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Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Preyer
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keinen Schritt von der Seite der Monarchin gewichen war, bis er im Jahr 1883 starb. Das Volk war so weit gegangen, die Königin hinter vorgehaltener Hand als Mrs. Brown zu titulieren.
    Und nun ein Moslem aus Indien. Bärtig wie sein angeblicher Vorgänger, in der besonderen Gunst der Queen, sehr jung. Ein Gerücht, das die Urteilsfähigkeit der alt gewordenen Monarchin infrage stellen und die Gefahr aufzeigen sollte, die dem Land von dem Vertreter einer fremden Kultur, einer fremden Religion, drohte.
    Was konnte man unternehmen? Holmes überlegte. Dem Bericht keine Bedeutung beimessen, ihn ignorieren in der Hoffnung, dass die in ihm verbreiteten Behauptungen nicht allzu vielen Lesern auffielen?
    Das wäre naiv , dachte Holmes. Moriarty wird keinen Augenblick ruhen, zu einer weiteren Verbreitung beizutragen. Dies war der erste Versuch, weitere würden folgen.
    Holmes entschied sich, den britischen Geheimdienst in Form seines Bruders Mycroft in die Beratung einzuschließen.
     
    Der Bruder des Detektivs wohnte in der Pall Mall, dem Zentrum der bildenden Kunst – und der Londoner Gentlemen's Clubs.
    Holmes fuhr erst gar nicht zu Mycrofts Haus, sondern gleich in den Diogenes Club , dem zweiten, oder besser, ersten Zuhause des Mannes, der eine so hervorragende Rolle im Gefüge des Landes einnahm, ohne je öffentlich in Erscheinung zu treten.
    Sherlock Holmes ließ seinen Bruder von einem der Butler in den Strangers' Room bitten, denn überall sonst in diesen Hallen bestand absolutes Redeverbot, dessen dreimalige Übertretung unweigerlich zum Ausschluss aus dem Club führen würde, auch für ein Gründungsmitglied wie Mycroft Holmes.
    Der um einen Kopf größere und zur Korpulenz neigende Mann, reichte seinem Bruder die Hand und stellte dann fest: »Der Artikel in der Times führt dich zu mir.«
    Holmes nickte und nahm Platz in den weichen Polstermöbeln, die den Diogenes Club neben vielen weiteren Vorzügen auszeichneten.
    »Moriarty«, sagte Mycroft ernst. »Wir haben uns des Problems bereits angenommen, können aber vorerst nicht tätig werden.«
    »Wenn ihr euch zum Handeln entschließt, ist es möglicherweise zu spät.«
    »Das befürchte ich auch«, gestand der Leiter des britischen Geheimdienstes. »Daher habe ich auf dein Kommen gewartet. Welche Möglichkeiten siehst du?«
    Sherlock Holmes zögerte etwas mit seiner Antwort. Ihm behagte die Situation nicht. Mycroft schien die Situation zu genießen, in der der kleine Bruder als eine Art Bittsteller im Club des Älteren erschien. Aber was sonst blieb ihm übrig?
    »Das Übel an der Wurzel packen und es ein für alle Mal beseitigen«, konstatierte Sherlock Holmes mit etwas bewegter Stimme. Seine Worte unterstrich er mit der dazu passenden Geste, indem er die rechte Hand eine Zeit lang über einem imaginären Gegenstand kreisen und dann nach unten schnellen ließ.
    »So geheim wir sind«, räumte Mycroft Holmes ein, »so sehr müssen wir uns dennoch an die Gesetze dieses Landes halten und dürfen nichts gegen den Willen der Monarchin unternehmen.«
    »Und die Königin ...«
    »Ihre Majestät, die Monarchin des Vereinigten Königreiches, wünscht keine wie immer geartete Reaktion auf den Artikel.«
    »Ich möchte mit ihm sprechen«, forderte der Detektiv.
    »Mit Moriarty?«, fragte sein Bruder überrascht.
    »Nein, vorerst nicht. Mit diesem Inder, der ...«
    »Mr. Abdul Karim. Das ließe sich machen. Ein unangenehm ehrgeiziger Mensch, dem man nur mit seiner Bedeutung schmeicheln muss, dann ist er zu allem bereit«, stellte Mycroft Holmes fest.
    »Sogar zu einem Treffen mit Sherlock Holmes.«
    »Ich denke schon. Baker Street oder Pall Mall?«, erkundigte sich Mycroft.
    »Buckingham Palace wäre am geeignetsten. Aber ich begnüge mich mit dem Club.«
    »Ich werde dem jungen Mann die Mitgliedschaft bei uns antragen, und sobald er sich hier blicken lässt, verständige ich dich.«
    »Das ist überaus großzügig von dir, Mycroft. Ich weiß, wie wichtig euch die Auswahl würdiger Mitglieder ist.«
    »Der Lehrer der Königin ist ehrenwert genug. Außerdem beherbergen wir in diesen heiligen Hallen so manches Großmaul. Das Verbot, hier nicht zu sprechen, hat seinen Grund.«
     
    Drei Tage nach dieser Unterredung klopfte Mrs. Hudson an Holmes' Tür im ersten Geschoss des Hauses Baker Street 221b und überreichte dem Detektiv eine Depesche, die soeben an der Haustür abgegeben worden war. Der ehrenwerte Gentleman Abdul Karim erwarte den Detektiv um vier Uhr im Diogenes Club.

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