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Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Walter
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konkrete Überlegungen anstellen. Das dauert eine Weile, wird aber schließlich Erfolg zeitigen. Im rechten Moment wird das Wichtige vom Unwichtigen getrennt sein und sich fast wie von selbst, mit ein bisschen Denkarbeit, zu einem sinnfälligen Ganzen zusammenfügen.
    Vorläufig stehe ich allerdings vor einer Flut von Informationen und Eindrücken, deren Bedeutung ich noch nicht einzuschätzen vermag. Ich habe noch keinen Ansatzpunkt. Da ist zum Beispiel einer der Pferdepfleger, Lozen, ein Indianer. Die Tiere reagieren auf ihn wie auf ihresgleichen. Ein Phänomen! Lozen schläft bei den Pferden im Heu, hält sich abseits, nicht nur von den Angehörigen anderer Nationen, sondern auch von den anderen Indianern. Außerhalb des Pferdestalls meidet er jeden Kontakt und blickt nur finster um sich. Er erwacht erst dann zum wahren Leben, wenn er bei seinen Pferden ist. Aber macht ihn das zu einem Verdächtigen? Wohl kaum. Vielleicht hat er Schweres in seinem Leben durchgemacht, so dass Pferde ihm die einzigen Wesen sind, in deren Gesellschaft er sich sicher und wohl fühlt.
    Oder die Kosaken! Ein lustiges Völkchen, immer zu tolldreisten Späßen aufgelegt. Gestern hat sich einer einen Apfel auf den Kopf gelegt. Dann hat ein anderer eine Flasche Wodka in einem Zug in sich hineingeschüttet, sein Pferd bestiegen und ist auf den ersten losgaloppiert. Mit seinem Krummsäbel hat er in vollem Galopp den Apfel in zwei Teile geteilt. Die beiden Hälften flogen in hohem Bogen davon, aber der Mann mit dem Apfel hat nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Unglaublich! Sie machen sich ihre Zigaretten selbst, indem sie Tabak in alte Zeitungen wickeln und anzünden. Papirosy nennen sie das. Riecht und schmeckt grauenvoll! Dann ist da noch einer, der kann reiten wie ein Teufel, aber auch er ist ein Eigenbrötler, trinkt nicht mit den anderen, raucht keine Papirosy , und wenn man ihn trifft, liest er Bücher. Derzeit studiert er eifrig Herodot. Im Original! Gespräche lehnt er ab. Ich begrüßte ihn Altgriechisch, Chaire o phile !, er reagierte gar nicht. Beim Gehen stützt er sich auf einen Krückstock, weil das eine Bein kürzer ist. Muss man ihn verdächtigen, nur weil sein Verhalten von dem der anderen abweicht? Ebenfalls nein!«
    »Sollte das wirklich alles sein, was Sie zu berichten haben?«, fragte ich etwas eingeschnappt.
    »Nein, nein! Nehmen wir Red Shirt, den Star der Show, einen wirklich gut aussehenden Häuptling. Er ist der Liebling aller Frauen. Sie liegen ihm buchstäblich zu Füßen. Sogar junge Engländerinnen, wie man hört. Deren guten Ruf scheint er wirklich zu gefährden.«
    »Immerhin war er, so viel ich weiß, bei der Schlacht am Little Big Horn dabei. Einer wie er hat General Custer auf dem Gewissen. Und sonst?«
    »Leben Sie fürs Erste wohl, Dr. Watson. Ich muss mich noch mit einer kleinen Komposition auseinandersetzen.«
    »Einer Komposition? Ich dachte, es gehe hier um den Tod von Jake Brannagan.«
    »Geht es ja auch! Mr. Cody hat mir Jake Brannagans Notenmappe übergeben. Sie enthält vor allem Cowboylieder. Ich kenne sie inzwischen alle auswendig. Außerdem lag in der Mappe ein Schulheft mit Notenlinien. Brannagan war ganz offensichtlich ein ungewöhnlicher Geheimagent. Er konnte nicht nur Noten lesen, sondern sie auch schreiben. In das Heft hatte er seine musikalischen Einfälle notiert, zum Beispiel für Geigensoli, aber auch den Entwurf einer Komposition in C-Dur, also ohne Vorzeichen. Es ist eine Melodielinie, die zwischen sehr hohen und sehr tiefen Tönen hin und her springt. Furchtbar, für sich genommen. Ich weiß immer noch nicht genau, was es damit auf sich hat.«
    »Vielleicht ein Code?«
    »Dr. Watson, was wäre ich ohne Sie! Natürlich ein Code, aber welcher? Ich melde mich morgen wieder. Es wird Zeit, dass etwas geschieht.«
    Da hatte er recht. In zwei Tagen sollte nämlich Premiere sein, und die Untersuchung machte keine Fortschritte.
    Am Morgen des nächsten Tages lief ich Buffalo Bill über den Weg.
    »Doktor!«, brüllte er mich an.
    »Ja, Sir!«
    »Haben Sie Lozen gesehen?«
    Lozen? Das war doch der Indianer, den Holmes erwähnt hatte! »Ich habe nur von ihm gehört. Er soll so etwas wie Ihr Pferdespezialist sein. Aber persönlich kenne ich ihn nicht und weiß auch nicht, wie er aussieht. Tut mir leid, Sir!«
    Ohne mich einer Antwort zu würdigen, ging Buffalo Bill weiter. Wahrscheinlich hielt er mich für das überflüssigste Mitglied seiner Truppe. Na warte, dachte ich, auch du landest einmal

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