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Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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hatte es gerade erst erfunden, aber er hoffte, Mildred damit täuschen zu können. Sicher war er sich da allerdings nicht.
    »Und wo?«
    Er musste alles richtig machen, wenn er Mildred, die Stolze, dazu bringen wollte, dass sie einwilligte.
    »Drüben in Alton«, sagte er. »Sie heißt Freddie’s.«
    Mildred verzog das Gesicht. »Sie haben ein bisschen zu lange gebraucht, Detective. In dem Laden schuldet man Ihnen gar nichts. Sie wollen für mein Zimmer bezahlen. Lügen Sie mich jetzt bloß nicht an, Samuel Becket.«
    »Ich will einfach nur, dass Sie an einem sicheren Ort sind«, sagte Sam, »bis wir mit diesem Silberjungen geredet haben.« Ihm fiel wieder ein, was Mildred vorhin erwähnt hatte. »Sie haben gesagt, Montagmorgen sei er nicht silbern gewesen.«
    »Das stimmt«, bestätigte Mildred, »aber mehr kann ich Ihnen nicht über ihn erzählen. Es war dunkel. Er ist an meiner Bank vorbeigegangen, und ich wusste, dass es derselbe Mann war. Ich habe eine Gänsehaut bekommen, obwohl er aussah wie eine Million andere junge Männer in der Nacht.«
    »Und er war hager?«
    »Ja. Ohne diese dämlichen Dinger an den Füßen wirkte er aber nicht mehr ganz so groß.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Er trug eine Baseballkappe. Die Farbe weiß ich nicht mehr, nur, dass sie dunkel war. Ich habe so getan, als würde ich schlafen, damit er nicht erkennt, dass ich ihn bemerkt habe.« Mildred hielt kurz inne. »Glauben Sie, er könnte den Mann im Boot getötet haben?«
    »Schwer zu sagen. Wahrscheinlich war er es nicht.« Sam schaute sie an. »Was glauben Sie?«
    Mildred zuckte mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen? Ich bin bloß eine alte Pennerin.«
    »Aber nein. Alte Dame wäre passender.« Sam nahm Mildreds Hand und küsste sie. Die alte Frau errötete leicht. »Und? Tun Sie mir den Gefallen und gehen zu Freddie’s?«
    »Nein, tue ich nicht«, erwiderte Mildred. »Aber ich danke Ihnen für Ihre Freundlichkeit.«
    Sam seufzte. »Sollten Sie Ihre Meinung doch noch ändern ...«
    »Werden Sie von mir hören.«
    Sams Handy klingelte, und er nahm den Anruf entgegen. Kurz sprach er mit Elliot Sanders, der zwar nicht im Dienst war, aber Informationen besaß, von denen er glaubte, Sam und Martinez sollten sie erfahren. »Danke«, sagte Sam. »Wir sind gleich da.«
    Mildred betrachtete ihn aufmerksam. »Was ist, Samuel?«
    »Ich muss gehen«, sagte er.
    »Ist irgendwas Schlimmes passiert?« Mildred sah den Ernst in seinem Gesicht. »Wieder ein Toter?«
    Sam stand auf. »Haben Sie Pläne, Mildred?«
    »Nein, Sir«, antwortete sie. »Wenn Sie mich brauchen, bin ich hier.«
    Einem Impuls folgend bückte sich Sam und küsste die alte Dame auf die Wange.
    »Passen Sie auf sich auf«, sagte er.

53
     
    Der Kuss entfachte das Feuer in Cal.
    Dieses stinkende alte Huhn!
    Vergangene Nacht hatte er ein schlechtes Gefühl bei ihr gehabt. Wie sie ihn angeschaut hatte, als er mit Tabby auf das Tandem gestiegen war.
    Wie sie da saß .
    Cal war nur hier, weil er auf dem Rückweg zu seinem Drecksloch eine Flasche Milch und ein Mittel gegen seine Schmerzen hatte kaufen wollen – und es hatte ihn all seine Kraft gekostet, beim Verlassen der Baby nicht laut zu schreien, sodass alle ihn angestarrt hätten. Inzwischen hatte er sich nicht nur die Milch und extra starke Schmerzmittel gekauft, sondern auch einen Laib Weißbrot und ein Glas Erdnussbutter als Trostspender. Dabei hatte er sich dem weiß gestrichenen Polizeirevier genähert, angetrieben von einer seltsamen Faszination; er hatte die Kerle gerochen, die da rein- und rausgingen, die Streifenpolizisten in ihren Uniformen, die Detectives in Zivil und die Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft.
    Einen von ihnen – ein Mann in Zivil, groß und zielstrebig – hatte er die die Straße überqueren und die Elfte hinuntergehen sehen. Natürlich wusste Cal nicht, wohin genau der Mann wollte, aber er ging in Richtung der Gasse, wo Cal in seinem Rattennest hauste. Also wartete er ein paar Augenblicke und folgte dem Mann dann.
    Der aber ging einfach an der Gasse vorbei, ohne auch nur einen Blick darauf zu verschwenden.
    Er ging immer weiter.
    Zum Lummus Park.
    Wo sie lebte.
    Das veranlasste Cal, dem Mann weiter zu folgen, denn er hatte so ein Gefühl ... Natürlich war ihm klar, dass er sich in sein Versteck hätte zurückziehen sollen, doch der Kerl und die Pennerin wirkten wie ein Magnet auf ihn.
    Und dann saßen sie zusammen wie alte Busenfreunde, wenn nicht sogar wie Mutter und Sohn.
    Cal hätte am

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