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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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… Seil … holen!«
    Der Lichtpunkt unten bewegte sich. Le Cagot war aufgestanden. »Ja … tu … das!«, kam es zurück. Unvermittelt verschwand jedoch das Licht, und das Echo eines Körpers, der ins Wasser klatschte, drang herauf, gefolgt von einer Serie zorniger, brüllender, keuchender, spuckender Flüche. Dann war das Licht wieder da.
    Hels Gelächter dröhnte weithin durch Galerie und Höhle. Le Cagot war anscheinend in den Fluss gefallen, der irgendwo da unten wieder aufgetaucht sein musste. Was für ein Anfängerfehler!
    Noch einmal hallte Le Cagots Stimme durch die Mergelrinne herauf. »Wenn … du … runterkommst … bringe … ich … dich um!«
    Hel lachte und machte sich auf zum Wasserfall.
    Eine Dreiviertelstunde später war er wieder oben am Mergelschacht und befestigte das Seil mit einem Klemmkeil in einem Riss.
    Zuerst versuchte er es mit einer vom Seil gebremsten Rutschpartie auf beiden Füßen, doch damit hatte er kein Glück. Der Mergel war zu glatt. Im Handumdrehen saß er auf dem Hosenboden und rutschte mit den Füßen voran bergab, während sich zwischen seinen Beinen ein schlammiger Bug aus schwarzem Mergel bildete, der sich bis über die Hüften hinaufschob. Es war ein widerliches Zeug, ein unwürdiges Hindernis, zwar recht problematisch, doch ohne die Erhabenheit der echten Herausforderungen einer Höhle: Felsabstürze und verrottetes Gestein, senkrechte Schächte und knifflige Spalten. Es war eine Mücke von Problem, idiotisch und ärgerlich, dessen Überwindung keine Lorbeeren einbrachte. Mergelrinnen werden von allen Höhlenforschern gehasst, die schon einmal in ihnen herumrutschen mussten.
    Als Hel lautlos an seine Seite glitt, hockte Le Cagot auf einer ebenen Felsplatte und aß Zwieback mit einem Stück xoritzo. Noch immer gekränkt über die beschämende Rutschpartie und tropfnass vom Sturz ins Wasser, ignorierte er den Freund ganz einfach. Hel sah sich um. Kein Zweifel, hier war das Höhlensystem zu Ende. Die Kammer besaß die Größe eines kleineren Hauses oder der Empfangshalle seines Châteaus in Etchebar. Augenscheinlich war sie zuweilen mit Wasser gefüllt, denn die Wände waren glatt und der Boden frei von Geröll. Die Platte, auf der Le Cagot seine Mahlzeit einnahm, bedeckte zwei Drittel des Fußbodens, und in der hinteren Ecke befand sich eine glatte kubische Vertiefung von etwa fünf Metern im Quadrat – ein regelrechter »Weinkeller« von Abflusskanal, der den tiefsten Punkt des gesamten Höhlensystems darstellte. Hel trat an den Rand des Weinkellers und richtete den Strahl seiner Lampe nach unten. Die Seitenwände waren glatt, aber es sah aus wie ein recht einfacher Eckenaufstieg, weshalb er sich wunderte, dass Le Cagot nicht hinabgeklettert war, um der Erste am Ende der Höhle zu sein.
    »Ach, das wollte ich dir überlassen«, erklärte der Baske.
    »Oho! Eine plötzliche Anwandlung von Fair play?«
    »Du sagst es.«
    Irgendetwas stimmte da nicht. Le Cagot war, obwohl Baske bis auf die Knochen, in Frankreich erzogen worden, und der französischen Mentalität ist der Begriff des Fair play vollkommen fremd; es ist ein Volk, das Generationen von Aristokraten hervorgebracht hat, aber keinen einzigen Gentleman; eine Kultur, in der das Legale die Fairness ersetzt; eine Sprache, in der das einzige Wort für ehrliches Spiel der geborgte englische Ausdruck ist.
    Aber es hatte keinen Sinn, dazustehen und den Boden des Weinkellers jungfräulich bleiben zu lassen. Hel blickte hinab, suchte nach dem besten Halt.
    … Augenblick mal! Dieses Klatschen vorhin. Le Cagot war ins Wasser gefallen. Aber wo war das Wasser?
    Vorsichtig senkte Hel die Stiefelspitze in den Weinkeller. Nach ein paar Zentimetern durchbrach sie die Oberfläche eines Teiches, so klar und rein, dass er wie Luft wirkte. Die bizarren Formen der Felsen auf seinem Grund waren so scharf gezeichnet, dass niemand auf die Idee gekommen wäre, sie befänden sich unter Wasser.
    »Du Mistkerl!«, flüsterte Hel vor sich hin. Dann lachte er laut auf. »Und du bist geradewegs da reingestiegen, wie?«
    Kaum hatte er seinen Stiefel wieder herausgezogen, da verschwanden die Wellen von der Wasseroberfläche, geglättet von einer starken Saugströmung darunter. Hel kniete sich neben den Weinkeller und untersuchte ihn fasziniert. Die Oberfläche war keineswegs unbewegt; sie wurde von der starken Strömung unten nur glattgezogen. Tatsächlich senkte sie sich sogar ein wenig, und als er den Finger hineinsteckte, spürte er ein

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