Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)
viele seiner Geheimnisse, seiner Taten und Pläne, bekannt sind. Damit bedeute ich Gefahr für ihn.«
»Die er beseitigen wird«, meinte Watson resignierend.
»Aber solange ich hier bin, muss er Ihre Frau verschonen. Denn würde er sie töten, würde ich mein Schweigen brechen.«
»Und solange sie in seinen Händen ist, können Sie nicht reden.«
»So ist es. Eine perfekte mathematische Gleichung. Ein Gleichgewicht des Schreckens.«
»Das nicht ewig dauern wird.«
»Es zu verändern, liegt auch in unseren Händen«, stellte der Detektiv fest.
»Sie wollen mich nur trösten. Die Lage ist aussichtslos«, klagte der Doktor.
»Sie müssen sich nun entscheiden, mein lieber Watson. Entweder klagen Sie weiter und Ihre Frau wird sterben ...«
»Das würde auch Ihren Tod bedeuten, Holmes.«
»Sehr richtig. Sie erkennen die tatsächliche Situation«, bestätigte Holmes. »Also: Entweder Sie finden sich mit dieser voraussehbaren Situation ab oder Sie rüsten zum Kampf gegen Moriarty. Zu einem Kampf, an dessen Ende ein möglicher Sieg unsererseits steht.«
»Sie sind ein Teufel, Holmes«, stöhnte Watson. »Meine Frau ist Ihnen völlig egal. Sie haben sich in Moriarty verbissen und wollen ihn nicht loslassen.«
»Ich mache Ihnen einen ganz anderen Vorschlag. Entwickeln Sie selbst einen Plan zur Rettung Ihrer Frau. Wenn Sie mich damit überzeugen, finden Sie in mir einen verlässlichen Helfer, egal, was dies für mein eigenes Schicksal bedeutet.«
Watson setzte sich in seinen Sessel am Kamin und dachte nach. Wenige Minuten später sprang er auf und hastete in das Schlafzimmer, wo er seine Arzttasche öffnete.
Holmes folgte ihm, ohne zu klopfen. »Sie tun es nicht, Doktor! Im Kampf gegen den Teufel können Sie sich nicht mit dem Beelzebub verbünden.«
»Aber Sie selbst ...«
»Ich verspreche Ihnen hiermit feierlich, mein lieber Watson, dass ich auf den Gebrauch von Kokain verzichte, bis dieser Fall gelöst ist. Sie dürfen es nicht nehmen.«
»Ich schaffe es nicht anders«, verzweifelte der Doktor. »Ich finde keine Lösung. Der Fall ist zu kompliziert für mich.«
»Darf ich Ihnen etwas vorschlagen, Doktor?«
»Ich höre«, sagte Watson, der nach einer Injektionsspritze gegriffen hatte und eine Ampulle mit Kokain suchte.
»Sie begeben sich an einen sicheren Ort und ich ...«
»Nein«, widersprach Watson heftig und brach die Glasspitze vom Glasbehälter.
»Ein anderer Vorschlag: Wir tauchen beide unter und lösen den Fall gemeinsam.«
»Wie? Wir können nicht spurlos verschwinden, und wir haben keinen Plan.«
»Legen Sie die Spritze beiseite! Wenn ich Sie nicht überzeuge, können Sie noch immer danach greifen. Bitte!«
Watson blickte überrascht auf. Das Wort bitte gehörte nicht zu seines Freundes Wortschatz. »Reden Sie, Holmes!«, bat er mit belegter Stimme.
»Ich habe folgenden Plan«, begann der Detektiv und beschrieb Schritt für Schritt ein mögliches weiteres Vorgehen, das zur Befreiung von Watsons Frau und der Vernichtung Moriartys führen würde. Am Ende seiner Rede meinte der Detektiv: »Natürlich gibt es keine hundertprozentige Garantie, dass wir siegen. Aber es ist besser, als kampflos und kopflos auf den Tod zu warten. Sind Sie bereit, mir zu folgen, Watson?«
»Ich bin bereit«, bestätigte dieser feierlich.
KAPITEL 10
»Aber wie können wir uns in Sicherheit bringen, wie können wir, unbemerkt von Moriarty, untertauchen?«, zweifelte Watson.
»Das zählt zu den leichteren Problemen, für die es eine perfekte Lösung gibt«, antwortete Holmes. »Ich habe unseren Lumber Room etwas verändert, als Sie ausgezogen sind. Unser Fuchsbau hat nun einen zweiten Ausgang.«
»Lumber Room?«
»Die Abstellkammer hinter dem Badezimmer. Sie hat nun eine Tür, die uns in das Treppenhaus des Nebengebäudes führt, das dem Henker von London gehört.«
»Wem?«, fragte Watson überrascht.
»Einem Mr. Binns, dem Moriarty übel mitgespielt hat, den ich aber von einigen Gesprächen her sehr schätze. Der Mann hat einen Sinn für Gerechtigkeit.«
»Wir können also über das Nebenhaus flüchten.«
»Der Vorgang wird sich als etwas ungemütlich, aber effektiv erweisen. Wir verändern dazu unser Aussehen und verlassen das Haus in zeitlichem Abstand.«
»Aber wohin ...«
»In den Watier's Club , 81 Piccadilly, Ecke Bolton Street.«
»Aber ...«
»Nicht die nobelste Adresse, das gebe ich zu. Jedoch ein Ort, an dem man Gentlemen wie uns nicht vermutet.«
»Das heißt ...«
»... dass wir
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