Shibumi: Thriller (German Edition)
seine Uhr. »Machen wir weiter. Sie haben mich zweifellos nicht hierher gebeten, damit ich Ihr Arsenal von Taktiken und Interventionen bewundere. Vielmehr brauchen Sie offensichtlich meine Hilfe für den höchst unwahrscheinlichen Fall, dass alle Maschinerien, die Sie in Gang gesetzt haben, versagen und es Hel trotzdem gelingt, die Septembristen auszuschalten.«
»Genau. Und eben weil das ein bisschen heikel ist, wollte ich diese beiden Idioten nicht dabeihaben, wenn wir uns darüber unterhalten. Ich akzeptiere die Tatsache, dass die Länder, die Sie vertreten, verpflichtet sind, die PLO zu schützen, was bedeutet, dass die Muttergesellschaft ebenfalls dazu verpflichtet ist, und auch die CIA . Aber seien wir offen zueinander. Wir alle wären glücklicher, wenn die Palästina-Frage einfach von der Bildfläche verschwände, und die Palästinenser gleich mit. Sie sind ein unangenehmes, undiszipliniertes, bösartiges Volk, das von der Geschichte zufällig zum Symbol arabischer Einheit auserkoren wurde. Stimmen Sie mir so weit zu?«
Mr. Able winkte ab; das Offensichtliche brauchte man nicht zu bestätigen.
»Nun gut. Betrachten wir unsere Position, falls alles versagen und Hel es tatsächlich schafften sollte, die Septembristen zu eliminieren. Alles, was wir dann unternehmen müssten, wäre, die PLO davon zu überzeugen, dass wir mit ganzer Kraft für sie eingetreten sind. In Anbetracht ihrer barbarischen Veranlagung würden sie sich, glaube ich, damit zufriedengeben, dass wir in ihrem Namen Nikolai Hel und alles, was er besitzt, vernichten.«
»Sozusagen den Boden salzen?«, sinnierte Mr. Able.
»Genau.«
Mr. Able schwieg eine Weile, den Blick gesenkt, mit dem Zeigefinger an der Oberlippe spielend. »Doch, ich glaube, wir können uns so weit tatsächlich auf die unreife Mentalität der PLO verlassen. Sie würde einen drastischen Racheakt als Beweis dafür akzeptieren, dass wir in ihrem Interesse handeln – vorausgesetzt, er fiele wirklich grausam genug aus.« Er lächelte vor sich hin. »Und glauben Sie nur nicht, es wäre mir entgangen, dass eine solche Eventualität es Ihnen gestatten würde, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Sie würden das anstehende taktische Problem lösen und gleichzeitig Ihren Bruder rächen. Wäre es Ihnen womöglich sogar lieber, dass all Ihre Pläne misslingen und Nikolai Hel irgendwie durchkommen und die Septembristen eliminieren würde, damit Sie die Todesstrafe über ihn verhängen können?«
»Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um diesen Anschlag zu verhindern. Das wäre das Beste für die Muttergesellschaft, und deren Interessen haben Vorrang vor meinen persönlichen Gefühlen.« Diamond warf einen Blick zum Ersten Assistenten hinüber. Es war nicht ausgeschlossen, dass dieser dem Vorsitzenden über Diamonds Loyalität zur Muttergesellschaft Bericht erstatten würde.
»Das wär’s dann also«, sagte Mr. Able und stand auf. »Falls Sie mich jetzt nicht mehr brauchen, werde ich mich wieder meinen gesellschaftlichen Verpflichtungen widmen.«
Diamond klingelte nach Miss Swivven, damit sie Mr. Able hinausbegleitete.
Der Deputy stand auf und räusperte sich. »Mich werden Sie wohl auch nicht mehr benötigen, wie?«
»Habe ich das je getan? Doch ich erwarte, dass Sie sich zu meiner Verfügung halten, um meine Anweisungen auszuführen. Sie können gehen.« Diamond wies den Ersten Assistenten an, erneut das Dossier über Nikolai Hel aufzurufen und sich bereitzumachen, es ein zweites Mal über den Bildschirm laufen zu lassen; diesmal jedoch deutlich langsamer, dem intellektuellen Niveau von Darryl Starr und dem Palästinenser angemessen, die eben aus dem Fitnessraum zurückkehrten.
Der Araber, der sein englisch-arabisches Wörterbuch einsteckte, rieb sich die entzündeten Augen und beschwerte sich klagend: »Mein Gott, Mr. Diamond! In diesem Zimmer kann man wirklich nicht lesen. Die Lampen an den Wänden sind viel zu grell!«
»Ich möchte, dass Sie beide sich hierher setzen und sich jede Einzelheit über Nikolai Hel einprägen – alles, was in Ihren Kopf hineingeht, und wenn es die ganze Nacht dauert. Ich habe beschlossen, Sie mitzunehmen, wenn ich den Mann aufsuche – nicht, weil Sie mir nützlich sein könnten, sondern weil Sie verantwortlich sind für diese Panne. Ich werde dafür sorgen, dass Sie die Geschichte bis zum Ende mit durchstehen.«
»Verdammt großzügig von Ihnen«, murmelte Starr.
Diamond wandte sich an Miss Swivven, die gerade vom Aufzug
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