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Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Preyer
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Detektiv mit sanfter Stimme an die Frau. »Ich vertraue Ihnen voll und ganz. Und doch stellt sich die Frage nach dem Täter.«
    »Die Herren entschuldigen mich bitte einen Augenblick«, rief Mrs. Watson und eilte aus dem Speisezimmer.

 
     
KAPITEL 5
     
    »Ich kann mir nicht denken ...«, meinte Watson.
    »Doch. Denken hilft in dieser Sache wie in den meisten. Wir haben also Mrs. Watson und Sie selbst, Doktor, ausgeschlossen. Wer bleibt übrig? Wer hat Zutritt zu allen Räumen Ihrer Residenz?«
    »Ein Einbrecher. Natürlich. Jemand von außen.«
    »Das wäre eine Möglichkeit«, räumte der Detektiv ein.
    »Sie ist tatsächlich weg, verschwunden, mit all ihren Sachen«, rief Mrs. Watson schon von der Tür her.
    »Wer?«, fragte ihr Mann.
    »Mrs. Remington.«
    »Mrs. Linda Remington, die seit Januar im Hause der Watsons tätige tüchtige Hilfe«, erklärte Holmes. »Eine Agentin Moriartys. Ja, der Mann fährt immer mindestens zweigleisig. Zuerst Mary Morstan, dann Mrs. Remington.«
    »Sie hätte uns alle vergiften können«, klagte Watson voll Entsetzen und schob seinen noch halb vollen Teller mit gefülltem Huhn beiseite.
    »Sie hat versucht, mich zu vergiften, und man fragt sich angesichts dieser Entwicklung, inwiefern Ihre rätselhafte Erkrankung nicht auch auf die Tätigkeit der Haushilfe zurückging«, sinnierte Holmes.
    »Mein Gott, John!«, rief Mrs. Watson besorgt.
    »Wer hat die Frau eingestellt?«, erkundigte sich der Detektiv.
    »Das war John selbst.«
    »Sie war auf Empfehlung ihrer Vorgängerin gekommen, die sich wirklich als verlässlich erwiesen hatte.«
    »Die Vorgängerin hat sie Ihnen vorgestellt?«
    »Nein. Mrs. Remington berief sich auf Mrs. McDougal. Ich dachte, man wird schon sehen, wie sie ihre Arbeit verrichtet, und als sie das hervorragend schaffte, behielt ich sie nach der Probezeit. Ach, was für ein verdammter Narr ich war!«
     
    Holmes war einerseits froh, endlich wieder in seinem vertrauten Quartier in der Baker Street 221b zu sein, andererseits war er höchst alarmiert. Empört legte er die neueste Ausgabe der Times beiseite, trank von seinem Morgentee, den Mrs. Hudson auf bewährte Weise zubereitet hatte, und wunderte sich, dass sein Freund Charles Bell diesen Artikel nicht hatte verhindern können.
    Es handelte sich um einen noch sehr vorsichtig formulierten Angriff auf das Fundament des Landes, auf die Queen. In perfider, unterschwelliger Art wurde die Nähe betont, die Königin Victoria angeblich zu einem ihrer Untergebenen entwickelt hatte, einem Inder namens Abdul Karim. Der Titel des Artikels lautete Der Munshi , was so viel wie Lehrer, Guru, bedeutete. Illustriert wurde der kurze Text mit einem Foto, das die Queen an ihrem Schreibtisch zeigte, offenbar wichtige Staatsdokumente unterzeichnend, ihr zu Füßen ein treuer, etwas betagter Hund mit weiß gewordener Schnauze, im Hintergrund der Inder, ein bärtiger junger Mann mit Turban, der Queen ein weiteres Dokument zur Unterschrift reichend.
    Im Text selbst wurde auf die große menschliche und politische Nähe des attraktiven, noch jungen Moslems hingewiesen, der mit seinen zweiunddreißig Jahren ein wichtiger Berater, ja Freund, der Monarchin geworden war. Er war vom Tischdiener der Königin zu ihrem Lehrer avanciert, der die Sechsundsiebzigjährige in den Sprachen Hindustani und Urdi unterrichtete.
    Neider, so hieß es in dem Beitrag, Neider bei Hof warnten die Königin vor dem ehrgeizigen Mann, da man ihm Sympathie für einen Landsmann, einen gewissen Raifuddin Ahmed, unterstellte, der sogar ins britische Parlament wollte und von dem laut British Indian Intelligence eine mögliche Gefahr für das Land ausging.
    Prominente Vertreter des Hofes warnten die Königin, ihren Diener zu sehr ins Vertrauen zu ziehen, da die Gefahr bestünde, er könnte, ohne das tatsächlich zu beabsichtigen, Inhalte von höchstem Interesse an jenen Mann weiterreichen.
    Am Schluss des Textes wurde des vor vierunddreißig Jahren verstorbenen Mannes der Königin gedacht, dessen Tod eine große Lücke im privaten Leben der Queen und in der Politik des Landes hinterlassen habe.
    Wer die versteckte Botschaft verstehen wollte, der konnte das, fand Holmes nach der Lektüre dieses ansonsten absolut überflüssigen Artikels, dessen einzige Absicht das Verbreiten eines neuen Gerüchtes war, nachdem man die Queen schon einer zu großen Nähe mit einem früheren Diener verdächtigt hatte, mit John Brown, einem bärtigen Schotten, der über achtzehn Jahre lang

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