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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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Welt – ist es genau sechs Uhr siebenunddreißig!«
    »Gut.« Hel schüttelte sich, als er die dünne Brühe trank, die Le Cagot als Tee bezeichnete. »Dann haben wir fünf bis sechs Stunden Zeit zum Essen und Ausruhen, bevor wir dem Fluss in diesen großen, nach unten führenden Tunnel folgen. Hast du alles bereitgelegt?«
    »Hasst der Teufel das Weihwasser?«
    »Hast du den Brunton-Kompass überprüft?«
    »Ist Babyscheiße gelb?«
    »Bist du sicher, dass das Gestein kein Eisen enthält?«
    »Hat Moses Waldbrände gelegt?«
    »Und ist das Fluorescein verpackt?«
    »Ist Franco ein Arschloch?«
    »Na gut. Dann werde ich jetzt in meinen Schlafsack kriechen und eine Mütze voll Schlaf nehmen.«
    »Wie kannst du jetzt schlafen? Heute ist doch der große Tag! Viermal sind wir in diesem Loch hier unten gewesen, haben gemessen, Karten gezeichnet, markiert. Und jedes Mal haben wir dem Wunsch widerstanden, dem Flusslauf zu folgen, weil wir das größte Abenteuer bis zuletzt aufsparen wollten. Aber jetzt ist der Augenblick gekommen! Da kann man doch unmöglich schlafen! Niko? Niko? Verdammt noch mal!« Le Cagot zuckte seufzend die Achseln. »Soll einer die Orientalen verstehen.«
    Zusammen würden sie zwanzig Pfund fluoreszierende Farbe mitnehmen, die sie in den unterirdischen Fluss kippen wollten, sobald sie ihm nicht mehr folgen konnten, weil ihnen der Weg entweder durch einen Einbruch versperrt war oder das Wasser in einem Abfluss verschwand. Nach ihren Berechnungen musste der Fluss in den Torrente von Holçarté münden, und Hel hatte während des Winters, als Le Cagot in Spanien seinem Patriotismus frönte, die ganze Länge jener herrlichen Schlucht inspiziert, wo der Sturzbach ein zweihundert Meter tiefes Bett in den Fels gegraben hatte. Er hatte mehrere Einmündungen unterirdischer Flüsse gefunden, aber nur eine, deren Strömungsgeschwindigkeit und Position sie zu einem möglichen Kandidaten machte. In wenigen Stunden würden zwei junge baskische Höhlenforscher an dieser Mündung ihr Lager aufschlagen und abwechselnd das Wasser beobachten. Beim ersten Auftauchen einer Farbspur in der Strömung würden sie die Zeit notieren; ihre Uhr hatten sie mit der von Le Cagot synchronisiert. Aufgrund dieser Zeitnahme und ihrer ungefähren navigatorischen Berechnungen im Höhlensystem würden Hel und Le Cagot dann beurteilen, ob es eventuell möglich war, dem Fluss im Taucheranzug unter Wasser zu folgen und das große Finale jeder gründlichen Erforschung einer Höhle zu erleben: eine Tour vom senkrechten Einstiegsschacht bis an die Luft und das Licht der Mündung. Nach fünf Stunden Tiefschlaf erwachte Hel, wie er es immer tat, unmittelbar und vollständig, jedoch ohne einen Muskel zu regen oder die Augen aufzuschlagen. Sofort meldete sich sein hoch entwickelter Proximitätssinn. In seiner Reichweite befand sich nur eine einzige Person, und deren Schwingungen waren unscharf, gestreut, schwach. Die Person träumte entweder im Wachen, meditierte oder schlief. Dann hörte er Le Cagots lautes Schnarchen.
    Le Cagot lag in seinem Schlafsack; nur sein langes Haar und der rostrote Bart waren im matten Schein der Zehnwattbirne zu erkennen. Hel erhob sich und entzündete die blaue Flamme des Spirituskochers. Während das Wasser kochte, suchte er in den Lebensmittelbehältern nach seinem Tee, einem starken, bitteren cha, den er so lange ziehen ließ, bis er doppelt so viel Koffein enthielt wie Kaffee.
    Als ein Mann, der sich allen körperlichen Aktivitäten uneingeschränkt hingab, hatte Le Cagot einen sehr festen Schlaf. Er rührte sich nicht einmal, als Hel seinen Arm aus dem Schlafsack zog, um auf seine Uhr zu sehen. Sie mussten aufbrechen. Hel stieß Beñat in die Seite, erhielt als Reaktion aber nichts als ein Knurren und einen gemurmelten Fluch. Er stieß ihn abermals an, und Le Cagot drehte sich auf die Seite, rollte sich ein und hoffte, diese Belästigung werde sich in Luft auf lösen. Als das Wasser an den Seiten des Topfes winzige Bläschen zu bilden begann, versetzte Hel seinem Kameraden einen dritten und noch kräftigeren Stoß. Da erwachte Le Cagot endlich.
    Ohne sich umzudrehen, knurrte er verschlafen: »Es gibt ein altes baskisches Sprichwort, das heißt, wer einen Schlafenden stört, muss sterben.«
    »Wir müssen alle sterben.«
    »Siehst du? Wieder ein Beweis für die Richtigkeit unserer Volksweisheiten.«
    »Komm schon, steh auf!«
    »Warte mal! Lass mir um Gottes willen eine Minute Zeit, um mich

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