Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
Vom Netzwerk:
des zweiten Mordopfers im Gebiet von Miami gewesen war ... und Claudia hatte erzählt, sie habe Cooper das letzte Mal auf Bainbridge Island gesehen: am Montag vor dem Mord an Sanjiv Adani. Das wiederum hieß, dass der Bastard problemlos in Miami hatte sein können, um den Mord zu verüben, egal ob er nun mit dem Flugzeug, dem Zug oder dem Bus gekommen war ... Wären diese zeitlichen Möglichkeiten nicht gewesen, alle Indizien hätten eher auf Roxanne denn auf Cooper als Täter hingedeutet.
    Sam hätte seinen letzten Cent darauf verwettet, dass Cooper der Mörder war.
    Er lächelte den Geschäftsmann zu seiner Rechten an, schaute dann links aus dem Fenster und versuchte, abzuschalten.
    Stattdessen dachte er an zu Hause, an Grace und Joshua.
    Daran, einen Sohn in dieser Furcht erregenden Welt großzuziehen.
    Die 767 stieg in den Himmel.
    Sam schlief bereits.

70
     
    Mildred fühlte sich noch immer ziemlich gut.
    Sie war wieder daheim auf ihrer Bank.
    Inzwischen war es dunkel, doch all ihre Furcht schien sich in Luft aufgelöst zu haben.
    Nette Leute hatten bisweilen diese Wirkung, und man tat gut daran, das nicht zu vergessen. Auch wenn man schon Jahre außerhalb der Gesellschaft lebte, bekam man immer wieder einen Fuß in die Tür, solange es Menschen gab, die Zeit mit einem verbringen wollten.
    Mildred war satt, und die Sterne erschienen am Himmel. Die Musik auf dem Ocean Drive kam ihr heute weniger laut vor, und auch die Wellen rauschten leiser, sodass sie schon bald einschlafen würde.
    Dann erinnerte sie sich an den Anruf, den sie früher am Tag von Samuels Freund bekommen hatte; aber wenn es wichtig war, würde er sie schon zu finden wissen.
    Wenn er kommt, dann kommt er ...

71
     
    Cal wartete.
    Mit diesem speziellen Plan war er nicht zufrieden.
    So etwas hatte er noch nie im Leben gemacht.
    Das war böse. Schlimmer noch als das, was er Tabby und dem ersten Kerl angetan hatte, denn die waren bloß Dummköpfe gewesen, die Ärger gesucht und gefunden hatten.
    Sie hat auch förmlich darum gebettelt.
    Das kam der Sache schon ziemlich nahe, dachte Cal. Immer hockte sie da und starrte ihn vorwurfsvoll an wie eine Art Nemesis ... Das Wort gefiel ihm, seit er es zum ersten Mal in einer Zeitschrift gelesen hatte. Er hatte es nachgeschlagen und herausgefunden, dass Nemesis die griechische Göttin der Rache gewesen war. Nie hätte er gedacht, eine Verwendung für dieses Wort zu finden, doch auch wenn es lächerlich war, ausgerechnet sie zu betrachten, genau das tat er.
    Nemesis.
    Nicht mehr lange.
    Es war ausgesprochen ruhig an diesem Abend. Nicht viele Leute waren unterwegs, und Cal hatte sich auf dieses spezielle Risiko vorbereitet. Er wusste, dass alles glattlaufen musste ...
    Rechts, gut zwanzig Meter von der Bank des stinkenden alten Huhns entfernt, war nur ein Pärchen. Links schlenderte ein bierbäuchiger Mann mittleren Alters friedlich über die Promenade, als hätte er alle Zeit der Welt.
    Cal hätte ihn am liebsten umgebracht.
    Aber das würde er nicht tun.
    Er hatte lange und intensiv darüber nachgedacht, wie er am besten vorgehen sollte.
    Nicht wie bei den anderen – kein Würgen, denn das war leicht, wenn sie ahnungslos vor ihm hergingen, in freudiger Erwartung von Sex.
    Doch das Weib lag da.
    Cal stellte sich ihren Hals vor. Dürr und alt.
    Er wünschte sich, er würde sich ihr gar nicht erst nähern müssen, geschweige denn sie anfassen .
    Das Paar rechts war verschwunden, doch andere Leute kamen und gingen. Allerdings näherte sich niemand der Bank der alten Schachtel, denn Obdachlose waren den meisten Menschen peinlich. Wenn sie die Penner nicht gerade beschimpften oder ihnen ein paar Cent zusteckten, blieben sie auf Abstand.
    Der bierbäuchige Mann hingegen war immer noch da. Er war stehen geblieben und schaute aufs Meer hinaus.
    Er hatte es verdient zu sterben.
    Wenn er sich nicht bald vom Acker machte, würde Cal ihn vielleicht doch noch töten.
    Der bierbäuchige Mann setzte sich wieder in Bewegung und ging zum Strand hinunter.
    Cal schaute sich um.
    Zog die Handschuhe an.
    Holte das Messer hervor.
    Zog es aus der Scheide.

72
     
    Im Haus auf Bay Harbor Island hatte Grace Saul gerade aus der Küche gewinkt, wo David saß und auf eine Schüssel Hühnersuppe starrte, die Grace vor ein paar Minuten aufgewärmt hatte. Er hatte keinen Appetit, weder auf die Sushi, die Saul bestellt hatte, noch auf das weich gekochte Ei, das Grace ihm angeboten hatte.
    »Ich möchte, dass du deinen Vater jetzt nach

Weitere Kostenlose Bücher