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Sheylah und die Zwillingsschluessel

Sheylah und die Zwillingsschluessel

Titel: Sheylah und die Zwillingsschluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lolaca Manhisse
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Gedanken zu fassen. Sie bekam Hunger und so durchforstete sie den Markt nach etwas Essbarem. Was an sich nicht schwer war, wenn man Appetit auf rohes Fleisch oder Fisch hatte. Davon gab es mehr als genug Auswahl, doch Sheylah suchte etwas, das leichter im Magen lag als rohes Fleisch. Sie kam an einer kleinen Gasse entlang, in der sich gleich mehrere Lebensmittelstände aneinanderreihten. Sie waren voll mit Backwaren, Obst und Süßigkeiten. Na also, genau das, was sie jetzt brauchte. So klein die Gasse war, so überfüllt war sie auch, weswegen Sheylah große Mühe hatte, sich zum hinteren Backwarenstand durchzuquetschen. Sie entschied sich für eine Brezel und etwas Süßem, bezahlte mit Neelas Silbermünzen und drängelte sich wieder aus der Gasse. Als sie weiterschlenderte und genüsslich an ihrer Brezel knabberte, entdeckte sie einen Schmuckstand. Er glitzerte und funkelte schon von weitem, so dass sich eine Gruppe von feinen Damen kichernd darum versammelt hatte. Hoffentlich hatte Neela genug Münzen in ihrem Lederbeutel! Sheylah musste sich seitlich an den Stand stellen, weil die anderen Damen den gesamten vorderen Bereich einnahmen. Es wurden exotische Tücher, Ketten, Ringe, Armreifen und Armbänder verkauft. Voller Begeisterung schaute sich Sheylah die im wahrsten Sinne des Wortes einzigartigen Schmuckstücke an, nahm jedes einzeln in die Hand und hielt es ins Licht. Sheylah hatte ein besonderes Auge auf die Armbänder geworfen. Sie waren nicht aus Diamanten oder schienen sonst irgendwie wertvoll, sondern bestanden aus geflochtenen bunten Bändern und waren womöglich das Einzige, was sie sich an diesem Stand leisten konnte. Sie probierte verschiedene Armbänder an. „Findet Ihr Gefallen an den Armbändern?“, fragte eine alte Dame. Sie war scheinbar die Ladenbesitzerin und so klein, dass Sheylah sie glatt übersehen hatte. Ihr Gesicht war eingefallen, die Haare weiß und ein Auge war starr und silbern. Ein Glasauge, vermutete Sheylah. Es war auf den ersten Blick ein bisschen erschreckend, auf den Zweiten passte es irgendwie zu der kleinen, alten Dame. „Ja, sie sind sehr hübsch. Haben Sie die selbst angefertigt?“, fragte Sheylah und hielt ein rotes Armband gegen das Licht.

IN LETZTER SEKUNDE
    Die alte Dame lachte und hustete zugleich. „Das würden meine unruhigen Hände wohl kaum noch schaffen. Ich habe sie von einem Händler, der sie aus ferner Lande erworben hat, sie bringen Glück.“ Das Armband funkelte im Licht, dann entdeckte sie kleine grüne Kristalle, die in das Band eingearbeitet waren. Sie legte das Armband zurück. „Dann ist es wahrscheinlich viel zu teuer für mich.“ Die alte Dame schaute sie fragend an. „Habe ich einen Preis für das Armband verlangt?“ Sheylah sah sie überrascht an. „Heißt das, Ihr schenkt es mir?“ Sofort verstummte das Gekicher der anderen Damen an dem Stand und sie schauten zu Sheylah. Die Blicke waren nicht freundlich. Ups, das war wohl ein wenig zu laut gewesen. Die alte Dame zwinkerte Sheylah zu und sagte: „Man bekommt heutzutage viel weniger als einem zusteht, nicht wahr? Glück braucht man.“ Sheylah nahm das rot-grüne Armband und band es sich ums Handgelenk. „Ich danke Euch für Eure Güte, alte Frau“, sagte sie, nahm sich drei Münzen aus Neelas Geldbeutel und legte ihn mitsamt dem restlichen Inhalt auf den Tisch. Für einen Moment änderte sich der Gesichtsausdruck der alten Frau. Als hätte sie in Sheylah etwas gesehen, das sie nicht erwartet hätte und als wüsste sie genau, wer sie war. „Das ist sehr gütig von Euch“, bedankte sie sich.
    Sheylah ging mit schnellen Schritten weiter, bis sie die Frau nicht mehr sah. Zum Schluss hatte das Silberauge ihr doch Angst gemacht. Sie spazierte immer weiter in die Stadt hinein und vergaß völlig die Zeit. Aber es war so verdammt aufregend, eine mittelalterliche Stadt zu erkunden. Sie musste schon zwei oder drei Stunden gelaufen sein, als sie jemanden entdeckte, den sie kannte. Es war Madriko, der Sohn von Madrik, einer von Djegos Männern. Der Junge, den Sheylah so erschreckt hatte und der ängstlich vor ihr weggelaufen war. Jetzt wirkte er überhaupt nicht ängstlich, sondern benahm sich wie eine Wache des Königs, furchtlos und den einfachen Menschen weit überlegen. Er unterhielt sich mit einem Bauern, der wild in der Luft gestikulierte. Sheylah fand es ein Unding, einen Sechzehnjährigen mit Schild und Speer herumlaufen zu lassen. In diesem Alter hatte man gefälligst Fußball zu

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