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Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Gedanken kehrten wieder zu den unangenehmen Aspekten der letzten Tage zurück, und er trank einen Schluck Wein. »Willst du immer noch nicht, dass ich mir Cooper vorknöpfe?«
    »Da liegt das Problem, nicht wahr?«, entgegnete Grace. »Sein Name mag ja Cooper sein, aber er ist auch ein Lucca.«
    »Und das heißt?«, erwiderte Sam. »Du kannst diesen Schleimbeutel doch nicht beschützen.«
    »Mit Sicherheit nicht«, sagte Grace. »Ich will nur nichts mit Frank zu tun haben. Das wollen weder Claudia noch ich.«
    »Ich weiß, wie ihr beide fühlt«, sagte Sam. »Aber wenn das so weitergeht, wenn Cooper wieder zurückkommt, wird uns vielleicht keine andere Wahl bleiben.«
    Grace nahm sich ein Stück Hackbraten. »Denkst du, er glaubt, was er sagt? Von wegen, wir würden es ihm schulden?« Sie legte die Gabel wieder hin, ohne das Essen angerührt zu haben. »Glaubt er wirklich, es wäre leichter für ihn und Roxanne gewesen, wenn Claudia und ich in Melrose Park geblieben wären?«
    »Mir ist es egal, was er glaubt«, antwortete Sam, »solange wir nie wieder von ihm hören.« Er aß und wischte mit einem Stück Ciabatta die Soße vom Teller. »Ich muss gestehen, es gefällt mir gar nicht, ihn da draußen herumlaufen zu lassen.«
    »Weil er dir unheimlich ist? Oder weil du glaubst, ihn wütend gemacht zu haben?«
    Sam schaute Grace an. »Denkst du, ich hätte ihm nicht in den Hintern treten sollen?«
    »Ich glaube ... Nein, ich weiß , dass er dringend einen Tritt in den Hintern gebraucht hat.« Sie hielt kurz inne. »Aber viele Irre laufen mit Messern und Knarren herum.«
    »Ich hätte ihn nicht demütigen sollen«, sagte Sam.
    Grace schaute ihn an und runzelte die Stirn. »Hältst du ihn wirklich für gefährlich?«
    »Das bezweifle ich«, antwortete Sam. »Trotzdem werde ich öfter mal über die Schulter schauen, bis wir sicher sein können, dass er die Stadt verlassen hat.«
    »Was hoffentlich bald der Fall sein wird«, erklärte Grace.

39
     
    11. Juni
     
    Mittwochmorgen, zehn Minuten nach Mitternacht, war Cal im Rattenloch hinter der Collins und fast bereit, auszugehen.
    Alles war wieder silbern. Und es sah gut aus.
    Als ihm klar geworden war, dass er es nicht mehr aushielt, hatte er sein Zeug von der Baby geholt – sein Make-up einschließlich des silbernen Eyeliners sowie seine speziellen Kleider und Schuhe. Und natürlich Daisy, das Tandem, das womöglich ein bisschen zu viel Aufmerksamkeit erregt hatte, als er damit in die Gasse eingebogen war und die Tür zu seiner Behausung geöffnet hatte.
    Allerdings war das nichts im Vergleich zu der Aufmerksamkeit, die er in Kürze erregen wollte.
    Nicht alle hatten etwas für das Fahrradfahren übrig, aber die, die es wert waren und Spaß versprachen.
    Kein Warten mehr in diesem elenden Loch. Kein langsames Vor-sich-hin-Faulen.
    Cal, der Freudenspender, gierte danach, wieder seine Tour zu machen.
    Erst musste er den einen finden.
    Dann zur Baby fahren.
    Die Freude teilen.
    Cal hatte beschlossen, direkt zur Menagerie an der Washington zu gehen, teils weil es der Laden war, der jede Nacht aufhatte – außer montags –, doch mehr noch, weil er da schon beim letzten Mal so viel Glück gehabt hatte.
    Der Gedanke irritierte ihn. Kurz hielt er inne und dachte darüber nach, was das wohl über ihn aussagte, wenn er solche Ereignisse als glücklich betrachtete. Dann beschloss er, lieber nicht weiter darüber nachzudenken.
    Im Leben ging es immer um Entscheidungen, und man entschied sich stets für das, was für einen selbst am besten klappte.
    Und Cal hatte noch nie so viele Gelegenheiten gehabt, unter denen er hatte auswählen können.
    Jetzt war es anders. Er war anders.
    Und er änderte sich noch immer.
    Jeden Tag.
    Jede Nacht.

40
     
    Sam konnte nicht einschlafen, was im Frühstadium eines Falles oft passierte, besonders wenn es so frustrierend langsam voranging wie bei diesem hier. Ein Teil des Problems dabei war, dass Fälle nur so kurz neu blieben – jene kritischen zweiundsiebzig Stunden nach Entdeckung des Verbrechens. Und die hatte Sam bereits überschritten, was an sich schon schlecht war.
    Sie schuldeten Sanjiv Adani mehr als das.
    Grace schlief tief und fest, und Sam war dankbar dafür. Er mochte Claudia, doch er machte sich Sorgen, dass diese ganze Angelegenheit Grace wieder runterziehen würde, nachdem sie gerade erst wieder in die richtige Bahn gekommen war. Deshalb konnte er nicht anders, als darauf zu hoffen, dass ihre Schwester möglichst bald nach Hause

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