Sheylah und die Zwillingsschluessel
Andrey fühlte sich plötzlich heiß an, so dass Sheylah erschrocken ihre Hände zurückzog, dann sank Andreys lebloser Körper gegen ihren. Es zischte und ein beißender Geruch ging von seinem Körper aus. Djego packte Sheylah, ehe sie reagieren konnte und zog sie von dem qualmenden Körper zurück. „Ich sagte ja, er ist nicht der, für den du ihn hältst.“ Sheylah schaute fassungslos zu, wie Andreys Körper zu verschwimmen begann. Es war genauso wie bei dem Leichenhaufen, nur hörte es diesmal erst auf, als vor ihr eine ganz andere Gestalt lag. Es war der Skintii, gegen den Sheylah noch vor ein paar Stunden gekämpft hatte. Nur war sein Körper jetzt eingefallen und schrumpelig. „Das glaubt man ja wohl nicht“, flüsterte Sheylah. „Ich hatte gespürt, dass etwas mit ihm nicht stimmt, aber das …“ „Mach dir keinen Vorwurf, ich hatte es bis vor Kurzem auch nicht geahnt. Seine Verletzung hat ihn schließlich verraten. Normalerweise heilt er viel schneller“, redete er besänftigend auf sie ein. Sheylah war zu benommen, um seinen Worten mehr Beachtung zu schenken. „Gott, Djego, es tut mir so leid“, sagte sie und verbarg das Gesicht an seiner Brust. Gegen ihren Willen flossen Tränen, als er ihr den Kopf tätschelte. „Nein, mir tut es leid. Ich hätte dich warnen und ihn nicht einfach vor deinen Augen töten sollen. Du wusstest ja nicht, wer er war. Entschuldige dich nicht.“ Nach einer Weile löste sich Sheylah von Djego. Sie wischte die letzten Tränen weg und schaute auf den toten Skintii herab. Von ihm waren nur noch ein schwarzer Fleck und seine Rüstung übrig. „Wo ist der echte Andrey?“ Djego seufzte. „Ich weiß es nicht, aber er kann sehr gut auf sich selbst aufpassen. Wir müssen so schnell wie möglich nach Torga.“ „Was?“, rief Sheylah schockiert. „Wie kannst du nur so locker bleiben? Was ist, wenn er verletzt ist und irgendwo im Wald liegt?“ „Hör mir zu, Sheylah. Du musst mir einfach vertrauen. Andrey ist ein zäher Bursche und wenn er nicht jeden Moment auftaucht, ist er wahrscheinlich schon in Torga.“ Sheylah konnte das nicht akzeptieren. „Wieso denkst du, er sei in Torga?
Bis dahin ist es fast ein ganzer Tag, wie soll er da so schnell hinkommen? Und vor allem, warum sollte er uns hier im Stich lassen?“ Djego wurde sichtlich ungeduldig „Ich kann es dir nicht erklären. Nicht hier. Zuerst müssen wir nach Torga, dann, das verspreche ich dir, wirst du eingeweiht.“ „Worin eingeweiht?“ „Madrik“, rief Djego über seine Schulter. Er sah noch einmal zu Sheylah und das nicht gerade freundlich. „Keine Fragen mehr, bis wir in Torga sind. Versprichst du mir das?“ Sheylah öffnete und schloss wortlos den Mund. Sie wollte wissen, was hier vor sich ging. Ehe sie jedoch antworten konnte, kam ein sehr großer und breitschultriger Mann auf sie zu. Er hatte rotes schulterlanges Haar und einen dichten Bart. Seine Rüstung hatte nur ein paar Kratzer abbekommen, ansonsten sah sie unbeschädigt aus. Das musste wohl Madrik sein. „Ihr habt mich gerufen, Herr?“ „Habt Ihr Sir Darios gefunden?“, fragte Djego und schaute dabei Sheylah an. Doch zu ihrer Enttäuschung antwortete Madrik „Nein, mein Herr, es gibt keine Spur.“ „Dann soll es so sein. Du begleitest Sheylah zu ihrem Pferd und in einer halben Stunde brechen wir auf. Wir haben wenig Zeit.“
„Was hat es mit den Zwillingsschlüsseln auf sich?“, fragte Sheylah. Sie ritten schon seit ein paar Stunden, Djego und Sheylah an der Spitze. Die restlichen einundzwanzig Ritter hinter ihnen. Sie versprühten nicht mehr diese Stärke und Ausstrahlung wie zu Anfang, als Sheylah sie das erste Mal gesehen hatte. Die meisten von ihnen waren verwundet und ritten mit ausdruckslosem Gesicht und gesenkten Köpfen hinter ihnen her. Es war schrecklich, wie viele Männer letzte Nacht ihr Leben gelassen hatten. Ihren Verband hatte Sheylah zwischenzeitlich abgelegt, denn ihr linker Arm hatte nicht nur aufgehört zu schmerzen, er war vollkommen genesen. Auch zu diesem Phänomen wollte Djego sich vorerst nicht äußern. „Ich sagte doch, keine weiteren Fragen“, sagte er leicht genervt. „Nur die eine Frage, danach bin ich still“, versprach sie. „Um zu verstehen, warum der Schlüssel und du so wichtig für uns sind, müsstest du die Geschichte von Guanell kennen und die sollte dir jemand anderes erzählen, aber so viel kann ich dir sagen: Der Schlüssel darf niemals in die Hände unseres Feindes gelangen. Wenn das
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