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Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Preyer
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Sangers hatten Astleys Amphitheater in London gekauft, mussten es aber aus irgendeinem bürokratischen Grund schließen und fahren jetzt wieder durchs Land.«
    »Die Frage ist, durch welches«, meinte Holmes. Als ihm in dieser Angelegenheit niemand weiterhelfen konnte, beschloss er, Irland zu verlassen.
    Nach seiner Rückkehr nach London bat Holmes seinen Freund Charles Bell von der Times um einen Hinweis, den ihm dieser nach einigen Stunden auch geben konnte. Der Zirkus George Sanger machte Anfang Juni Station im Seebad Brighton.
    Holmes bestieg den Zug in der Station London Bridge und erreichte die Stadt am Ärmelkanal nach zweistündiger Fahrt durch ländliches Gebiet in der Hoffnung auf weitere Hinweise auf Moriarty und dessen Mutter.

 
     
KAPITEL 8
     
    Mit einer Droschke ließ sich Holmes zum Zirkus bringen, auf dessen Anwesenheit am West Pier zahlreiche bunte Plakate verwiesen, die eine sensationelle Western Show anpriesen.
    Die Manege des größten Zirkus der Welt , wie die Reklamen ankündigten, war in einer Bretterbude untergebracht, die Aufführungen auch bei schlechter Witterung ermöglichten. »Die Menschen wollen Neues sehen. Die alten Pferdenummern genügen nicht mehr«, erklärte George Sanger. Der Zirkusdirektor schien in Haltung und Aussehen um jugendliche Dynamik bemüht. Sein faltiges Gesicht und seine etwas gekrümmte Haltung verrieten jedoch ein Alter jenseits der siebzig. Der Mann trug eine leuchtend rote Phantasieuniform mit Goldbrokatborten und Metallknöpfen. In der rechten Hand hielt er die Pferdepeitsche, mit der er lästige Fliegen verscheuchte, die seinen Kopf umschwirrten. Er schwitzte von der Arbeit in der Manege, in der er mit vier silbergrauen Araberhengsten trainiert hatte.
    Ein Stallknecht hatte den Mann auf seinen berühmten Besucher hingewiesen, den Detektiv Sherlock Holmes aus London. Daraufhin hatte George Sanger die Pferde austraben lassen und den Musikern mit einem Zeichen zu verstehen gegeben, dass sie ihre Nummer unterbrechen sollten. Sie hatten den Walzer Sobre las Olas gespielt. Die beiden Männer nahmen in einer der Logen am Manegenrand auf mit Samtpolstern belegten Klappstühlen Platz, und Holmes stellte seine Fragen zu Elena und James Moriarty.
    »Ich bin zwar ein alter Mann«, sagte der Zirkusdirektor, »aber das ist nun wirklich lange her.«
    »Aber Sie erinnern sich.«
    »An den Unfall, ja. Ich war ein sehr junger Mann, als es passierte.«
    Als Holmes ihn bat, davon zu erzählen, zögerte Sanger, dann erklärte er: »Ich weiß nur das, was man mir damals erzählt hat. Ich denke, man hat mir gegenüber einiges verschwiegen, aber ich habe mir natürlich meine Gedanken gemacht und eine recht phantasievolle Geschichte daraus entwickelt, die vielleicht nicht mit den Tatsachen übereinstimmt.«
    Holmes meinte, dass dies kein Problem sei, er solle nur drauflos erzählen, so wie er die Ereignisse in Erinnerung habe.
    Daraufhin entspannte sich der Mann, ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht, als er in Gedanken zu den frühen Jahren seines Zirkusdaseins zurückkehrte. »Sie war eine schöne Frau. Auch uns jungen Männern gefiel sie als etwas damals Unerreichbares. Die Königin der Manege. Seltene Würgeschlangen, darunter eine grüne Baumpython, eine Netzpython, eine Abgottschlange und eine gelbe Anakonda glitten zu orientalischer Musik um ihren makellosen Körper. Das Publikum war fasziniert von diesem Kontrast zwischen Schönheit und Gefahr und wir auch. Wir beobachteten die Fütterung dieser gefährlichen Tiere, die lebende Mäuse und Kaninchen in sich hineinschlangen und dann in einen friedlichen Schlaf fielen. Sie wurden vor den Auftritten immer gefüttert, so waren sie weniger aggressiv. Aber Elena besaß auch einige dunkle Körbe mit Uräusschlangen, das sind afrikanische Kobras, noch weit giftiger als ihre indischen Verwandten. Diese ließ sie nach der Melodie eines Blasinstruments, das einer Flöte ähnelte, tanzen. Sie war auch eine gute Musikerin.«
    »Was für ein Mensch war Elena Moriarty von ihrem Wesen her?«, erkundigte sich der Detektiv.
    »Eine wilde, ungestüme Person, voll Lebensfreude, die keiner bremsen konnte«, antwortete der alte Zirkusdirektor, der in Gedanken noch einmal jung geworden war.
    »Aber positiv im Ganzen, ohne Hass, ohne List?«, versuchte Sherlock Holmes eine Präzisierung.
    »Zu heftigen Aktionen fähig, aber nie aus Berechnung, immer von ihrem unbändigen Temperament bestimmt. Sie kannte keine Grenzen, auch was ihre Darbietungen

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