Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)
verbrecherischen Professor zu besiegen, hätten Sie das auch geschafft.«
»Und das Geld?«
»Wäre sehr willkommen für die Jagd auf Moriarty.«
»Nein.«
»Was nein?«
»Ich versichere Ihnen, mein lieber Watson, dass ich nicht hinter dieser Kapriole stecke. Und der Journalist, der darüber berichten sollte, was macht Lestrade nun mit ihm? Wie verhindert er, dass er darüber schreibt?«
»Mr. Randolph befindet sich im Krankenhaus. Er hat sich bei der Verfolgung der Kutsche ein Bein gebrochen.«
»Er liegt in einem Krankenbett?«, vergewisserte sich Holmes.
»Natürlich.«
»Ich wollte nur ganz sichergehen. Immerhin weiß ich nun, wie Lestrade auf seine Bezeichnung dieser journalistischen Sensation gekommen ist.«
»Welche Bezeichnung?«, erkundigte sich Watson misstrauisch.
» Embedded journalist «, antwortete Holmes. »Jetzt ist es klar, was er mit eingebetteter Journalist gemeint hat.«
»Wenn Sie mir Ihre Gastfreundschaft noch ein, zwei Tage gewähren, mein lieber Watson, wäre ich sehr froh. Danach werde ich mich in die Baker Street zurückziehen.«
»Sie sind ein gern gesehener Gast«, erwiderte Watson beim Frühstück, das Mrs. Remington den beiden Männern im Esszimmer servierte. Mrs. Watson schlief nach all der Anstrengung noch.
»Es geht Ihnen bedeutend besser. Vielleicht können Sie und Ihre Frau mich in meiner ... wie soll ich sagen ... Mission unterstützen«, erklärte der Detektiv.
»Ich stehe sehr gern zur Verfügung, soweit dies meine Praxis zulässt, die ich heute wieder öffne. Was meine Frau betrifft, weiß ich nicht ...«
»Ich würde sehr gerne, natürlich nur, wenn sie selbst einwilligt, ein Gespräch mit ihr führen. Möglicherweise kann sie mir wichtige Hinweise geben.«
»Ich habe nichts dagegen. Sie müssen sie selbst fragen.«
Holmes lud Mrs. Watson zu einem Frühlingsspaziergang in den Park ein. Noch blühten Tulpen und Narzissen, wurden jedoch schon von Sommerblumen wie Tagetes, Levkojen und Ringelblumen abgelöst. Nannys schoben Kinderwagen die Wege entlang, begleitet von Kleinen, die schon laufen konnten.
»Erzählen Sie mir, lieber Mr. Holmes, was Sie über mich wissen, dann kann ich es mir ersparen, Bekanntes zu wiederholen«, schlug die junge Frau vor, die ernst, aber gefasst wirkte. Jedes Lächeln schien ihr schwerzufallen, als ob sie starke Kopfschmerzen hätte.
»Sie wurden, wie ich vermute, von Ihrem Vater, Colonel Sebastian Moran, dem Stabschef Professor Moriartys, auf Watson angesetzt, mit dem Auftrag, ihn zu umgarnen und über seine und meine Aktivitäten zu berichten. Das geschah bei monatlichen Treffen mit Ihrem Vater während der Spaziergänge hier im Park.«
Mrs. Watson nickte.
»Ihre Berichte«, fuhr Holmes fort, »wurden immer spärlicher, Sie überlegten lange vor jedem Treffen, was Sie erzählen wollten und was nicht, und schließlich beendeten Sie Ihre Rolle als Spionin, weil Sie Watson schätzen gelernt hatten.«
»Ich liebe John und bedaure meinen anfänglichen Betrug. Und auch ich bin ihm nicht gleichgültig. Natürlich hätte ich reinen Tisch machen müssen, ihm gestehen, was mich ursprünglich in sein Haus geführt hatte und ihm meinen Abschied anbieten. Aber ich war nicht mutig genug, ich wollte ihn nicht verlieren und schwieg.«
»So kam es, dass Sie für Ihren Vater und für Moriarty überflüssig, wenn nicht gar gefährlich wurden. Eine prekäre Situation, die sich durch die Tatsache milderte, dass Sie nicht irgendjemandes, sondern die Tochter des Colonels sind.«
»Da liegen Sie falsch, Mr. Holmes. Verwandtschaftliche Rücksichtnahme spielt für meinen Vater keine Rolle. Der Grund, warum man mich nicht beseitigt hat, war ein anderer. Man meinte, man könne durch meine Entführung Einfluss auf meinen Mann und auf Sie nehmen. Und nebenbei zu weiterem Geld kommen, das für die Pläne der beiden benötigt wird.«
»Das kann ich noch verstehen«, meinte Holmes nachdenklich. »Schwieriger wird es zu durchschauen, warum man Sie so leicht gehen ließ, für fünftausend Pfund. Was mussten Sie Ihrem Vater versprechen?«
In diesem wichtigen Augenblick des Gesprächs rollte ein roter Ball auf Mrs. Watson zu, den ein Junge von vier, fünf Jahren geworfen hatte. Sie nahm ihn lächelnd auf und schoss ihn mit Eleganz zurück.
»Es wäre schön, Kinder haben zu können«, sagte sie versonnen, dann wurde sie wieder sehr ernst: »Mein Vater oder Moriarty haben mich dieses Mal auf keine Weise bedrängt. Ich konnte mich im Haus frei bewegen,
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