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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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Probleme noch jahrelang weiterzugehen drohten, fand er keinen Trost.
    Als er daher einmal Pierres Kunstfertigkeit als Chauffeur erlebt hatte, gedachte Hel die Marter abzukürzen, indem er Pierre gestattete, den Wagen zu fahren, wann immer er wollte. Aber auch dieser Plan schlug fehl, weil ein ironisches Schicksal den guten Pierre vor jedem Unfall bewahrte. Und so lernte Hel seinen Volvo allmählich als eine der eher komischen Bürden des Lebens zu akzeptieren, gestattete es sich jedoch, seiner Frustration dadurch Ausdruck zu verleihen, dass er dem Wagen beim Ein- und Aussteigen jedes Mal einen Tritt oder einen Fausthieb versetzte.
    Es dauerte nicht lange, und seine Höhlenforscherfreunde begannen ebenfalls seinen Volvo zu treten, wenn sie an ihm vorbeikamen – zuerst aus Spaß, dann aus Gewohnheit. Binnen kurzem versetzten sie und ihre Kameraden sogar einem jeden Volvo, den sie passierten, einen Schlag. Und mit der Unlogik aller Modetorheiten begann sich das Volvodreschen überallhin auszubreiten – hier in Gestalt eines Protests gegen das Establishment, dort als Ausdruck jugendlichen Übermuts, hier als Symbol des Antimaterialismus, dort als Manifestation des Insidertums.
    Auch Besitzer anderer Volvos begannen diese Mode zu tolerieren, weil sie so ihre Weltläufigkeit unter Beweis stellen konnten. Es gab sogar Volvobesitzer, die insgeheim ihre eigenen Wagen verbeulten, um sich ganz unverdient den Ruf des Kosmopoliten zu verschaffen. Es liefen außerdem hartnäckige, wenn auch vermutlich unzutreffende Gerüchte um, nach denen Volvo plante, ein vorverbeultes Modell auf den Markt zu bringen, um die Schickeria für ein Automobil zu gewinnen, das alle anderen Vorzüge der Sicherheit der Passagiere geopfert hatte (obwohl bei vielen Modellen noch Firestone-500-Reifen verwendet wurden) und das sich vor allem an jene wohlhabenden Egozentriker wandte, die meinten, die Erhaltung ihres Lebens sei für das Schicksal der Menschheit von ausschlaggebender Bedeutung.
    Nach dem Duschen fand Hel im Ankleidezimmer seinen Anzug im edwardianischen Stil aus feinem schwarzem Wollstoff bereitgelegt, der Gäste im schlichten Straßenanzug oder solche in Abendgarderobe vor dem peinlichen Gefühl bewahren sollte, entweder zu fein oder zu salopp angezogen zu sein. Oben an der Haupttreppe traf er Hana, die ein bodenlanges Kleid im Kanton-Stil trug, das von der gleichen gesellschaftlichen Mehrdeutigkeit war wie sein Anzug.
    »Wo ist Le Cagot?«, erkundigte er sich, als sie in den kleinen Salon hinuntergingen, in dem sie ihre Gäste erwarten wollten. »Ich habe seine Anwesenheit heute schon mehrmals gespürt, aber ich habe ihn weder gehört noch gesehen.«
    »Ich nehme an, er ist auf seinem Zimmer und zieht sich um.« Hana stieß ein leises Lachen aus. »Er hat mir erklärt, sein neuer Anzug werde mich so überwältigen, dass ich hingerissen in seine Arme sinken müsste.«
    »O Gott!« Le Cagots Geschmack, sowohl was Kleider als auch was alle anderen gesellschaftlichen Dinge betraf, neigte zu opernhafter Übertreibung. »Und Miss Stern?«
    »Sie war beinahe den ganzen Nachmittag auf ihrem Zimmer. Du scheinst sie bei eurem Gespräch heute recht unsanft behandelt zu haben.«
    »Hm-m-m.«
    »Sie wird herunterkommen, sobald Pierre ihre Kleider bringt. Möchtest du die Speisefolge hören?«
    »Nein, danke. Ich bin überzeugt, sie ist perfekt.«
    »Das nicht, aber angemessen. Diese Gäste geben uns Gelegenheit, den Rehbock loszuwerden, den der alte Monsieur Ibar uns geschenkt hat. Er hängt jetzt eine gute Woche und dürfte gerade richtig sein. Gibt es etwas Besonderes, das ich über unsere Gäste wissen sollte?«
    »Es sind Fremde für mich. Sogar Feinde, wenn ich mich nicht täusche.«
    »Wie soll ich sie behandeln?«
    »Wie alle Gäste unseres Hauses. Mit deinem ganz besonderen Charme, bei dem sich jeder Mann interessant und bedeutend vorkommt. Ich möchte diese Leute aus dem Gleichgewicht bringen, sie verunsichern. Es sind Amerikaner. Ähnlich wie wir beiden uns bei einem Barbecue unbehaglich fühlen würden, leiden sie bei einem eleganten Dinner an gesellschaftlichem Schwindelgefühl. Selbst ihr gratin, der Jetset, ist kulturell gesehen so unecht wie die Küche an Bord eines Flugzeugs.«
    »Was in aller Welt ist ein ›Barbecue‹?«
    »Ein primitives Stammesritual, bei dem Pappteller, Ellbogen, verbranntes Fleisch, hush puppies und Bier die Hauptrolle spielen.«
    »Ich wage nicht zu fragen, was hush puppies sind.«
    »Das ist auch besser

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