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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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während das zusätzliche Gewicht des wie ein Bandelier kreuzweise über seine Brust geschlungenen Seils seinen Körper herabzuziehen drohte. Als das Hindernis überwunden war, stand er vor der Aufgabe, die Pressluftflasche nachzuholen. Und es gab keinen Le Cagot, der ihm das Seil nachreichte. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als am Seil zu ziehen, bis die Flasche ins Wasser fiel, und, wenn sie auf dem Grund des Flusses aufschlug, das Seil möglichst rasch wieder einzuholen. Aber er war nicht schnell genug; die Flasche schoss unter Wasser an ihm vorbei und wurde mit dem zuckenden, tanzenden Seil weitergetrieben. Er hatte keinen Sicherungspunkt; als sich das Seil plötzlich spannte, wurde er von dem schmalen Sims gerissen. Aber er durfte nicht loslassen! Die Flasche zu verlieren hieß alles verlieren. Breitbeinig überspannte er den schmalen Einschnitt, einen Stiefel auf dem Sims, die Stollen des anderen flach gegen die glatte Wand gegenüber gestemmt, an der es auch nicht die Spur eines Fußhaltes gab. Er brauchte die ganze Kraft seiner Beine, um sich in dieser Stellung halten zu können; die Sehnen an seinem Schritt standen wie Stricke hervor, weit überdehnt und exponiert. Das Seil lief rasend schnell durch seine Hände. Er biss die Zähne zusammen und schloss die Fäuste um die Leine. Ein heißer Schmerz durchzuckte ihn, als seine Handflächen die Reibung des nassen Seils aufnahmen, das sofort tief in sie einschnitt. Hinter seinen Fäusten rann Wasser, vor ihnen Blut. Um den Schmerz verkraften zu können, brüllte er so laut los, dass sein Schrei durch die enge Schlucht hallte. Doch niemand hörte ihn.
    Die Flasche kam zum Stillstand!
    Gegen den Strom zog er sie Hand über Hand zu sich heran, das Seil wie geschmolzenes Eisen in seinen wunden Handflächen, die Sehnen in seinem Schritt verkrampft und pochend. Als seine Rechte die Gurte der Flasche berührte, zog er sie zu sich herauf und hängte sie sich um den Hals. Mit diesem Gewicht auf der Brust war es freilich mehr als riskant, sich auf den Sims zurückzuschwingen. Zweimal stieß er sich von der glatten Wand ab, zweimal schwankte er, fiel wieder zurück und fing sich mit der flachen Schuhsohle ab, während sein Schritt sich anfühlte, als würde er reißen. Beim dritten Versuch schaffte er es und stand keuchend an die Wand gelehnt, nur die Absätze auf dem Sims, die Zehen über den tosenden Strom hinausragend.
    Er schleppte sich zu der nicht weit entfernten Geröllwand hinüber, die den Weg in die Steigende Höhle versperrte, und sank erschöpft, die Flasche vor der Brust, in den Handflächen rasenden Schmerz, in der Ecke zu Boden.
    Lange durfte er hier nicht bleiben. Sonst würden seine Hände steif werden, und er könnte sie nicht mehr gebrauchen.
    Er hievte sich die Flasche wieder auf den Rücken und überprüfte Verschlüsse und Sichtscheibe der Maske. Wenn die beschädigt wurden, war es aus. Doch die Maske hatte die Stöße der Flasche wie durch ein Wunder überstanden. Nun begann er die mühselige Kletterpartie über die Ecke der Geröllwand, unter der der Fluss verschwunden war. Wie zuvor, fand er zwar auch diesmal zahlreiche Hand- und Fußhalte, aber es handelte sich um poröses, morsches Gestein, von dem ganze Brocken unter seinen Händen abbrachen, während die Steinsplitter sich tief in seine wunden Handflächen gruben. Das Herz klopfte ihm krampfartig in der Brust und drückte Stöße von Blut in seine Schläfen. Als er es schließlich bis zu dem flachen Sims zwischen zwei einander stützenden Felsplatten geschafft hatte, dem Schlüsselloch zur Steigenden Höhle, legte er sich flach auf den Bauch und ruhte sich aus, die Wange auf die Steine gepresst, während der Speichel ihm aus den Mundwinkeln rann.
    Er fluchte, weil er sich zu lange ausgeruht hatte. Seine Handflächen wurden klebrig vom Wundwasser und krümmten sich klauenartig wie Hummerscheren. Er rappelte sich auf, blieb stehen, und langsam öffnete und schloss er seine Hände, um so die Kruste des Schmerzes zu durchbrechen, bis sie wieder beweglich waren.
    Eine nicht messbare Zeit lang stolperte er durch die Steigende Höhle, tastete sich um hausgroße Felsbrocken herum, neben denen er wie ein Zwerg wirkte, drückte sich zwischen einander stützenden Felsplatten hindurch – jüngster Verbruch aus dem zerklüfteten Höhlendach weit über der Reichweite seiner Helmlampe –, schob sich vorsichtig über gefährlich hängendes Gestein, das schon längst der Schwerkraft nachgegeben hätte,

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