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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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Cagot nach Spanien hinübergeschlichen und in ein Militärgefängnis in Bilbao eingedrungen war, um ETA -Häftlinge zu befreien. Hel gehörte zu jenen Männern, die die Revolution vergiften und ihre Energien von der Errichtung einer baskischen Theokratie ablenken konnten, jener letzten Festung des fundamentalistischen Katholizismus, die es in einem Land zu errichten galt, in dem christliche Praktiken primitiv und tief eingewurzelt waren und wo der Schlüssel zum Himmelstor eine unfehlbare Waffe der Macht darstellte. Kurz nachdem er sich in Etchebar niedergelassen hatte, begannen bei Hel anonyme Droh- und Hassbriefe einzutreffen. Zweimal kam es zu »spontanem« mitternächtlichen Lärmen vor seinem Château, und lebende Katzen wurden, in brennendes Stroh gewickelt, gegen die Hauswände geschleudert, wo sie ihre Todesqual laut herausschrien. Obwohl ihn die Erfahrung gelehrt hatte, diese fanatischen Priester zu verachten, die Kinder nur zu dem Zweck in den Tod locken, um die Frage der Sozialreform mit der Kirche verknüpfen und dadurch ihre Institution vor der natürlichen Atrophie angesichts von Wissen und Aufklärung schützen zu können, hätte er vielleicht dennoch diese primitive Belästigung ignoriert. Aber er gedachte das Baskenland, nun, da die japanische Kultur von westlichen Wertmaßstäben infiziert worden war, zu seiner Heimat zu machen und musste daher diesen Beleidigungen ein Ende setzen; denn die baskische Mentalität verspottet jeden, der sich lächerlich machen lässt. Die anonymen Briefe und das Geschrei des hysterischen frommen Mobs waren Manifestationen von Feigheit, und Hel hatte die Angst des Intellektuellen vor Feiglingen, die weitaus gefährlicher sind als tapfere Männer, sobald sie sich dem Gegner an Zahl überlegen wissen oder Gelegenheit haben, hinterrücks zuzuschlagen; denn Feiglinge müssen maximalen Schaden anrichten, weil sie die Vergeltung zu fürchten haben, sollte der Angegriffene überleben.
    Durch Le Cagots Verbindungen entdeckte Hel den Urheber dieser feigen Aktionen, und einige Monate später traf er den Priester zufällig im Hinterzimmer eines Cafés von Sainte-Engrace, wo er stumm eine kostenlose Mahlzeit verzehrte und hin und wieder einen Blick zu Hel hinüberwarf, der mit mehreren Dorfbewohnern ein Glas Roten trank – mit Männern, die zuvor am Tisch des Priesters gesessen und seinen frommen Reden und falschen Weisheiten gelauscht hatten.
    Als die Männer zu ihrer Arbeit aufbrachen, setzte sich Hel an den Tisch des Priesters. Pater Xavier wollte aufstehen, doch Hel packte sein Handgelenk und zwang ihn auf seinen Stuhl zurück. »Sie sind ein guter Mann, Hochwürden«, sagte er mit seiner leisen Gefängnisstimme. »Ein heiliger Mann. Und in diesem Moment sind Sie dem Himmel näher, als Sie ahnen. Essen Sie Ihren Teller leer, und hören Sie mir gut zu. Ich wünsche keine anonymen Briefe und keine weiteren Belästigungen mehr. Haben Sie mich verstanden?«
    »Ich fürchte, ich verstehe nicht …«
    »Essen Sie!«
    »Was?«
    »Essen Sie!«
    Pater Xavier schob sich eine Gabel voll piperade in den Mund und kaute lustlos.
    »Essen Sie schneller, Hochwürden. Füllen Sie Ihren Bauch mit Nahrung, die Sie sich nicht verdient haben.«
    Die Augen des Priesters waren nass vor Wut und Angst, aber er schaufelte Gabel um Gabel in seinen Mund und schluckte so hastig, wie er nur konnte.
    »Wenn Sie in dieser Gegend bleiben wollen, Hochwürden, und wenn Sie noch nicht bereit sind, vor Ihren Herrgott zu treten, werden Sie von jetzt an Folgendes tun: Jedes Mal, wenn wir uns in einem Dorf begegnen, werden Sie dieses Dorf sofort verlassen. Jedes Mal, wenn wir uns auf einem Weg treffen, werden sie von diesem Weg heruntertreten und mir, wenn ich vorbeigehe, den Rücken zuwenden. Sie können schneller essen!«
    Der Priester erstickte fast, und als Hel ging, keuchte und würgte er in hilfloser Wut. Am selben Abend erzählte Nikolai die Geschichte seinem Freund Le Cagot mit der Anweisung, sie überall die Runde machen zu lassen. Er hielt es für unerlässlich, diesen Feigling öffentlich zu demütigen.
    »He, warum antworten Sie mir nicht, Pater Esteka 3 ?«, fragte Le Cagot. Der Priester erhob sich und verließ das Café. Le Cagot rief hinter ihm her: »Holá! Wollen Sie denn nicht Ihre piperade aufessen?«
    Da sie katholisch waren, konnten die alten Männer im Café nicht gut lachen; da sie aber außerdem Basken waren, grinsten sie.
    Le Cagot tätschelte der Wirtin den Hintern und schickte sie das

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