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Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)

Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph E. Vaughan
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fuhren weiter Richtung Vauxhall.
    »Hoffentlich haben Sie recht, Holmes. Ich weiß, dass Wells nicht nur literarisch frei mit dem umgeht, was Maddoc ihm erzählt haben mag, sondern auch philosophische Fragen aufwirft. Falls aber selbst nur ein Teil der Geschichte wahr ist, weshalb dann all unsere Mühen? Warum streben wir nach dem Licht, wo doch ohnehin alles der Dunkelheit anheimfallen und der ewige Kampf zwischen Gut und Böse zur Persiflage von Eloi und Morlocks verzerrt wird?« Er schwieg und blickte nach draußen, wo gerade die Armenhäuser der Wandsworth Street vorbeihuschten. »Woran glauben Sie, Holmes?«
    Der Detektiv entzündete ein Streichholz, um die Glut in seiner erloschenen Pfeife erneut zu entfachen. »Im Allgemeinen finde ich, dass der Glaube den Geist in nahezu gleichem Maße trübt, wie gesundes Misstrauen ihn frei macht.«
    Während der Zug die Putney Street entlang und danach über Barnes Common ratterte, sah man hin und wieder die Themse vorbeifließen. Rechts ließen sie Kew Gardens hinter sich, ehe sie in Richmond ankamen. Am Kartenschalter mussten sie den ergrauten Verkäufer wecken, um einen Wagen nebst Kutscher anzumieten.
    Innerhalb einer Viertelstunde hatten sie das schlafende Richmond verlassen und standen in der Finsternis vor Moesen Maddocs Anwesen. Wie ihr Fahrer ihnen erzählte, zog der Mann die Neugier seiner Nachbarn auf sich, da er angeblich sonderbare wissenschaftliche Experimente durchführte. Weiterhin brachten die Ortsansässigen gewisse unerklärliche Vorfälle, die sich in letzter Zeit ereignet hatten, in ihrem Aberglauben mit dem in Verbindung, was er wahrscheinlich in seinem Labor veranstaltete.
    »Genaueres weiß ich nicht«, beteuerte der Kutscher, als Kent ihn um Einzelheiten bat. »Unfassbare Erscheinungen zu nachtschlafender Zeit ... Nebelhafte Gestalten, die ihr Unwesen im Dickicht vom Old Deer Park und unten im Richmond Park treiben ... Vermisste Haustiere wurden tot und mit Bissspuren aufgefunden, die selbst der größte Fuchs nicht hinterlassen haben könnte. Phantome eben und wahnwitzige Spukgeschichten, wenn Sie verstehen, was ich meine. Was liegt da näher, als den Eierkopf und seine Experimente dafür verantwortlich zu machen? Jedenfalls denken die Leute hier so, aber sie unternehmen nichts dagegen, Sie sorgen nur dafür, dass ihre Fenster fest verschlossen bleiben, und die Haustür sperren sie gleich zweimal ab.«
    Sie baten den Fahrer, zu warten, und gingen dann an verwilderten Gärten vorbei die lange Auffahrt zu dem imposanten Backsteinhaus hinauf. Vom Hauptgebäude setzte sich auf einem breiten Rasenstück ein Anbau ab, dessen Fenster allesamt aus Milchglas bestanden, weshalb man auch trotz des schwachen Lichtscheins dahinter kaum etwas erkennen konnte.
    »Das muss das Labor sein, die Wurzel allen Übels«, bemerkte Kent sarkastisch.
    »Schlichte Gemüter brauchen schlichte Antworten«, fügte Holmes hinzu. »Mögen wir die Hochkultur der am dichtesten bevölkerten Stadt der Welt auch nur fünfzehn Meilen hinter uns gelassen haben, so gleichen die Bewohner der kleinsten englischen Ortschaften, selbst wenn diese wie Richmond noch verhältnismäßig bekannt sind, eher den Dschungelmenschen ferner Länder als ihren Landsleuten, den Städtern direkt vor ihrer Haustür. Ein amerikanischer Schriftsteller hat nicht umsonst einmal behauptet, das gesamte Weltgeschehen spiele sich im Umkreis von zwanzig Meilen um Charing Cross herum ab.«
    »Sie wähnen Maddoc demnach als Opfer hinterwäldlerischer Vorurteile?«
    Holmes schürzte nachdenklich die Lippen. »Nicht unbedingt, Inspektor. Denken Sie an die flüchtigen weißen Gestalten, die man im Gehölz gesehen haben will und für verschwundene und getötete Tiere verantwortlich macht. Dämmert es Ihnen da nicht?«
    »Aber ja doch, die ...« Er bekam den Mund nicht mehr zu. »Grundgütiger, Holmes! Könnte es etwas mit den Vorfällen in London zu tun haben, den Geistern und den Vermisstenanzeigen?«
    »Dort nahm es wohl seinen Anfang, doch mittlerweile hat es sich ausgeweitet.«
    »Wegen der Entfernung zum Stadtzentrum«, begriff Kent. »Und weil die Gefahr der Entdeckung hier geringer ist.«
    Holmes nickte. »Ziehen Sie gleichfalls die Wesen aus der Zukunft in Betracht, die Maddoc gesehen haben will, auch wenn wir sie nur aus zweiter Hand durch Wells' Beschreibung kennen. Besteht da nicht eine frappierende Ähnlichkeit zu den mutmaßlichen Geistern?«
    »Morlocks?«, höhnte Kent ungläubig. »Morlocks in

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