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Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Walter
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versteht.«
    »Trotzdem wäre es mir ein Vergnügen, in einem solchen Fall Ihr Beschützer zu sein.«
    »Charmant, Doktor, charmant. Ich hoffe dennoch, ich muss Ihre Güte nicht in Anspruch nehmen.«
    In diesem Stil ging das noch eine ganze Weile weiter. Ich erfuhr, dass der neue Hut zu einem entzückenden Kleid mit passendem Mantel gehörte, den sich Miss Oakley bei einem Schneider in der Stadt anfertigen ließ.
    Dann verlagerte sich das Gespräch auf Buffalo Bill. Annie Oakley bestätigte mir, was für ein grober Klotz er war. Gestern habe er einen englischen Gentleman verprügelt, obwohl dieser ihm gar nichts getan habe.
    Ich erklärte, dass ich zufällig Zeuge der Auseinandersetzung gewesen sei, musste aber den Boss in Schutz nehmen. »Verprügelt hat er den Gentleman nicht.«
    Irgendwann aber musste ich doch wieder ernst werden. »Sagen Sie, Miss Oakley ... Dieses Schwirrholz. Wo hatten Sie das her?«
    »Das lag neben dem Kamelzelt. Weil ich neugierig war, habe ich ausprobiert, was man damit machen kann. Ein Kamel, das in der Nähe wiederkäute, geriet regelrecht in Panik. Um ein Haar wäre es durchgegangen. Als ich dann hörte, was mit Jake passiert war, war mir eigentlich schon alles klar. Übrigens hat mich das Sherlock Holmes auch schon gefragt.«
    »Sherlock Holmes? Der, äh, ist doch, öh, gar nicht hier.« Ich kann einfach nicht lügen. Schon gar nicht einer Dame gegenüber.
    »Halten Sie mich doch nicht für dumm, bloß weil ich eine Frau bin, Dr. Watson!« Ihre Stimme wurde zu einem Flüstern. Sie blickte sich um, ob auch niemand in der Nähe wäre. »Dick Wagener ist niemand anderes als Sherlock Holmes persönlich. Er ist dank Ihrer Berichte auch in den Vereinigten Staaten kein Unbekannter. Seine Tarnung als Geiger ist viel zu durchsichtig. Jedenfalls für mich. In jeder freien Minute schleicht er hier herum. Aber keine Sorge, von mir wird das niemand erfahren.«
    »Es würde tatsächlich die Ermittlungen gefährden.«
    Danach geriet das Gespräch ins Stocken. Miss Oakley schützte eine Verabredung vor und verabschiedete sich rasch. »Man sieht sich!«, versprach sie burschikos. Dann rauschte sie mit ihren Einkäufen davon.
    Am Abend suchte ich heimlich Sherlock Holmes auf. Zur Tarnung hatte ich meine Arzttasche dabei. »Ihre Tarnung ist aufgeflogen. Die Kunstschützin weiß, wer Sie sind.«
    »Das weiß ich. Ich habe es ihr selbst gesagt. Sie ist das Auge, das für mich dorthin sieht, wohin ich selbst nicht blicken kann. Wenn sie nicht am Schießstand übt, lässt sie sich in die Stadt bringen und kehrt mit Paketen von den ersten Damenschneidern der Stadt zurück. Sie ist wie alle Angehörigen ihres Geschlechts auf eine natürliche Art neugierig. Sie schaut hierhin und dorthin, bleibt ein paar Minuten stehen, um zu plaudern, dann geht sie weiter, um woanders erneut einen kleinen Plausch zu beginnen. Reizend!«
    »Die Kunstschützin ist übrigens oft in Begleitung eines jungen Burschen zu sehen.« Auch ich hatte Augen im Kopf.
    »Das ist ihr Ehemann! Der arme Bursche ist ihre Zielscheibe. Sie schießt ihm Zigaretten aus dem Mund und macht ähnliche Kunststückchen. Da preise ich mein Geschick, Junggeselle zu sein.«
    Ich war enttäuscht. Die Kunstschützin verheiratet.
    »Aber gehen Sie jetzt!«, forderte Holmes mich auf. »Sonst weiß bald der ganze Zirkus, wer ich bin.«
    »Gute Besserung«, sagte ich laut zum Abschied, weil ich Schritte hörte. Eilends begab ich mich zu meinem Wagen.
    Am dritten Tag schleppte sich ein arabischer Kamelreiter in meine Praxis. Er hustete zum Steinerweichen. Nachdem ich mir seinen Auswurf angesehen hatte, nahm ich ihn sofort mit zu Buffalo Bill. »Der Mann ist hochgradig schwindsüchtig. Sie müssen ihn umgehend aus dem Zirkus entfernen. Schwindsucht ist eine zoonose Krankheit. Sie kann auch auf Tiere, vor allem Rindvieh, übertragen werden. Stellen Sie sich vor, dieser Mann würde Ihre Büffelherde anstecken! Außerdem ist diese Erkrankung bei uns meldepflichtig!«
    »Verflucht, diese Fellachen!«, schimpfte Cody, nahm eine Whiskeyflasche vom Tisch und genehmigte sich einen großen Schluck. Ja, waren das denn alle Säufer hier? »Daheim im Westen würde ich den Kerl einfach erschießen. Dann wäre der Fall geklärt.«
    »Hier wäre damit nichts geklärt«, erwiderte ich. »Sie säßen nämlich im Kittchen und könnten Ihren Zirkus dicht machen. Wir sind hier nicht im Wilden Westen. Wir befinden uns Gott sei Dank in England!«
    »Oh, diese Engländer! Na gut. Ich werde

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