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Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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und ist ziemlich aufgeregt, aber er ist kein Verdächtiger.«
    Sowohl Sam als auch Martinez hielten den Gerichtsmediziner für einen ausgesprochen guten Menschenkenner.
    Das Innere des Bootes war verdreckt. Blut, Bleichmittel oder andere Chemikalien waren jedoch nicht zu sehen, was einerseits schlecht war, da es keine entsprechenden Beweise gab, doch auf der anderen Seite bedeutete es, dass der Tatort nicht kontaminiert war – genauer gesagt, der Fundort hier in South Beach, sodass der Strand nicht geschlossen bleiben musste, sobald die Spurensicherung fertig war.
    Sam beäugte den Hals des Opfers. »Ist das eine Ligatur? Ein Würgemal?«
    »Ganz recht«, antwortete Sanders. »Dort haben wir auch ein paar Fasern gefunden, die wie Baumwolle aussehen. Der Killer hat sich seinem Opfer vermutlich von hinten genähert.«
    »Und die anderen Verletzungen?« Schaudernd ließ Sam den Blick über die restlichen Wunden schweifen. »Wurden sie ihm vor oder nach dem Tod zugefügt?«
    »Nach Eintritt des Todes«, antwortete Sanders. »Das steht ziemlich eindeutig fest.«
    »Man muss wirklich für jede noch so kleine Gnade dankbar sein«, sagte Martinez.

2
     
    Mit Ausnahme von Joshua, ihrem neun Monate alten Sohn, und Woody, dem drahthaarigen Dackel-Schnauzer-Mischling, den sie und Sam vor nunmehr fast vier Jahren gerettet hatten, war Grace Lucca Becket allein zu Hause, als es um neun Uhr morgens in Bay Harbor Islands an der Tür klingelte.
    Grace trat aus dem Kinderzimmer, als der Hund zu bellen anfing, und ging zum Flurfenster, von wo sie den besten Blick nach draußen vor die Tür hatte.
    Claudia Brownley stand unten auf dem Weg. Sie trug ein blaues Jeanshemd und hatte ihr Jackett über den Arm gelegt. Hinter ihr standen zwei Reisetaschen. Sie schaute nach oben und winkte.
    »Ich glaub’s nicht!«
    Mit einem Schrei freudiger Überraschung auf den Lippen stürmte Grace die Treppe hinunter, riss die Tür auf und breitete die Arme aus. Ihre Schwester warf sich hinein und drückte sie an sich, während Woody nach besten Kräften versuchte, an Claudias Beinen hinaufzuklettern.
    »Woody! Aus!« Grace trat einen Schritt zurück und schaute zu den Reisetaschen, die viel zu groß für ein Wochenende waren, auch für ein verlängertes. »Was ist los, Schwesterchen?«
    Claudia lebte mit ihrem Mann Daniel Brownley und ihren beiden Söhnen Mike und Robbie auf Bainbridge Island in Washington State, nur eine Fährfahrt von Seattle gelegen, aber Tausende Meilen vom Miami-Dade County entfernt. Außerdem war es gar nicht typisch für Claudia, so plötzlich und unerwartet vor der Tür ihrer Schwester und ihres Schwagers zu stehen.
    »Willst du mich nicht erst mal reinlassen?«, fragte Claudia.
    »Oje, entschuldige. Komm bitte rein.« Grace umarmte sie noch einmal voller Wärme. Dann schnappte sie sich die eine Reisetasche, ihre Schwester die andere, und gemeinsam gingen sie ins Haus, ließen die Taschen im Flur stehen und machten sich direkt auf den Weg in die Küche.
    Die Küche war das Herz des kleinen Hauses; so war es schon immer gewesen, auch bevor Sam in Grace’ Leben getreten war, bevor sie geheiratet und bevor sie ihre Tochter Cathy adoptiert hatten – und lange bevor ihr Sohn geboren worden war.
    »Wo ist mein Neffe?«, fragte Claudia und blieb in der Tür stehen.
    »Er schläft«, antwortete Grace. »Hoffe ich zumindest.«
    In den Nächten zuvor war Joshua nachts immer wieder aufgewacht, und seine dreiunddreißigjährige Mutter und sein einundvierzigjähriger Vater spürten allmählich die Belastung.
    »Kann ich nicht wenigstens einen kurzen Blick auf ihn werfen?«, bettelte Claudia.
    »Ich würde lieber erst mal einen Blick auf dich werfen«, erwiderte Grace.
    »Lass das lieber«, sagte Claudia. »Ich sehe schrecklich aus.«
    »Du siehst fantastisch aus«, entgegnete Grace, und das stimmte. Allerdings war ihr sofort aufgefallen, dass ihre Schwester ziemlich an Gewicht verloren und ein paar neue Falten um ihre braunen Augen bekommen hatte. » Ich bin das Wrack hier«, fügte sie hinzu und deutete auf ihre rasch übergestreifte Hose und die ärmellose weiße Bluse.
    Die beiden Schwestern ähnelten sich äußerlich nicht sehr. Grace hatte die helle skandinavische Haut ihrer Mutter Ellen geerbt, während Claudia das dunkle Haar, die dunklen Augen und die olivfarbene Haut von Frank Lucca besaß. Beide Schwestern waren schon vor langer Zeit übereingekommen, dass diese Äußerlichkeiten zum Glück das einzige offensichtliche Erbe ihres

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