Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Walter
Vom Netzwerk:
auf meinem Behandlungstisch.
    Am nächsten Nachmittag geschah dann tatsächlich etwas. Holmes kam in meine Praxis, wo ich gerade einen Tierpfleger verarztete, den ein Kamel gebissen hatte.
    »Ich habe Ihnen etwas mitgebracht!« Er zog sein Taschentuch hervor und faltete es auf. Eine Tasse mit dem Aufdruck Buffalo Bill's Wild West lag darin.
    »Würden Sie bitte eine chemische Untersuchung vornehmen? Mit dem Marshschen Apparat. Sie wissen doch, was das ist?«
    »Na hören Sie, Sie haben so ein Ding daheim auf Ihrem Labortisch stehen! Wie sollte ich ihn nicht kennen?«
    »Dann ist es gut! Behandeln Sie den Mann fertig, dann melden Sie sich beim Boss-Man ab und nehmen die Untersuchung daheim vor. Ich erkläre Ihnen inzwischen genau, wie es geht. Passen Sie auf ...«
     
    Noch später am Abend kehrte ich wieder in die Earls Court Arena zurück. Die Küche würde natürlich längst geschlossen haben, aber Mrs. Hudson hatte mich großzügig mit Putensandwiches versorgt. Ich hatte an der Tasse Anhaftungen von Arsen nachweisen können – was Holmes offenbar vermutet hatte, denn der Marshsche Apparat dient zum Nachweis dieses hochgiftigen Stoffes. Als ich das Zirkusgelände betrat, herrschte große Aufregung. Bobbys eilten hin und her, gescheucht von einem tobsüchtigen Inspektor Lestrade, der nicht nur das Kommando über den Zirkus übernommen zu haben schien, sondern auch über das allgemeine Chaos, das er aber so nur vergrößerte.
    Als Mr. Cody mich erblickte, brüllte er mich an: »Wo waren Sie, Wassum? Hier ist der Teufel los und unser Zirkusarzt ist nirgendwo zu finden. Was fällt Ihnen ein?«
    »Ich hatte mich ordnungsgemäß bei Ihnen abgemeldet, haben Sie das vergessen? Im Übrigen heiße ich Watson, Sir! Dr. Watson! Und wenn Sie mir die Frage gestatten ... was ist eigentlich passiert?«
    »Das fragen Sie noch? Es ist schon wieder ein Mord geschehen!«
    »Wer wurde ermordet?«
    »Der Koch, Wassum, der Koch! Jemand hat den Spind mit seinen persönlichen Habseligkeiten aufgebrochen und durchwühlt. Übrigens, können Sie kochen? Nein? Schade! Dann wären Sie wenigstens zu irgendetwas nutze.« Er hatte sich wegen des Kamelreiters geärgert.
    »Mr. Cody«, versuchte ich mich zu rechtfertigen, »der Araber hatte Schwindsucht! Ich musste ihn fortschicken.«
    »Ich weiß, und Schwindsucht kriege ich auch bald. Euer verrückter Sheriff will sämtliche Indianer verhaften. Wenn der Schuldige nicht sofort gefunden wird, kann ich zumachen! Arizona!«
    »Wo ist Holmes?«, insistierte ich.
    »Was weiß ich?«, blaffte Cody zurück. »Hier scheint doch jeder zu machen, was er will! Arizona!« Kein Arizona weit und breit.
    »Fragen Sie doch Ihren Sheriff! Arizona!«
    »Das werde ich tun! Lestrade!«
    »Sie stören hier Amtshandlungen, Dr. Watson!«
    »Das ist mir völlig egal, Lestrade! Wo ist Holmes?«
    »Na gut! Er untersucht den Toten. Da drüben im Küchenzelt! Ich habe es ihm gestattet. Gehen Sie ruhig hin, aber fassen Sie nichts an.«
    Ich verkniff mir eine Erwiderung und ging zum Küchenzelt. Dort kniete Holmes neben dem toten Koch, der auf den seltsamen Namen Samuel Poodleworth gehört hatte. Er war ein unglaublich dicker Mann mit einem roten Gesicht. Wie meistens trug er auch jetzt eine blaue Arbeitshose, sein fleckiges Unterhemd und die unvermeidliche Schürze, von der man die Speisekarte der letzten vier Wochen ablesen konnte. Ich bedauerte sein Ableben außerordentlich, denn der Mann war ein Genie gewesen. Er hatte selbst Gerichte schmackhaft zuzubereiten verstanden, die ich normalerweise hasse. Sein Linseneintopf beispielsweise war ein Gedicht gewesen.
    Ich habe schon viele Tote gesehen, aber noch nie einen Skalpierten. Eine blutige Wunde klaffte da, wo sich Samuel Pooddleworths roter Haarschopf befunden hatte. Aus seinem Rücken ragte ein Pfeil. Jemand hatte ihn hinterrücks erschossen. Ausgerechnet unseren Koch.
    »Hallo, Watson«, begrüßte mich mein Freund, der wie immer sein Cowboy-Kostüm trug. »Sie kommen zu spät. Er braucht Ihre Hilfe nicht mehr. Mein Inkognito ist übrigens inzwischen aufgehoben. Jeder hier weiß, wer ich bin.«
    »Verstehe, Holmes! Also, die Marshsche Probe war positiv. Es war Arsen in der Tasse. Aber sagen Sie mir doch, was das alles zu bedeuten hat!«
    »Später, Watson, später.« Wie oft hatte ich das schon hören müssen.
    »Rufen Sie Lestrade hierher. Und Buffalo Bill mit seinem Impressario. Und Häuptling Red Shirt. Aber bitte ohne Handschellen, höflich. Wir wollen hier keinen

Weitere Kostenlose Bücher