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Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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bereits ausgestellt: für Jerome Cooper in Miami Beach und für Roxanne Lucca in Cook County.
    »Nette Familie«, bemerkte Martinez.
    »Hast du Mildred gefunden?«, fragte Sam.
    »Noch nicht. Und seit Lopéz plötzlich aufgetaucht ist, habe ich auch keine Zeit mehr gehabt. Aber wenigstens können wir ihr jetzt die Fotos von der Leiche ersparen und stattdessen das Bild von Jerome Cooper nehmen.«
    »Mildred ist eine wichtige Zeugin«, sagte Sam. »Wir müssen sie schnellstens finden.«
    »Bin schon auf der Suche«, erwiderte Martinez.
    Sam hörte Sirenen, die sich Melrose Park näherten, und erlaubte sich einen letzten Gedanken an die nette alte Dame, die all ihr Vertrauen in ihn gesetzt hatte.
    »Versuch es noch einmal auf ihrem Handy«, sagte er zu Martinez. »Ich will nicht, dass jemand ihr Angst macht.«

Die Epistel von Cal dem Hasser
     
    »Am liebsten mochte Jewel, wie wir beide immer weißer wurden.
    Wenn ich ›brav‹ war, hat sie Talkum benutzt, nachdem sie mich rasiert hat. Dann zwang sie mich, ihr dabei zu helfen, sich ebenfalls zu bleichen. Ich musste dafür sorgen, dass sie sich überall eingestaubt hatte, und ich kann euch sagen, das habe ich mehr gehasst als alles andere. Ich musste sie an ihren intimsten Stellen berühren. Selbst jetzt noch lässt mich allein der Gedanke daran schaudern.
    Nachdem sie Frank geheiratet hat, ist es eine Zeitlang besser geworden. Ich nehme an, Jewel hat ihn sich ausgesucht, weil er ein Haus besaß. Doch es gibt viele Männer, denen so schmucklose, stinknormale Häuser gehören; deshalb habe ich nie verstanden, wie Jewel es mit diesem hässlichen, alten, kahlen Spaghettifresser hat aushalten können, der am ganzen Körper behaart war. Wahrscheinlich war der Grund dafür, dass die Thin-White-Duke-Typen sie keines Blickes gewürdigt hätten. Und natürlich half es, dass Frank ähnlich dachte wie Jewel, wenn es um Rassenfragen ging – vor allem, nachdem eine seiner verräterischen Töchter einen schwarzen Juden geheiratet hatte. Also hatten sie wenigstens etwas gemeinsam. Ich weiß, dass der Alte sie manchmal geschlagen hat. Vielleicht hat es ihr sogar gefallen. Ich wusste nie so recht, ob ich den Kerl dafür hassen oder respektieren sollte, denn ich hätte mich nie getraut, Jewel so etwas anzutun.
    Das Problem war, dass Frank oft ausging, um mit seinen Kumpels Scopone zu spielen. Die Spiele begannen nachmittags, und er kam jedes Mal erst mitten in der Nacht nach Hause, voll bis obenhin. Eigentlich hätte mich das nicht gestört, nur dass Jewel sich manchmal, wenn Frank mal wieder aus war, in die Weiße Hexe verwandelte und ›Verkleiden‹ mit ihrem Jungen spielen wollte.
    Talkum war bald nicht mehr gut genug. Sie wollte mit echten Bleichmitteln experimentieren, von ihrem guten alten Clorox bis hin zu Salzsäure und dieser Scheißlauge. Das alles schmerzte so sehr, dass ich glaubte, sterben zu müssen.
    Einmal, in einer Nacht, schrie ich noch immer, als Frank nach Hause kam. Er drehte durch, als er sah, was sie getan hatte, und bekam seinen zweiten Schlaganfall.
    Anschließend hat sie es mit uns beiden gemacht.
    Ich bin nicht sicher, ob meine Mutter rassistisch und böse ist.
    Oder einfach nur verrückt.
    So wie ich.
    ›Ich tue das nur, weil ich dich so sehr liebe‹, hat sie mir manchmal gesagt, als ich noch jünger war und nachdem sie mich zerschnitten oder ausgepeitscht und anschließend mit ihrer verdammten Bleiche behandelt hatte.
    Ja, sie hat mich geliebt.
    Daran habe ich nie gezweifelt.«

66
     
    »Ich habe nur kurz Zeit«, sagte Claudia am Telefon zu Grace, während die Sanitäter sich um ihren Vater kümmerten und Sam unten mit zwei Detectives sprach. »Aber ich muss dir erklären, warum ich dich belogen habe.«
    »Ich dachte nur, du würdest wieder nach Hause fahren«, sagte Grace. »Du hast nicht wirklich gelogen.«
    »Aber so gut wie«, erklärte Claudia. »Ich hatte das Gefühl, diesmal selbst für mich einstehen zu müssen.«
    »Das hättest du mir doch sagen können.«
    »Du hättest nie zugelassen, dass ich allein hierherfahre.«
    »Wahrscheinlich nicht«, gab Grace zu.
    »Ich wollte Papa persönlich sprechen und dafür sorgen, dass er und Roxanne erfahren, was für ein Mann Jerome wirklich ist.« Claudia senkte die Stimme. »Aber du müsstest mal sehen, Grace, was dieses schreckliche Weib mit ihm gemacht hat ... und glaub ja nicht, ich hätte vergessen, was er mir in der Vergangenheit angetan hat. Aber niemand verdient das hier.«
    Grace schwieg, ließ

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