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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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Erkundungstouren sein. Obwohl ihn die natürliche Neugier des Höhlenveteranen plagte, versagte es sich Nikolai, ohne Le Cagot weiter vorzudringen; das hätte er als unfair empfunden. Er bahnte sich also einen Weg den Geröllkegel hinauf und legte sein Geschirr wieder an.
    Vierzig Minuten später kam er im gouffre ans Licht eines dunstigen Morgens. Nach kurzer Rast half er den jungen Männern, das Dreibein und die Verankerungskabel für die Winde abzumontieren. Sie rollten mehrere schwere Felsbrocken über die Öffnung – zum einen, um sie vor jedem zu verbergen, der zufällig des Weges kam, zum anderen aber auch, damit im folgenden Frühjahr die Schafe nicht hineinstürzen konnten.
    Sie verteilten Felstrümmer und Steine über die Stelle, um die Abdrücke der Winde und der Kabelenden zu verwischen, doch sie wussten, dass die sicherste Tarnung der herannahende Winter besorgen würde.
    Als er wieder in der artzain xola eintraf, erstattete Hel Le Cagot Bericht, der trotz seines schmerzenden Arms in Begeisterung geriet.
    »Gut, Niko! Im nächsten Sommer kommen wir wieder. Hör zu. Während du unten warst, habe ich über etwas nachgedacht. Wir müssen unserer Höhle doch einen Namen geben, nicht wahr? Und dabei möchte ich gerecht verfahren. Schließlich warst du der erste Mann unten, obwohl wir auch nicht vergessen dürfen, dass die letzte Blockade nur dank meines Mutes und meiner Geschicklichkeit durchbrochen wurde. Und nachdem ich all dies berücksichtigt habe, bin ich auf den idealen Namen gekommen.«
    »Und der wäre?«
    »Le Cagots Höhle. Na, wie klingt das?«
    Hel lächelte. »Es ist gerecht, Beñat. Weiß Gott, es ist gerecht.«
    All das war nun schon ein ganzes Jahr her. Als der Schnee auf den Bergen schmolz, waren sie wieder heraufgekommen und hatten mit den Erkundungs- und Kartographierungstouren begonnen. Und jetzt waren sie so weit, dass sie ihre Hauptexpedition entlang des unterirdischen Flusses unternehmen konnten.
    Seit über einer Stunde hatte Hel, voll angekleidet und in Stiefeln, auf seiner Felsplatte geschlafen, während Le Cagot sich die Zeit damit vertrieb, dass er sich mit sich selbst und mit dem schlafenden Hel unterhielt und nebenbei die Flasche Izarra leerte. Immer gerecht abwechselnd nahm er einen Schluck für sich selbst und einen für Nikolai.
    Als Hel sich endlich wieder regte, weil der Druck des harten Felslagers sogar seinen ohnmachtsähnlichen Erschöpfungsschlaf störte, unterbrach Le Cagot seinen Monolog und versetzte dem Gefährten einen Stoß mit der Stiefelspitze. »He, Niko! Willst du ewig weiterschlafen? Wach endlich auf und sieh dir an, was du getan hast! Die halbe Flasche Izarra hast du ausgetrunken, du gieriger Mistkerl!«
    Hel richtete sich auf und streckte die verkrampften Muskeln. Während des Schlafes war die feuchte Kälte der Höhle ihm bis tief in die Knochen gedrungen. Er langte nach der Flasche und entdeckte, dass sie leer war.
    »Die andere Hälfte habe ich getrunken«, gestand Le Cagot. »Aber ich mache dir gern einen Tee.« Während Beñat mit dem Spirituskocher hantierte, befreite sich Hel von seinen Gurten und dem Fallschirmspringeranzug, der an Hals und Handgelenken wasserfest abgedichtet war. Er zog die vier dünnen Sweater aus, die seinen Körper warm hielten, ersetzte den untersten durch einen trockenen aus lockerem Strickstoff und zog die drei nassen Pullover wieder darüber. Sie waren aus guter baskischer Wolle gestrickt und hielten selbst in nassem Zustand warm. All dies geschah beim Licht einer selbst konstruierten Lampe: einer Zehnwattbirne, verbunden mit einer wachsversiegelten Autobatterie, die, wenn auch primitiv, doch den Zweck erfüllte, die nervenzermürbende Finsternis zu bannen, die von allen Seiten auf sie eindrang. Eine volle Batterie hielt die kleine Lampe vier Tage lang Tag und Nacht in Gang, und sie konnte bei Bedarf durch den nunmehr erweiterten Flaschenhals und den Doppeldieder hinaufgeschickt werden, um an dem pedalbetriebenen Generator, der auch die Telefonbatterie speiste, frisch aufgeladen zu werden.
    Hel zog Gamaschen und Stiefel aus. »Wie viel Uhr ist es?«
    Le Cagot brachte ihm eine Blechtasse voll Tee. »Kann ich dir nicht sagen.«
    »Wieso nicht?«
    »Wenn ich das Handgelenk umdrehe, kippe ich deinen Tee auf den Boden – darum, du Esel! Hier, nimm!« Le Cagot schüttelte die Finger, denn die Tasse war heiß. »Jetzt kann ich auf meine Uhr sehen. Auf dem Grund von Le Cagots Höhle – und möglicherweise auch andernorts auf der

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