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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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Auftauchen der Farbe im Wasser acht Minuten nach der vollen Stunde vermerkt. Obwohl acht Minuten keine sehr lange Zeit sind, konnten sie doch eine beträchtliche Entfernung bedeuten, wenn man die Geschwindigkeit der Wasserströmung durch die dreieckige Röhre am Grund des Weinkellers in Betracht zog. Wenn aber diese Wasserröhre nicht blockiert oder zu eng war für einen Mann, würde ihnen vielleicht die Freude zuteilwerden, ihre Höhle vom Einstiegsschacht bis zur Mündung des unterirdischen Flusses zu durchmessen, bevor sie das Geheimnis ihrer Existenz mit der Höhlenforscherbruderschaft teilten.
    Hel und Le Cagot trotteten und rutschten die Bergflanke bis zu dem schmalen Weg hinab, auf dem sie Hels Volvo abgestellt hatten. Hel versetzte der Tür nach seiner Gewohnheit einen kräftigen Tritt mit dem Stiefel und begutachtete die entstandene Delle voller Genugtuung. Dann stiegen sie ein und fuhren ins Dorf Larrau hinunter, wo sie haltmachten, um ein Frühstück aus Brot, Käse und Kaffee einzunehmen, nachdem sie sich zuvor den größten Dreck vom Körper geschrubbt hatten.
    Die Wirtin war eine energische Witwe mit kraftvollem, üppigem Körper und einem breiten Lachen, die zwei Räume ihres Hauses als Café, Restaurant und Tabakladen benutzte. Mit Le Cagot verband sie seit vielen Jahren ein Verhältnis, denn jedes Mal, wenn die Lage in Spanien zu brenzlig für ihn wurde, kam er durch den Wald von Irraty, der an dieses Dorf grenzte, nach Frankreich herüber. Seit undenklichen Zeiten war der Wald von Irraty sowohl Zuflucht als auch Passierweg für Schmuggler und Banditen gewesen, die von den baskischen Provinzen unter spanischer in jene unter französischer Besatzung herüberwechselten. Aufgrund einer alten Tradition gilt es als unhöflich – und gefährlich –, jemandem, dem man in diesem Wald begegnet, zu zeigen, dass man ihn erkennt.
    Als sie das Café betraten, noch nicht ganz trocken vom Waschen unter der Pumpe im Hof, wurden sie sofort von dem halben Dutzend alter Männer, die hier ihren vormittäglichen Schoppen tranken, mit Fragen bestürmt. Wie es gelaufen sei, oben im gouffre ? Ob es wirklich eine Höhle unter dem Loch gebe?
    Le Cagot bestellte, die Hand besitzergreifend auf der Hüfte der Wirtin, das Frühstück. Er brauchte nicht lange zu überlegen, wie er das Geheimnis der Höhle bewahren sollte, denn er verfiel automatisch in die baskische Gewohnheit, direkte Fragen mit einer irreführenden Umschreibung zu beantworten, die dennoch keine wirkliche Lüge war.
    »Nicht alle Löcher führen zu Höhlen, meine Freunde.«
    Die Augen der Wirtin funkelten voller Lust über seine Antwort, die sie als Zweideutigkeit verstand. Mit geschmeichelter Koketterie schob sie seine Hand von ihrer Hüfte.
    »Und habt ihr spanische Grenzer getroffen?«, erkundigte sich einer.
    »Nein, es blieb mir erspart, die Hölle mit weiteren Faschistenseelen belasten zu müssen. Freut Sie das, Hochwürden?« Mit diesen letzten Worten wandte sich Le Cagot an den hageren Priester, der im dunkelsten Winkel des Cafés hockte und sofort das Gesicht abgewandt hatte, als er und Hel eingetreten waren. Pater Xavier nährte einen glühenden Hass gegen Le Cagot und Hel. Obwohl er sich niemals selbst der Gefahr aussetzte, wanderte er unermüdlich von Grenzdorf zu Grenzdorf, predigte die Revolution und suchte die Ziele der baskischen Unabhängigkeit an die der Kirche zu binden – die baskische Manifestation jener allgemeinen Bemühung seitens der Gotteshändler, sich nun, da die Welt kein guter Markt mehr für Höllendrohung und Seelenrettung war, in gesellschaftliche und politische Fragen einzumischen.
    Der Hass des Priesters (den dieser selbst als »gerechten Zorn« bezeichnete) gegen Le Cagot beruhte auf der Tatsache, dass Lobpreisung und Heldenverehrung, die rechtmäßig den ordinierten Führern der Revolution zukamen, diesem skandalösen, Gott lästernden Mann galten, der einen Teil seines Lebens im Land der Wölfe, außerhalb des Pays Basque, verbracht hatte. Aber Le Cagot war wenigstens ein Sohn des Landes. Dieser Hel jedoch, mit dem verhielt es sich ganz anders. Der war ein Ausländer, der niemals zur Messe ging und mit einer asiatischen Frau zusammenlebte. Und es dünkte den Priester höchst ärgerlich, dass die jungen baskischen Höhlenkletterer, Burschen, die sich ihre Idole aus den Reihen der Priesterschaft hätten erwählen sollen, überall Geschichten von seinen Höhlenforschererfolgen verbreiteten und von den Zeiten, als er mit Le

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