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Sheylah und die Zwillingsschluessel

Sheylah und die Zwillingsschluessel

Titel: Sheylah und die Zwillingsschluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lolaca Manhisse
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spielen, ging mit seinen Freunden weg oder gaffte schönen Mädchen hinterher. Er schien jemanden zu suchen, denn er sprach hektisch auf die Leute ein, diese sahen sich nach allen Seiten um und schüttelten die Köpfe. Mit schnellen Schritten überwand Sheylah die Strecke zwischen sich und dem Jungen, dann stellte sie sich genau vor ihn hin. Der Bauer machte sich schleunigst aus dem Staub und warf immer wieder nervöse Blicke über die Schulter. Madriko hatte wohl nicht mit ihr gerechnet, denn er erschrak fast zu Tode, als er sie bemerkte. „Hallo Madriko, schön, dich zu sehen. Was machst du hier ganz allein?“, fragte sie mit einem zuckersüßen Lächeln. Sie hatte so eine Ahnung, wen er suchte. Seine Stimme zitterte ein wenig, als er antwortete. „Ich bin nicht allein.“ Er deutete auf drei Wachen, die sich wenige Meter entfernt befanden und die gleiche Prozedur mit anderen Menschen durchzogen. „Um genau zu sein, sind wir auf der Suche nach Euch. Als ihr spurlos aus dem Schloss verschwunden seid, hat der Graf angeordnet, Euch vor Einbruch der Dunkelheit zu finden.“ Madriko versuchte einen tadelnden Blick aufzusetzen, was Sheylah zum Lächeln brachte.
    „Es ist auch ein Dienstmädchen verschwunden, man hat sie mit Euch das Schloss verlassen sehen. Man glaubt, sie sei eine Spionin“, fügte er hinzu. Sheylah tat empört. „Ein Dienstmädchen? Ich habe keines gesehen.“ In diesem Moment drehte sich eine der Wachen in ihre Richtung. Sheylah machte sich ein wenig kleiner, um sich hinter dem Jungen verstecken zu können. Er war zum Glück sehr hochgewachsen für sein Alter. Er bemerkte Sheylahs wachsamen Blick und wollte sich herumdrehen, doch Sheylah hielt ihn fest. „Bitte, verrate mich nicht“, bat sie. „Wie soll ich das verstehen, Prinzessin? Fürchtet Ihr die Wachen des Grafen?“ Er konnte ein wissendes Lächeln nicht ganz unterdrücken. „Ich weiß, sie können ziemlich Angst einflößend sein.“ Das war es zwar nicht, was Sheylah fürchtete, nickte aber. Sollte der Junge ruhig glauben, sie habe Angst vor ihnen, so fühlte er sich wenigstens nicht allein damit. Madriko machte sich ein wenig breiter, so dass Sheylah leichter zu übersehen war und warf einen unauffälligen Blick über die Schulter. Die Wachen hatten sich aufgeteilt und liefen in verschiedene Richtungen, begleitet von den argwöhnischen Blicken der Menschen. „Und was nun?“, fragte er. „Ich werde mich davonschleichen. Tu einfach so, als hättest du mich nie gesehen“, sagte sie, küsste ihn auf die Stirn und verschwand hinter einer Pferdekutsche. Grinsend beobachtete sie, wie er sich verdattert an die Stirn fasste und rot wurde. Eine Wache kam zu Madriko und tippte ihm auf die Schulter. Erschrocken drehte er sich herum, die Hand immer noch auf der Stirn. „Und hast du etwas herausfinden können?“, fragte er. Sheylah konnte sein Gesicht nicht erkennen, weil es unter einem Helm versteckt war. Bei der Hitze sicherlich kein Vergnügen. „Ich habe sie nirgends finden können“, versicherte Madriko leicht schmunzelnd. Die andere Wache warf die Hände in die Luft. „Das kann doch wohl nicht wahr sein. Wir haben die halbe Stadt durchkämmt und keine Spur von ihr. Das wird Graf Aresto nicht gefallen“, grummelte er.
Sheylah war immer mehr erstaunt über ihr außergewöhnliches Gehör und Sehvermögen. Wenn sie sich anstrengte, konnte sie alle anderen Geräusche der Stadt und der Menschen ausblenden, nur um sich auf die beiden zu konzentrieren. Das war echt abgefahren. Sie nahm sogar noch die leicht geröteten Wangen des Jungen wahr. Als sie sich in einen anderen Teil der Stadt begaben, um Sheylah zu suchen, konnte sie sich wieder frei bewegen. Trotzdem war sie jetzt wachsamer, da diese vier womöglich nicht die einzigen Wachen waren, die sie suchten. Als Sheylah eine weitere Stunde ziellos und mit wachsender Begeisterung in der Stadt umhergelaufen war, entdeckte sie auf einer Wiese einen großen Baumstumpf, der sie geradewegs zum Verschnaufen einlud. Und das hatten Sheylahs Füße auch nötig. Sie war an diesem Tag erst spät aufgewacht und seitdem etliche Stunden umhergewandert. Die Sonne würde in ein paar Stunden untergehen, aber bis dahin würde sie längst wieder im Schloss sein. Mit einem erleichterten Seufzen ließ sie sich auf dem Baumstumpf nieder und sah sich um. Es waren massenweise Menschen unterwegs, die allen erdenklichen Beschäftigungen nachgingen. Torga war eine sehr hektische Stadt, fand sie. Die Menschen

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