Sheylah und die Zwillingsschluessel
durchschauen, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf. Ihre Hände waren schwitzig vor Nervosität und ihr Herz hämmerte wie verrückt. Sie schaute auf ihre Handfläche und stellte erleichtert fest, dass die Buchstaben kaum noch zu lesen waren. Man musste sich schon sehr bemühen, um sie zu entziffern. Die drei Männer hockten immer noch über die Karte gebeugt und berieten, welcher Weg der kürzeste war, ohne zu nah an die Basagrenze heranzukommen. Sheylah beugte sich ebenfalls über die Karte und sah, dass der direkte Weg nach Basa querfeldein führte. Durch Nubis würden sie vielleicht einen halben Tag reiten und nach Basa einen ganzen. Wenn sie die anderen also irreleiten konnte, würden sie innerhalb von zwei Tagen dort sein. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Djego und schaute zu ihr auf. „Du siehst blass aus.“ Sheylah zuckte zurück, sah man es ihr so deutlich an? Das fehlte ihr noch: ein besonders aufmerksamer Djego, der Andreys Aufmerksamkeit auf sie lenkte. „Nein, mir geht’s gut“, sagte Sheylah mit zittriger Stimme. Verdammt! Warum zitterte ihre Stimme so? Andrey und Berger sahen nun ebenfalls auf. „Du siehst wirklich nicht gut aus“, bestätigte Andrey und erhob sich. Sheylah versuchte noch, die Karte zu studieren und sich den Weg zu merken, als Andrey ihr die Sicht versperrte. „Was ist? Warum das plötzliche Interesse an der Karte?“ Sheylah sah zu ihm auf. „Ich wollte nur mal einen Blick drauf werfen.“ „Warum?“ „Warum nicht?“ „Du verheimlichst mir doch etwas, ich kann es spüren.“
Spüren? Das war Sheylah zuviel. Bevor sie ihr Vorhaben noch völlig vergeigte, trat sie den Rückzug an. „Gut, dann behaltet eure blöde Karte“, sagte sie und wandte sich um. Sie war nur drei Schritte weit gekommen, als Andreys Stimme sie zurückrief. „Was ist das da an deiner Hand?“ „Gar nichts“, sagte sie und presste sich die Hand an die Brust. Wie sollte sie nur aus diesem Schlamassel herauskommen? Andrey würde nicht nachgeben, bis sie mit der Wahrheit herausgerückt war. Er drehte sie zu sich herum. „Sag es mir oder ich wende Magie an“, drohte er. Sheylah setzte ein selbstgefälliges Gesicht auf. Er wollte ihre Hand nehmen, doch sie wehrte sich. „Lass mich los“, ermahnte sie ihn und betonte jedes Wort einzeln. Andrey stutzte. „Was habe ich dir getan, dass du so feindselig mir gegenüber bist?“ Sie antwortete nicht, denn auf keinen Fall wollte sie ihren Plan, Neela zu finden, aufgeben. Andrey winkte Djego und Berger zu sich heran. Jetzt hatte Sheylah ein Problem. „Gib mir deine Hand“, bat Andrey. Sie schüttelte den Kopf. „Los, zeig sie mir!“, forderte er. „Nein“, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. „Sheylah …“ „Nein“, rief sie verzweifelt und war selbst erschrocken. Das genügte Andrey. Gewaltsam zog er ihre Hand zu sich, Sheylah wehrte sich noch einen Moment, dann gab sie auf. Sie zeigte ihm die Handfläche und hasste ihn in diesem Moment. „Was ist das?“, fragte Berger. „Woher hast du das?“, wollte Djego wissen. „Du wolltest wissen, wo Basa ist. Warum?“, fragte Andrey. Sheylah biss die Zähne zusammen. „Wir können dir nicht helfen, wenn du uns nicht die Wahrheit sagst“, sagte er. Sheylah schaute noch einen Moment zweifelnd zu den drei Gesichtern auf. Sie hoffte, sie würde es nicht bereuen, dann sagte sie ihnen die Wahrheit. Wenn sie ehrlich war, würden sie sich vielleicht von ihr überzeugen lassen. Als sie fertig war, herrschte langes Schweigen. Andrey seufzte. „Sheylah, ich muss dir etwas sagen“, begann er. „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist“, protestierte Berger. „Ist schon gut. Ich kenne deinen Auftrag und ich verspreche dir, dass wir uns daran halten werden“, versicherte Andrey.
Er wandte sich wieder an Sheylah. „Schieß los“, sagte sie wütend und wartete auf das nächste Geheimnis, das er lüften würde. Wie viele würden wohl noch folgen? „Du erinnerst dich sicherlich noch daran, dass ich ein kurzes Gespräch mit Lisa hatte, bevor sie uns von Marces erzählte.“ Sheylah nickte. „Sie erzählte mir von deiner Entschlossenheit, Neela zu suchen. Dass du etwas versuchen würdest und dass du nicht verstehen würdest, dass es nun mal wichtigere Dinge gibt.“ „Nein, ich glaube, ihr versteht nicht. Der Schlüssel hat mir ihren Namen nicht umsonst in die Handfläche gebrannt. Neela ist in der Nähe oder ich soll zu ihr. Ich weiß nicht genau, was es bedeutet, nur dass wir nach Basa
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