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Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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liebsten gekotzt.
    Und dann hatte der Kerl das Weib geküsst .

54
     
    Als Sam und Martinez gegen zehn Uhr vierzig eintrafen, war Miami-Dade schon eine Weile am Tatort. Die Kriminaltechniker beeilten sich, weil der Himmel mit Regen drohte.
    Sanders war ebenfalls da, nachdem ihm Dr. Mike Dietrich, ein alter Pokerfreund und diensthabender Pathologe, einen Tipp gegeben hatte.
    »Dietrich hat recht.« Sanders, ein Familienmensch, der anderthalb Kilometer nördlich an der Collins wohnte, trug schwarze Shorts der Größe XXL, die so gar nicht zu seinem Hawaiihemd passten. »Das gleicht verdammt unserem Mann aus der Zehnten.«
    Sie waren am Strand von Surfside, nur wenige Querstraßen vom Haus der Adanis entfernt. Natürlich könnte das etwas zu bedeuten haben; doch aufgrund der Unwägbarkeiten des Meeres war es wohl eher ein Zufall. Darauf hatten Sam und Martinez sich bereits geeinigt, zumal die beiden Männer, die das Dingi und seine schaurige Fracht entdeckt hatten, ein gutes Stück vom Strand entfernt darauf gestoßen waren, bei einer Fahrt mit dem eigenen Boot.
    Als sie gesehen hatten, was in dem Dingi lag, waren sie zuerst schockiert gewesen, hatten sich dann aber zusammengerissen – genau wie Joe Myerson, der das Ruderboot mit Sanjiv Adanis Leiche gefunden hatte. Sie hatten das Dingi an ihrem Boot festgemacht und an Land gezogen.
    Die beiden jungen Männer hörten auf die Namen Carson und Kahn, und keiner von beiden würde je wieder vergessen, was sie heute gesehen hatten.
    »Afroamerikaner, vermutlich Ende zwanzig, nackt, mit einem Strick von hinten erwürgt. Es gibt nichts, was uns bei der Identifizierung helfen könnte, keinen Ehering, gar nichts ...« Sanders holte eine Schachtel Marlboro aus seiner Brusttasche. »Aber die Verletzungen ähneln sich einfach zu sehr, als dass man darüber hinweggehen könnte.«
    Sam schaute zu den Beamten von Miami-Dade. »Dürfen wir uns das mal anschauen?«
    »Bitte.« Mit einem Seufzer steckte Sanders die Zigaretten wieder weg und ging mit den beiden zu dem Boot.
    Ein anderer Strand, ein anderes Opfer, andere Ermittler und Kriminaltechniker, und doch hatte das Ganze etwas von einem Déjà-vu-Erlebnis.
    »Nett«, sagte Martinez. »Unser Mann ist also schon zwei Mal aktiv gewesen.«
    »Mindestens«, erwiderte Sam.
    Dass es sich um einen Nachahmungstäter handelte, war eher unwahrscheinlich, da Einzelheiten des Adani-Mordes noch nicht an die Presse weitergegeben worden waren.
    »Offenbar findet da jemand Geschmack an dem, was er tut«, bemerkte Sanders.
    Der Gedanke machte Sam wütend und drehte ihm zugleich den Magen um.
    Und er hatte mehr als nur ein bisschen Angst.
    David hatte ihm einmal gesagt, einen Menschen, der einen solchen Anblick ertragen könne, müsse man fürchten.
    »Bei so jemandem wird einem angst und bange um die Menschheit an sich«, hatte David gesagt.
    Als Sam nun ins Dingi schaute, wusste er genau, was sein Vater damit gemeint hatte.
    Und er wusste auch, dass er etwas wirklich Hässliches würde erledigen müssen, sobald er Zeit dazu hatte – etwas, das er am liebsten vermieden hätte.
    »Wir müssen Mildred dazu bringen, dass sie einen Blick auf den Mann wirft.« Er hatte Martinez bereits berichtet, was Mildred ihm über ihren »Silberjungen« und seinen neuen Freund erzählt hatte. »Dabei macht sie sich auch so schon verrückt genug.«
    »Eine alte Dame sollte sich so was nicht ansehen müssen«, sagte Martinez.
    Sam bückte sich, um einen genaueren Blick auf den Toten zu werfen, und stellte erleichtert fest, dass das Gesicht weniger zerschunden war als der Rest des Körpers. »Bitten wir die Jungs von der Spurensicherung um ein paar Porträtaufnahmen. Die können wir Mildred dann zeigen.«
    »Und falls er wirklich ihr Mann ist«, fügte Martinez hinzu, »sollte Mildred sofort runter von der Straße, bis wir den Kerl geschnappt haben.«
    »Sie ist ziemlich stur«, erwiderte Sam. »Das ist leichter gesagt als getan.«

55
     
    Grace, die Joshua nur selten im Kinderwagen spazieren fuhr, wenn die Sommersonne Südfloridas schien, stand in der Haustür und fragte sich, ob der Regen wohl noch lange genug warten würde, dass sie in die französische Bäckerei, zur Wäscherei auf East Island und wieder zurück nach Hause gehen konnte, als plötzlich das Telefon klingelte.
    Grace zögerte und hörte zu, wie der Anrufbeantworter sich einschaltete.
    »Grace, ich bin’s.«
    Die Stimme war nur ein Flüstern, aber es klang wie Claudia, was eigentlich nicht sein

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