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Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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nicht erfahren.
    Nicht, solange es nicht sein musste.

58
     
    »Ich bin am O’Hare Airport«, berichtete Sam seiner Frau um fünf nach vier, als er aus dem Gate in Richtung Ausgang eilte.
    »Gott sei Dank«, sagte Grace. »Hier gibt es nichts Neues.«
    »Ich bin fast bei den Taxis«, sagte Sam. »Es dauert nicht mehr lange.«
    »Hast du schon im Sheriffbüro angerufen?«
    »Ich habe mich noch nicht entschieden, wann ich denen sagen werde, dass ich hier bin.«
    Draußen war es grau, windig und deutlich kälter als in Miami, aber trotzdem noch feucht. Die Schlange am Taxistand war kürzer als erwartet, und Sam reihte sich hinter einer Gruppe von vier Geschäftsleuten ein, die ihre Pläne fürs Abendessen besprachen.
    »Hältst du das wirklich für eine gute Idee?«, fragte Grace.
    »Keine Angst. Ich habe meine Geschichte nicht vergessen«, versicherte ihr Sam. »Aber sollte mir bei deinem Dad niemand die Tür aufmachen, möchte ich wenigstens die Option haben, mir selbst einen Weg hinein zu suchen. Rein und Claudia rausholen ... Dann kann ich immer noch Verstärkung rufen, sollte es nötig sein.«
    »Ich liebe dich«, sagte Grace. Sie vertraute Sams Instinkten und war viel zu dankbar für seine Motive, als dass sie eine Diskussion mit ihm riskiert hätte. »Ich liebe dich sehr.«
    In der Schlange vor den Taxis ging es schnell voran. Ständig kamen und fuhren Autos, und vor Sam wurde noch immer über Schweinerippchen und dergleichen geredet, doch er wusste, dass er erst wieder Appetit haben würde, wenn er seiner Frau gute Nachrichten überbringen konnte.
    »Versuch einfach, ruhig zu bleiben«, sagte er ihr. »Gib Joshua einen Kuss von mir.«
    »Und du pass auf dich auf«, erwiderte Grace.
    Südlich des Franklin-Parks, ein paar Kilometer von seinem Ziel entfernt, klingelte Sams Handy und schreckte ihn aus der Monotonie der Taxifahrt.
    »Tu mir einen Gefallen, Mann«, sagte Martinez. »Lass diesmal die Verrücktheiten, okay?«
    »Ich habe zumindest keine geplant«, erwiderte Sam. »Haben die Jungs von Miami-Dade das neue Opfer schon identifiziert?«
    »Noch nicht. Und von Mildred gibt es auch nichts Neues. Riley und ich haben sie gesucht, aber falls sie in der Nähe war, wollte sie nicht mit uns spielen.«
    Das Taxi hielt an einer roten Ampel.
    »Tu mir einen Gefallen und versuch es später noch einmal«, sagte Sam.
    »Ist doch klar«, sagte Martinez. »Hast du dem Sheriff schon Bescheid gesagt, dass du da bist?«
    »Noch nicht«, antwortete Sam. »Ich bin in Urlaub, schon vergessen?«
    »Ja«, sagte Martinez. »Ein freier Tag mit der Familie.«
    Die Ampel schaltete auf grün, und der Wagen setzte sich wieder in Bewegung.
    »Weißt du eigentlich, dass ich meinen Schwiegervater noch nie getroffen habe?«, fragte Sam.
    »Klar weiß ich das«, antwortete Martinez, »und nach dem zu urteilen, was ich so von ihm gehört habe, hast du nicht viel verpasst, auch wenn ich nie verstanden habe, wie so ein Mann eine Tochter wie Grace hat bekommen können.«
    »Wem sagst du das«, erwiderte Sam.
    David und Saul waren gerade im Haus auf Bay Harbor Island angekommen.
    »Sam musste euch doch nicht extra rufen«, sagte Grace. »Wie viel wisst ihr?«
    »Genug«, antwortete David, »über deinen sogenannten Stiefbruder.«
    »Wie auch immer ...«, sagte Grace. »Das war wirklich nicht nötig. Es geht mir gut.«
    »Es wird dir erst wieder gut gehen«, entgegnete David, »wenn du weißt, dass Claudia okay ist.«
    »Und Sam wieder zurück ist«, fügte Saul hinzu.
    Grace umarmte die beiden.
    »Ich bin froh, dass ich euch habe«, sagte sie, »wie immer.«
    Sam ließ sich an der Einmündung der Straße absetzen.
    Die Gegend sah freundlicher aus, als er erwartet hatte. Allerdings hatte er auch nicht wirklich Grund, davon auszugehen, hier nur Trostlosigkeit vorzufinden, zumal Grace’ schreckliche Erinnerungen an ihre Kindheit mit einem anderen Haus in einer anderen Straße in Verbindung standen.
    Hier waren die Bürgersteige ebenso gepflegt wie die Häuser mit ihren Vorgärten voller Bäume, Sträucher und Blumen.
    Sam bezahlte den Fahrer, nahm sein Handy hervor, wartete, bis das Taxi losgefahren war, und rief dann noch einmal Grace an.
    »Ich bin fast da«, sagte er.
    »Dein Dad und Saul sind hier. Du hättest ihnen doch nicht Bescheid geben müssen.«
    »Ich wollte nicht, dass du alleine bist.« Sam ging langsam los. »Mach dir keine Sorgen, wenn du eine Zeitlang nichts von mir hörst.«
    »Versprich mir, dass du sofort Hilfe rufst, sobald es

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