Sheylah und die Zwillingsschluessel
Narben gezeichnetes Gesicht und brachte ein „Ist doch gar nicht so schlimm“ zustande. Alle pflichteten ihr nickend bei, dann machten sich die Freunde auf den Weg zum Dorfplatz. „Verdammt, sieht der beängstigend aus“, raunte sie Neela zu, als sie nebeneinander liefen. „Den möchte ich nicht zum Feind haben“, pflichtete ihr Neela bei. Dann besannen sie sich, dass er und Neela ja schon so gut wie verfeindet waren und sie mussten lachen. Als sie den Dorfplatz erreichten, wurden gerade die letzten Fackeln angezündet. Sozuke saß auf einem aus Bambus geflochtenen Thron, der sich unter einem Baldachin befand.
Bambus und Federn, stellte Sheylah fest, wurden bei den Basa wohl so ziemlich für alles benutzt. Links von Sozukes Platz standen sechs Hocker und sie bedeutete ihnen, darauf Platz zu nehmen. Auf der anderen Seite waren drei Sitze aufgestellt. Während sie sich setzten und auf die Besucher warteten, sprach niemand ein Wort und Sozuke schaute stur geradeaus, Richtung Wald. Dann hörte Sheylah in der Ferne Trommeln schlagen und erkannte denselben Rhythmus, der auch bei ihrer Ankunft erklungen war. „Sie sind da“, sagte Neela und starrte ebenfalls in den Wald. Das Trommeln wurde lauter und steigerte sich in einen Trommelwirbel, dann brach es abrupt ab und etwas kam aus dem Wald. Das Erste, was Sheylah sah, war eine braun-schwarz-gesteifte Pfote, die aus dem Wald trat. Sie gehörte einem Tiger, der von einem rabenschwarzen Mann geritten wurde. Die Bewegungen des Tigers waren viel zu schwungvoll, als dass man darauf hätte gemütlich reiten können, aber genau das tat der Mann. Er saß auf einem ungewöhnlich geschnitten Sattel, wohl um das Reiten überhaupt erst zu ermöglichen und nach und nach erschienen weitere Raubkatzen mitsamt Reiter. Sheylah traute ihren Augen nicht, als sie Löwen, Schneetiger, Panther, Geparden und Leoparden entdeckte. Vor allem die Geparden begeisterten sie, denn diese waren ihre Lieblingstiere. Auf jeder Raubkatze saß ein Reiter, der mit mehreren Speeren bewaffnet war und immer mehr Raubkatzen kamen aus dem Wald, bis der Dorfplatz voll war und Sheylah im Wald noch immer fauchende Geräusche ausmachte. Der Anführer stieg von seinem Tiger ab und trat in die Mitte des Platzes. Er war sehr groß, tiefschwarz und knochendürr. Sheylah konnte sein Alter nicht abschätzen, wie bei so vielen Basa. Sie schienen viel langsamer zu altern, als hellhäutige Menschen.
Der Anführer trug einen roten Federkopfschmuck und überreichte Sozuke einen zugedeckten Korb, aus dessen Innern ein Miauen erklang. Sozuke lächelte, neigte den Kopf und nahm den Korb entgegen. Sie wechselte ein paar Worte mit ihm, die Sheylah nicht verstand und deutete auf Sheylah und ihre Freunde. „Das ist Mondingo, der Katzenbändiger. Er stellt uns seine fünfhundertköpfige Truppe zur Verfügung.“ Mondingo setzte sich neben Sozuke, dann rief er seinen Männern etwas zu und nach und nach zogen sie sich zurück - wahrscheinlich zu ihren Lagerplätzen. Kurz nachdem die letzte Raubkatze verschwunden war, erklang auch schon wieder das Trommeln und Frauen betraten den Platz. Sie waren groß und sehr muskulös und erinnerten Sheylah stark an Sous Harpyien. Beim näheren Betrachten waren sie allerdings nicht annähernd so angsteinflößend, sondern einfach nur gut trainiert. Es waren viele und alle sahen grimmig und entschlossen aus. Die meisten hatten Narben oder andere Makel am Körper und Sheylah glaubte zu wissen, wen sie da vor sich hatte. Sie trugen Brustpanzer, Kettenröcke und Waffen, die aussahen, als dienten sie mehr zum Verstümmeln als zum Töten. Ihre Anführerin war zu Sheylahs Überraschung sehr jung – nicht älter als sie selbst. Auch sie war sehr aggressiv gekleidet und hellhäutiger als die üblichen Basa. Sie reichte Sozuke einen silbernen Brustpanzer, der allerdings so schwer war, dass ein Krieger ihn für Sozuke abnehmen musste. Sie lächelte der Anführerin zu, wechselte auch mit ihr ein paar Worte und gebot ihr, Platz zu nehmen. „Das ist Medäha, Tochter der großen Amazonen-Königin. Prinzessin Medäha stellt uns ihre dreihundert Amazonen zur Verfügung.“ Sheylah und die anderen nickten Medäha anerkennend zu und vor allem Sheylah war begeistert, eine andere Prinzessin kennenzulernen. Als diese sich anmutig neben Mondingo gesetzt hatte, wandten sie sich wieder dem Wald zu und warteten auf die letzten Besucher. Sheylah konnte nicht erkennen, ob es sich um Männer oder Frauen handelte, denn aus
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