Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Beukes
Vom Netzwerk:
Sammy Sosa und Greg Maddux zusammenstellen.
    «Willst du eine
echte
Story haben?», fragt Matt. Er ist in auffällig guter Laune, wippt von den Zehen auf die Fersen. Sie hat gewusst, dass sie es besser vermieden hätte, ihm aufzufallen. Mist.
    «Glaubst du, das kann ich schon?», sagt sie auf eine Art, die heißt:
Kommt drauf an
.
    «Hast du von der Überschwemmung heute Morgen gehört?»
    «Schwer, davon nichts mitzukriegen, wenn halb Downtown evakuiert wird.»
    «Sie gehen von einem Milliardenschaden aus. Angeblich sind beim Merchandise Mart im Untergeschoss die Fische rumgeschwommen. Wir titeln ‹Die große Flut von Chicago›, angelehnt an ‹Der große Brand von Chicago› im Jahr 1871 .»
    «Historischer Insiderwitz. Gefällt mir. Sie sind aus Versehen in einen alten Bergwerksstollen durchgestoßen, oder?»
    «Sodass es zu einem Riesenwassereinbruch durch den Fluss kam. Wenn man das glauben will. Aber Mr. Brown», er deutet auf den wie aus dem Ei gepellten alten Mann, «glaubt etwas ganz anderes, und ich habe gehofft, du würdest ihn dazu interviewen. Falls du die Zeit dazu hast.»
    «Im Ernst?»
    «Normalerweise würde ich dich nicht gern außerhalb deines Ressorts schreiben lassen, aber diese Sache ist ein riesiges, triefendes Chaos, und wir müssen zusehen, dass wir jeden Aspekt behandeln.»
    «Okay.» Kirby zuckt mit den Schultern.
    «Braves Mädchen. Mr. Brown, bitte, nehmen Sie doch Platz.» Er zieht einen Stuhl heran und bleibt mit verschränkten Armen am Schreibtisch stehen. «Kümmere dich nicht um mich. Ich schaue nur ein bisschen zu, wie’s läuft.»
    «Moment, ich muss bloß noch irgendwo einen Stift finden.» Kirby kramt in einer Schreibtischschublade herum.
    «Ich hoffe, Sie vergeuden hier nicht meine Zeit.» Der alte Mann sieht finster zu Matt auf. Er hat sehr schmale Augenbrauen, eigentlich sind sie kaum vorhanden, was ihn noch gebrechlicher aussehen lässt. Seine Hände zittern kaum merklich. Parkinson oder einfach das Alter. Er muss über achtzig sein. Sie fragt sich, ob er sich extra für diesen Besuch in der Redaktion so fein gemacht hat.
    «Ganz bestimmt nicht.» Kirby gräbt einen Kuli aus und hält ihn über ihren Notizblock. «Ich bin so weit, wenn Sie es auch sind. Sollen wir damit anfangen, was Sie gesehen haben?», sagt sie. «Waren Sie dabei, als sie in den Stollen durchgebrochen sind?»
    «Das habe ich nicht gesehen.»
    «Okay. Also erzählen Sie mir einfach, warum Sie zu uns gekommen sind. Wegen der Firma, die den Auftrag zur Instandsetzung der Brücke bekommen hat? Ich habe gehört, dass Bürgermeister Daley die Ausschreibung an den günstigsten Anbieter gegeben hat.»
    «Du bist ja tatsächlich ganz gut informiert», sagt Matt.
    «Tu nicht so überrascht», zischt Kirby gerade noch humorvoll genug, um den reizenden Mr. Brown nicht zu beunruhigen.
    «Davon weiß ich überhaupt nichts», sagt der alte Mann mit bebender Stimme.
    «Interviewregel Nr.  1 : Du solltest vermutlich ihn selbst reden lassen», rät Matt. «Bringt dir Velasquez eigentlich überhaupt nichts bei?»
    «Tut mir leid. Wollen Sie mir nicht einfach erzählen, worüber Sie sprechen wollten? Ich höre zu.»
    Mr. Brown wirft Matt einen fragenden Blick zu, und der nickt bestätigend.
Sie ist okay
. Der alte Mann beißt sich auf die Unterlippe, seufzt einmal tief, und dann beugt er sich nach vorn über den Schreibtisch und zischt: «Aliens.»
    In der Sekunde, die sie braucht, um das Wort zu verdauen, registriert Kirby, wie leise es schon die ganze Zeit in dem gesamten verdammten Großraumbüro ist.
    «Aaalsooo, ich glaube, ab jetzt kommst du alleine klar», sagt Matt grinsend und geht weg. Lässt sie mit einem verrückten Alten sitzen, der so heftig nickt, dass sein Kopf auf seinem dürren Hals richtiggehend zu vibrieren scheint.
    «Oh, ja. Aliens. Sie mögen es nicht, wenn wir in den Fluss vordringen. Sie leben da unten. Sie brauchen offensichtlich Wasserstoff.»
    «Offensichtlich.» Hinter ihrem Rücken zeigt Kirby den anderen im Großraumbüro, die sich angestrengt bemühen, nicht zu lachen, den Finger.
    «Ohne die Aliens wären wir nie imstande gewesen, die Strömung des Flusses umzukehren. Ingenieurstechnik, wird behauptet – aber das glauben Sie besser nicht, junge Frau. Wir haben ein Abkommen mit ihnen geschlossen, aber wir sollten sie besser nicht provozieren. Wenn sie die Flussströmung umkehren können, was können sie dann sonst wohl noch alles?»
    «Ja, was wohl?» Kirby seufzt.
    «Also, schreiben

Weitere Kostenlose Bücher