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Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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gegenseitigen Respekt auf der Welt. Allerdings machten die Leute manchmal große Augen, wenn Mildred den guten Sonntagsanzug eines ihrer Bekannten in die Reinigung brachte, was sie aber keineswegs ärgerte, sondern eher zum Schmunzeln brachte.
    In Mülleimern jedenfalls wühlte sie nicht herum, niemals.
    »Nie, nicht, niemals«, hatte sie Donny vor langer Zeit versprochen, als sie das Gefühl gehabt hatte, er schaue ihr zu und sei ganz außer sich, weil sie so tief gesunken war.
    Allerdings war Mildred schon einmal in eine Suppenküche gegangen, wenn sie keine andere Wahl gehabt hatte. Doch in einem Obdachlosenheim hatte sie nur ein einziges Mal geschlafen, und so freundlich die Leute dort auch gewesen waren, es hatte sie tief in ihrem dummen Stolz verletzt. Das war einer der Gründe, warum sie in Miami Beach geblieben war. Hier, so dachte sie, würde sie draußen wenigstens nicht erfrieren.
    Himmel, sie hasste die Kälte. So war es schon immer gewesen.
    Mildred schlenderte gemächlich über den Bürgersteig und hoffte, nicht allzu weit gehen zu müssen, bis sie müde genug war, um wieder zu ihrer Bank zurückzukehren und zu schlafen. Ihre Schwielen schmerzten heute mehr denn je, und ihre Knie waren auch nicht mehr das, was sie mal waren.
    Aber das galt wohl für die meisten Dinge im Leben.

43
     
    »Sag Tabby zu mir«, hatte der Kerl draußen auf dem Bürgersteig gesäuselt.
    Ein seltsamer Anfang, dachte Cal, auch wenn der Typ sich in der Tat ein wenig katzenhaft bewegte – »Tabby« hieß ja auch »Tigerkatze«. Er war ganz in Braun gekleidet. Sein Hemd schien aus Seide zu sein, und die Hose war eng und wurde von einem teuer aussehenden Gürtel gehalten. Cal erinnerte sich, einmal eine Katze mit schokoladenbraunem Fell gesehen zu haben, nicht unähnlich der Kleidung dieses Typen.
    Himmel! Jewel würde Gift und Galle spucken, wenn sie Cal jetzt sehen könnte.
    »Ich bin Cal«, hatte er erwidert. »Das ist die Kurzform für Caligula.«
    Der andere Mann hatte amüsiert gegrinst. »Das gefällt mir. Aber nur damit du es weißt: Ich werde nicht bezahlen.«
    Sie standen noch immer vor der Menagerie, und ständig gingen Gäste rein und raus.
    Cal schwieg. Er war enttäuscht und auch ein wenig angepisst, denn der Kerl konnte es sich definitiv leisten.
    »Das soll jetzt keine Beleidigung sein«, fügte Tabby hinzu, »aber was du mir bieten kannst, kann ich auch ohne Bezahlung bekommen.«
    »Du wärst überrascht, was ich dir alles geben kann«, erwiderte Cal.
    »Das gilt auch umgekehrt«, sagte der andere. »Glaub mir.«
    Das Funkeln in Tabbys schwarzen Augen zeigte sofort Wirkung auf Cals Unterleib, und plötzlich wusste er, dass er sich einen Dreck um das Geld scherte.
    »Darf ich dir meinen Arm anbieten?«, hatte er gesagt.
    »Aber sicher doch«, hatte Tabby erwidert.
    Sie schlenderten über die Washington, vorbei am Mansion, das heute Nacht geschlossen war, und kamen an einem großen, weiß gestrichenen Polizeirevier vorbei, nicht weit von Cals Rattenloch entfernt ... nicht, dass sie dorthin gegangen wären, doch es verschaffte Cal eine gewisse Befriedigung, dass sein Unterschlupf fast genau vor der Nase der Cops lag. Trotzdem war dies einer der Gründe, weshalb er sein Tandem drei Querstraßen von der Menagerie entfernt angekettet hatte. Hätte er es zu nahe am Club geparkt, wäre es wie eine Visitenkarte gewesen. Außerdem lag der Club nicht weit vom Polizeirevier entfernt, und man musste sein Glück ja nicht überstrapazieren.
    »Wo gehen wir hin?«, fragte Tabby.
    Der Typ roch nach etwas, das Cal für Jasmin hielt. Zwar verstand er sich nicht allzu gut darauf, Parfüms zu identifizieren, aber er wusste, was ihm gefiel, und dieser angenehme Duft war definitiv ein Bonus. Also blieb er kurz stehen und küsste Tabby auf den Mund. Er schmeckte nach Jack Daniels, und den hatte Cal noch nie gemocht; andererseits hatte er bei Fremden schon weit schlimmere Dinge geschmeckt.
    »Wir gehen zu meinem Boot.« Cal setzte sich wieder in Bewegung. »Wenn du nichts dagegen hast, versteht sich.«
    »Du hast ein Boot?« Tabby lächelte und hakte sich noch ein bisschen enger bei Cal ein.
    »Ein kleines Cruiserboot«, sagte Cal. »Nichts Tolles, aber es gehört mir.«
    »Boote machen mich ganz geil«, bemerkte Tabby.
    Und Cal erkannte – nicht zum ersten Mal, obwohl er es immer wieder unterdrückt hatte –, dass Schwarze ihn schärfer machten als weiße Männer oder Frauen. Das amüsierte ihn, denn hätte Jewel es gewusst, wäre sie

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