Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Walter
Vom Netzwerk:
Galavorstellung natürlich ebenfalls ihre Schießkünste vorführte. Sie benutzte dieses Mal nicht ihren geplagten Ehemann als Zielscheibe, sondern den deutschen Prinzen Wilhelm, der wirklich Mumm bewies und keine Miene verzog, als ihm eine Kugel unter dem Beifall tausender applaudierender Hände die Zigarette buchstäblich unter der Nase wegriss. Der Jubel war grenzenlos.
    Zunächst aber spielte die Cowboy-Band The Star-Spangled Banner und, zu Ehren Englands, Elgars Pomp and Circumstances. 30 Dann ritten die stolzen Raureiter aus aller Welt ein, die Cowboys, Indianer, Mexikaner, Kosaken, Gauchos, Araber und Magyaren, angeführt von Buffalo Bill auf einem prächtigen Rappen.
    Nach Annie Oakley kamen die Wettrennen zwischen den Reitern aus aller Welt. Es wälzte sich ein schwerfälliger Auswanderer-Treck durch die Arena und wurde von Indianern überfallen, die Buffalo Bill und seine wackeren Kundschafter allerdings in die Flucht schlugen. Dann wurden phantastische Würfe mit Lassos demonstriert, Indianer tanzten Kriegstänze zu monotonem, düsterem Gesang, den nur Trommeln begleiteten, es folgten Reiterakrobaten, die von galoppierenden Pferden aus Gegenstände vom Boden aufhoben oder aus vollem Galopp hochgeworfene Porzellanteller zerschossen. Ich sah das alles aus der ersten Reihe mit an. Selbstredend hatte man mir keinen Platz in der Königsloge zuweisen können, aber ich saß neben Major Burke in der Direktoriumsloge.
    Sogar der Büffel Goliath bekam seinen Auftritt. Das mächtige Tier mit der weißen Mähne, dessen unbescholtenen Ruf Holmes mit meiner zufälligen Hilfe wiederhergestellt hatte, führte stolz seine kleine Büffelherde in vollem Galopp in die Arena, verfolgt von wild johlenden Cowboys mit Gewehren und Indianern mit Pfeil und Bogen, die eine Jagd simulierten, natürlich ohne ein Tier zu töten, denn die Pfeile waren stumpf, die Gewehre nur mit Platzpatronen geladen.
    Auf dem Höhepunkt der Veranstaltung führte mich Buffalo Bill persönlich zu der sechsspännigen Deadwood-Postkutsche, in der schon eine Reihe prominenter Ehrengäste Platz genommen hatte. Ich durfte auf dem Kutschbock mitfahren. Die Kutsche wurde anschließend von den Indianern angegriffen, die sich nach dem vergeblichen Überfall auf die Siedler wieder zusammengerottet hatten. Häuptling Red Shirt sprang in vollem Galopp von seinem Mustang auf den Rücken des Leitpferdes ganz vorn und versuchte es zum Stehen zu bringen. Er wurde – natürlich nicht wirklich – angeschossen und fiel auf die Deichsel, konnte sich aber wieder hocharbeiten und den Rücken eines Pferdes unmittelbar vor der Kutsche erklimmen. Von hier stürzte er nochmals, erst auf die Deichsel, dann von dieser herab, und die mit hoher Geschwindigkeit dahinrasende Kutsche donnerte über ihn hinweg. Überflüssig zu erwähnen, dass er dabei nicht einmal die Adlerfedern in seinen schwarzen Haaren verlor. 31
    Die ganze Inszenierung war so realistisch, dass ich am liebsten meine Webley gezogen hätte, um auf die kreischenden Indianer zu feuern. Erinnerungen an den Krieg in Afghanistan stiegen vor meinem geistigen Auge auf und überlagerten sich mit den Wild-West-Eindrücken aus dem Zirkus. Schließlich erschien ein Trupp Kundschafter unter Führung Buffalo Bills, der die Indianer mit lautem Pistolengeknalle erneut in die Flucht schlug. Als er uns auf unsere Plätze verabschiedete, schwenkte er in seiner übertriebenen Art seinen weißen Stetson. Selig wie ein Kind nahm ich unter dem Beifall sämtlicher Zuschauer einschließlich meiner Königin wieder Platz. Später wurden weitere Ehrengäste in das Blockhaus geführt. Wieder griffen die Indianer an, wieder erschien als Retter in der Not Buffalo Bill an der Spitze einiger Berittener, wieder erhielten die Mitspieler aus dem Publikum tosenden Applaus. In der allerletzten Szene, nach einer Schlussparade mit sämtlichen Mitgliedern der Show, ritt Buffalo Bill noch einmal allein in die Arena und verneigte sich, den Hut in der Hand, vor den Zuschauern. Sogar sein wohl dressiertes schneeweißes Pferd verbeugte sich. In dieser Nacht konnte ich lange nicht einschlafen. Erst am frühen Morgen fielen mir für ein paar unruhige Stunden die Augen zu.
    Ich habe in all den seither vergangenen Jahren vieles vergessen, aber an den Empfang im Festzelt nach der Show erinnere ich mich noch genau. Buffalo Bill und Sherlock Holmes unterhielten sich bei einem Glas Whiskey angeregt miteinander. Ich trat erst mitten im Gespräch zu den beiden, denn ich

Weitere Kostenlose Bücher