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Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Walter
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ihnen leise Anweisungen, worauf sie sofort davoneilten.
    »Mr. Cody, bitte führen Sie uns jetzt zu Foma Woronin-Sibirjak.«
    Cody blickte hilflos zu Major Burke, der wissend nickte.
    »Folgen Sie mir, Herrschaften! Die Kosaken haben gerade Training.«
    Während sich unser Tross in Bewegung setzte, prüfte Cody seinen Colt und ließ ihn mit zurückgezogenem Hahn zurück ins Holster fallen. Er vibrierte förmlich voller Vorfreude auf eine richtige Schießerei. Auch ich entsicherte vorsichtshalber meine Webley. Man konnte ja nie wissen. Burke führte uns vors Hauptzelt, das mittlerweile fertig war.
    Vor dem Eingang blieb Sherlock Holmes stehen. »Wenn wir hier als komplette Posse , so sagt man, glaube ich, bei Ihnen, hineinstürmen, wird unser Mann sicher zu fliehen versuchen und möglicherweise allerlei Unheil anrichten. Nur Dr. Watson und ich werden hineingehen. Sie warten alle hier.«
    »Sollen wir nicht besser doch mitkommen?«, beharrte Cody. Die Dehnübungen, die er mit seinen Fingern machte, zeigten, wie sehr er auf den Showdown brannte.
    Lestrade zeigte wider Erwarten Vernunft. »Behindern Sie keine Amtshandlungen, Mr. Cody.«
    »Aber ich ...«
    »Wenn Mr. Cody uns folgen sollte, nehmen Sie ihn fest, Lestrade! Kommen Sie, Watson.«
    Seite an Seite traten Holmes und ich langsam ins Hauptzelt ein. Dieses glich einer Kathedrale aus Stoffbahnen, und die Ehrenloge uns gegenüber war wirklich einer Königin und ihres Hofstaates würdig. Die Arena bot tatsächlich Platz für die angekündigten Indianerschlachten, Kutschenüberfälle und Parforceritte. Ein geräumiges Blockhaus stand darin und wirkte nicht einmal sehr groß. Es war überwältigend!
    Im Zirkusrund probten Kosaken ihre Kunststücke. Zwei Reiter in der Arenenmitte fochten auf sich aufbäumenden Pferden mit Säbeln gegeneinander, während zwei andere auf den Rücken zweier nebeneinander trabender Pferde standen und ebenfalls mit Säbeln aufeinander eindroschen. Ein vollbärtiger Mann mit Pelzmütze und langem Pelzmantel stand am Rand und rief ab und zu mit Bassstimme eine Anweisung auf Russisch. Das musste der Trainer sein.
    »Foma Woronin-Sibirjak?« Ohne den Blick von seinen Kameraden zu wenden, deutete der Trainer auf einen jüngeren Mann mit Locken und Schnauzbart in einem schwarzen Russenkittel, der neben der Arena stand und sich am Sattel eines struppigen Pferdes zu schaffen machte. Dabei stützte er sich auf einen ziemlich klobigen Stock.
    »Lassen Sie seinen Stock unter keinen Umständen aus den Augen«, flüsterte mir Holmes noch zu, wobei er die Hand an den Griff seines Revolvers legte. Als der Trainer das sah, rief er etwas. Sofort sprangen die Reiter von ihren Pferden und brachten diese – und sich selbst – im entfernten Teil der Arena in Sicherheit. Abwartend gruppierten sie sich um ihre Tiere. Einer streckte grimmig den Säbel vor. Woronin blickte uns ruhig, aber böse entgegen.
    Holmes sprach ihn an. »Foma Woronin-Sibirjak? Oder sollte ich besser Foma Glagoltschik sagen? Der Mann, der den gesamten europäischen Hochadel vergasen will.«
    Nicht minder bedrohlich als der abgrundtief sinistre Blick des Russen wirkte sein Schweigen. Offenbar führte er etwas im Schilde. Aber was? Ich sollte doch den Stock nicht aus den Augen lassen. Langsam zog ich meine Webley aus der Jackentasche. Woronin griff gleichzeitig mit der freien Hand unter seinen Kittel, zog ein Rohr heraus und richtete es auf Holmes. Bereits in diesem Moment fiel ein Schuss. Doch der kam weder aus meiner Waffe noch aus der meines Freundes, obwohl der ebenfalls – und dies viel schneller als ich – gezogen hatte. Der Stock, auf den sich Woronin stützte, brach in der Mitte auseinander und Woronin stürzte, seines Halts beraubt, mit den Armen rudernd und vergeblich um sein Gleichgewicht ringend, schwer zu Boden. Hinter uns stand mit rauchender Pistole Annie Oakley. Und hinter ihr wiederum erschien das, was Holmes scherzhaft Posse genannt hatte. Mehrere Polizisten stürzten sich auf den am Boden Liegenden, fesselten ihn und stellten ihn auf die Beine. In Holmes' Stetson steckte genau so ein Pfeil wie der, den ich aus dem Rücken des toten Kochs gezogen hatte. Ich hatte ihn überhaupt nicht fliegen sehen.
    »Miss Oakley!«, rief ich.
    »Na, da bin ich ja gerade noch rechtzeitig gekommen. Ihr Sheriff hat sich draußen mit Mr. Cody gezankt. Mich hat niemand beachtet. Ich wusste doch, dass man solche gefährlichen Sachen nicht euch Männern überlassen sollte. Noch dazu solchen

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