Shimmer
unter dem gelben Polizeiband hindurch. Dr. Elliot Sanders, der Gerichtsmediziner, nahm die Chirurgenmaske von Mund und Nase und zündete sich eine Zigarette an.
Nikotin – und außer Dienst ein guter Whiskey – genossen bei Sanders oberste Priorität.
»Ziemlich üble Sache das«, sagte er geradeheraus, und der Ekel war ihm deutlich anzusehen.
»War es je anders?«, erwiderte Sam.
Der Pathologe zuckte mit den Schultern. »Ein asiatischer Mann«, sagte er. »Möglicherweise Inder. Anfang zwanzig, auch wenn wir uns da nicht sicher sein können.« Er schaute zu Sam, der im Großen und Ganzen gut zurechtkam, doch ein wenig empfindlich war, wenn er sich unmittelbar mit den Folgen eines gewaltsamen Todes auseinandersetzen musste. »Der Mann ist erwürgt worden, sieht aber verdammt übel aus.« Sanders holte zwei weitere Gesichtsmasken aus der Tasche und reichte sie den Detectives. »Nur für den Fall.«
»Für welchen Fall?«, hakte Sam nach.
»Hier ist irgendeine Chemikalie zum Einsatz gekommen.« Sanders zog an seiner Zigarette, trat sie im Sand aus, hob die Kippe auf und steckte sie in seine Hosentasche. »Die Leiche wurde mit ziemlicher Sicherheit gewaschen oder abgespritzt oder im Meer von den Wellen abgespült. Aber sie sondert noch immer einen starken Geruch ab. Deshalb – nur für den Fall.«
Die beiden Detectives zogen sich Hand- und Überschuhe an und gingen gemeinsam mit dem Pathologen vorsichtig über den Strand, obwohl sie bereits wussten, dass dies hier vermutlich nicht der eigentliche Tatort war.
»Heilige Scheiße!«, stieß Martinez hervor, als er das Opfer zum ersten Mal sah.
»Was ist denn mit dem passiert?« Sam musste sich zwingen hinzusehen.
Das Opfer war nackt, die Haut teilweise in Streifen abgeschält; das rohe, blutige Fleisch wirkte wie verbrannt. Ein paar Streifen waren diagonal, andere vertikal, und wieder andere kreuzten sich. Alles, was bei der Identifizierung des Opfers hätte helfen können, war verschwunden. Die um Nuancen blassere Haut um das linke Handgelenk des Toten deutete darauf hin, dass er eine runde Armbanduhr von mittlerer Größe getragen hatte; an den Fingern fanden sich jedoch keine solchen Spuren, also hatte er vermutlich keinen Ring getragen, was darauf schließen ließ, dass er ledig gewesen war. Seine Hände waren verletzt, doch die Fingernägel waren gepflegt.
Die Detectives rochen es nun auch. Es war zwar nicht aufdringlich, aber deutlich merkbar – eine Mischung aus Salzwasser und jener Chemikalie, die Sanders erwähnt hatte.
»Riecht wie dieses Reinigungszeug«, bemerkte Martinez. »Clorox.«
»Ja, könnte sein«, pflichtete Sanders ihm bei. »Es könnte aber auch etwas viel Schärferes, Ätzenderes sein.«
Sam hatte sich inzwischen hingehockt, die Maske über Nase und Mund, und starrte auf die seltsamen Streifen. Ihm fiel auf, dass einige gerade verliefen und beinahe symmetrisch wirkten, während andere willkürlich aussahen.
»Haben der oder die Täter eine Harke oder so etwas benutzt?«, fragte Sam.
»Möglich«, antwortete der Gerichtsmediziner. »Auch wenn ich eher auf eine Scheuerbürste tippen würde, möglicherweise mit Drahtborsten. Mehr dazu später.«
»Aber das ist nicht hier passiert?«
»Mit Sicherheit nicht«, bestätigte Sanders, »und auch nicht im Boot, wenn ihr mich fragt.«
»Ich nehme an, du kannst auch nichts zum Zeitpunkt sagen«, sagte Sam.
Das waren jene Dinge, von denen er sich wünschte, sie nie gelernt zu haben: Wie schwierig es sein konnte, den korrekten Todeszeitpunkt zu bestimmen – all die Variablen, die das Auskühlen des Körpers und die Leichenstarre beeinflussen konnten. Sam musste sich nicht erst vom Pathologen sagen lassen, dass dieser kein Thermometer benutzen würde, bevor er nicht die Gelegenheit gehabt hatte, das Opfer darauf zu untersuchen, ob es sexuellen Kontakt gehabt hatte oder missbraucht worden war. Außerdem war die Körpertemperatur in einem Fall wie diesem ohnehin irreführend, denn nach der Tat war die Leiche bewegt und möglicherweise im Meer abgelegt worden, bevor sie an einen neuen Ort gelangt war: in das Ruderboot. Dort war sie dann auf unbekannte Zeit den Elementen ausgesetzt gewesen.
»Da vermutest du richtig«, sagte Sanders. »Es wird noch eine Weile dauern, bis ich den Todeszeitpunkt abschätzen kann.«
»Und? Glaubst du Myersons Geschichte, Doc?«, fragte Martinez.
»Meiner Meinung nach ist er wirklich nur ein unschuldiger Beobachter«, antwortete Sanders. »Er steht unter Schock
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