auf dem Rückweg, dann fragte er noch: »Was für ein Mensch ist Ihr Vater?«
    »Er ist Mathematiker wie Moriarty. Für ihn ist alles klar kalkulierbar. Schwarz und Weiß. Es gibt keine Zwischentöne, keine anderen Farben. Keine Blumen, keine Heiterkeit. Die Welt als Schachbrett, auf dem er selbst eine Figur ist, die andere Figuren beeinflusst, sie auch opfert.«
    »Weniger eine Figur als der Spieler selbst«, wandte Holmes ein.
    »Ich vermute«, sagte die junge Frau traurig, »dass meine Mutter ... dass er die Ursache ihres Todes ist.«
    »Sie wurden in der Schweiz erzogen?«
    »In einem Internat.«
    »Das heißt, dass Sie die Chance einer eigenständigen Entwicklung hatten.«
    »Eine Zeit lang. Bis zu meiner Rückkehr nach England. Und den Rest der Geschichte kennen Sie.«
     
    Am Abend zog sich Sherlock Holmes in das Gästezimmer zurück. Dichter Rauch stieg aus seiner schwarzen Tonpfeife. Er ging wie ein gereizter Tiger im Raum hin und her, so schnell, dass er immer wieder über die Teppiche stolperte, die Mrs. Watson zur Verschönerung des Zimmers hatte auslegen lassen. Ein Satz der jungen Frau hatte ihn besonders beeindruckt. Der Hinweis, dass Moriarty sich nicht mit einer einzigen Intrige begnüge, sondern immer mehrere Pfeile im Köcher habe.
    Es war an der Zeit, klar zu analysieren und endlich einen eigenen Plan zu entwickeln.
    Holmes öffnete den Schrank, in dem er seine persönlichen Utensilien deponiert hatte. Unschlüssig griff er nach dem Metallkästchen, in dem sich die Spritze befand, zog die Hand zurück, bis er sich endlich doch entschloss, seinem Denkvermögen durch die Droge mehr Dynamik zu verleihen. Er schüttelte das Fläschchen mit der Kokainlösung, öffnete es und zog zwölf Milligramm der fünfprozentigen Kokain-Wasser-Lösung in den Kolben der Spritze. Mit der Nadel suchte er die Vene in der linken Beuge seines blassen, fast weißen Arms und schob die Spitze in die Ader, die sein Blut zum Herzen transportierte.
    Die Wirkung setzte so rasch ein, dass Holmes nicht mehr in der Lage war, die Nadel aus seinem Körper zu entfernen. Er sank zu Boden, die Spritze glitt seinen Arm entlang, Blut sickerte aus der Ader.
    Alle Müdigkeit, alle Zweifel waren verschwunden. Er sah sich als Sieger über den Erzfeind, den verdammten Schurken, der ihm so ähnlich war.
    Du musst nur in dein eigenes Inneres horchen, wenn du wissen willst, was er plant und wozu er fähig ist , sagte eine weibliche Stimme.
    »Mutter?«, fragte Holmes. »Bist du es?«
    Statt eine Antwort zu geben, fuhr die Stimme fort:
    Du scheiterst an Moriarty, weil du wegblickst, weil du ihn nicht sehen willst oder kannst. Du kannst ihn nur durchschauen, wenn du dich selbst erkennst.
    »Ich bin bereit!«
    Ein Rauschen wie von den Flügeln eines riesigen Vogels erfüllte den Raum und eine Welle von Hitze und aasigem Geruch rollte über

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