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Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Beukes
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seinem Gürtel greift.
    «Warte. Willst du nicht hören, was ich zu sagen habe?»
    «Das hat schon ziemlich klar in deinem Brief gestanden. Du glaubst, so ein Psychokiller hat dasselbe mit dir gemacht.» Aber er zögert trotzdem.
    «Pelletier», bellt der Wachmann. «Kommst du oder gehst du?»
    «Ich bleib noch ein bisschen. Sorry, Bruder. Du weißt ja, wie die Weiber sind.» Er grinst anzüglich.
    «Überhaupt nicht cool», sagt Kirby, ohne laut zu werden.
    «Ist mir scheißegal», knurrt er. Aber für einen Augenblick lässt er seine Maske fallen. Immer noch jung, immer noch total verängstigt, denkt Kirby.
    «Warst du’s?»
    «Ist das dein Ernst? Glaubst du, hier drin sagt irgendeiner was anderes, wenn du ihn so was fragst? Ich sag dir was. Du überlegst dir, was du für mich tun willst, dann helfe ich dir.»
    «Ich schreibe einen Artikel über dich.»
    Er starrt sie an, dann grinst er von einem Ohr zum anderen. «Shit. Das gibt’s nicht. Damit hast du’s schon mal versucht.»
    «Spielst du hier Basketball? Darüber kann ich schreiben.» Das wäre sogar einen richtigen Artikel wert. Gefängnis-Basketball. Harrison könnte sogar tatsächlich darauf anspringen.
    «Nee. Ich mach Kraftsport.»
    «Na gut. Ein ausführliches Interview mit dir. Deine Version der Geschichte. Vielleicht für eine Zeitschrift.» Sie weiß nicht, was er von der Zeitschrift
Screamin’
halten würde, aber sie ist verzweifelt.
    «Mh», sagt er, als würde er es ihr immer noch nicht abkaufen. Aber Kirby weiß, dass jeder
irgendwen
haben will, der ihm bis zum Ende zuhört. «Was willst du wissen?»
    «Wo warst du zum Zeitpunkt des Mordes?»
    «Bei Shante. Hab die Schöne mal so richtig durchgefickt.» Er lässt die zusammengepressten Finger einer Hand gegen die Handfläche schnellen. Das Geräusch kommt der Realität unheimlich nahe. «Das kennst du doch, Baby.»
    «Ich kann genauso gut wieder gehen.»
    «Ooooh. Bin ich dir zu nah getreten?»
    «Was mir zu nah geht, ist, wenn Psychos Frauen aufschlitzen und damit durchkommen, du Schwachkopf. Ich versuche, den Mörder zu finden. Willst du mir dabei helfen oder nicht?»
    «Ganz ruhig, Baby. War bloß ein Witz. Ich war bei Shante, aber sie wollte nicht für mich aussagen, weil sie auf Bewährung draußen ist, und mit mir abzuhängen heißt die Auflagen verletzen, weil ich Vorstrafen hab, klar? Besser, ich geh in den Knast als die Mutter meines Kindes. Wir haben sowieso nicht geglaubt, dass da was passiert. Die Anklage war der reinste Witz.»
    «Ich weiß.»
    «Auto geklaut, okay. Aber der ganze Rest? Bullshit.»
    «Aber ihr seid an demselben Tag rumgefahren, an dem Julia ermordet wurde. Hast du irgendwen gesehen?»
    «Du musst dich schon genauer ausdrücken. Wir haben massenhaft Leute gesehen. Dass massenhaft Leute auch uns gesehen haben, war ja gerade das Problem. Wir hätten am See bleiben sollen, dann hätte sich kein Aas was dabei gedacht. Aber wir mussten ja rauf nach Sheridan fahren.» Er denkt nach. «Wir haben zum Pissen beim Wald angehalten. War vermutlich dort in der Gegend. Ich hab so einen Kerl gesehen. Hat sich komisch benommen.»
    Kirbys Magen macht einen Satz. «Hat er gehinkt?»
    «Allerdings», sagt Jamel und reibt sich über die aufgesprungenen Lippen. «Allerdings. Ja. Das weiß ich noch. Der hat gehinkt. Der Typ war ein hinkender Motherfucker. Und komisch war er auch. Hat ständig überall rumgeguckt.»
    «Wie nah wart ihr an ihm dran?» Es schnürt ihr die Brust zusammen. Endlich. Endlich, verdammt noch mal.
    «Nah genug. Über die Straße. Ich glaube, wir haben in dem Moment nicht weiter darüber nachgedacht. Aber er hat gehinkt. Das hat man gesehen.»
    «Und was hat er angehabt?», sagt sie, auf einmal vorsichtig. Man kann sich auch wünschen, dass etwas stimmt …
    «Eine von diesen blauen Blousonjacken und Jeans. Das weiß ich noch, weil es heiß war und es mir komisch vorgekommen ist. Schätze, er muss den Blouson anziehen, damit man das ganze Blut nicht sieht – stimmt’s?»
    «War es ein Schwarzer? So richtig schwarz?» Eine klare Suggestivfrage.
    «Wie die Nacht.»
    «Du Arschloch», sagt sie, wütend auf ihn. Und auf sich selbst, weil sie ihm das eingeflüstert hat, was sie hören wollte. «Das hast du alles erfunden.»
    «Dir hat’s doch gefallen», schießt er zurück. «Glaubst du echt, ich hätte der Polizei nichts erzählt, wenn ich irgendeinen verdächtigen Typen gesehen hätte?»
    «Man hätte dir vielleicht nicht geglaubt. Sie hatten dich doch sowieso

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