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Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Beukes
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Sie es auf.» Mr. Brown gestikuliert ungeduldig, wodurch er die nächste Runde unterdrücktes Kichern auslöst.
     
    Die Bar ist eine Spelunke. Kalter Zigarettenrauch und verhallte Anmachsprüche liegen in der Luft.
    «Das war echt fies», sagt Kirby und stößt die weiße Kugel so fest wie nur möglich weg. Eine erprobte und bewährte Taktik, wenn man keinen anständigen Stoß machen kann. «Ich hatte eigentlich was zu arbeiten!»
    Es war Matts Vorschlag gewesen, nach Schichtende mit ein paar Kollegen Poolbillard spielen zu gehen. Am Ende fanden sich Kirby, Victoria, Matt und Chet zusammen, denn Emma war losgefahren, um zur
realen
Überschwemmung zu recherchieren.
    «Initiationsritus für Praktikantinnen.» Matt lehnt am Tresen, trinkt einen Wodka Lemon und schaut mit halber Aufmerksamkeit die CNN -Nachrichten auf dem Fernseher in der Ecke. Er soll eigentlich mit Chet im Team spielen, aber er vergisst ständig, dass er an der Reihe ist.
    «Brown ist einer von unseren Stammgästen», erklärt Victoria. «Er taucht jedes Mal auf, wenn es was zu berichten gibt, das mit Wasser zu tun hat. Aber von seiner Sorte haben wir einen ganzen Verein. Wie heißt noch mal der Sammelbegriff für Leute, die einen an der Waffel haben?»
    «Ein Haufen Irrer?», schlägt Kirby vor.
    «Wir haben eine Obdachlose, die jeden Oktober kommt, um mit Gummis zusammengehaltene Notizbücher voll unlesbarer Lyrik bei uns abzugeben. Ein Medium, das anruft, um seine Hilfe bei jeder einzelnen Mordberichterstattung
und
bei der Suche nach den vermissten Schoßtieren aus den Kleinanzeigen anzubieten. Gott sei Dank habe ich es nur mit gefälschten Kinderporno-Fotos zu tun.»
    «Und Massen von Sportverrückten.» Matt wendet sich lange genug vom Fernseher ab, um sich ins Gespräch einzuschalten. «Hast du davon noch nichts abbekommen? Dan weigert sich inzwischen, im Büro ans Telefon zu gehen. Sie rufen an, um sich über lausige Schiedsrichter zu beschweren. Lausige Trainer. Lausige Spieler. Lausige Spielfelder. Und über die Lausigkeit im Allgemeinen.»
    «Ich finde die rassistische Lady am besten, die uns immer Kekse mitbringt», unterbricht ihn Chet.
    «Und warum werden sie überhaupt noch hereingelassen?»
    «Ich erzähl dir jetzt mal eine Geschichte, Praktikantin», verkündet Matt. Im Fernsehen ist die Nachrichtenschleife inzwischen wieder am Anfang angekommen. Als könnte in fünfzehn Minuten Schlagzeilen alles zusammengefasst werden, was in der Welt wichtig ist.
    «Auweia», sagt Victoria und sieht ihn zärtlich an.
    Matt ignoriert sie. «Warst du schon mal drüben bei der
Tribune

    «Ich gehe manchmal dort entlang, klar», sagt Kirby. Sie spielt die weiße Kugel schräg an, und die Kugel schießt diagonal über den Billardtisch und lässt die Kugelansammlung vor der linken Tasche auseinanderspritzen.
    «He. Du jagst sie ja nur über den Tisch», sagt Victoria. Sie korrigiert Kirbys Griff. «So, jetzt beugst du dich über den Queue, bringst ihn mit deinem Ziel in eine Linie, und wenn du so weit bist, atmest du ganz ruhig aus, während du den Stoß ausführst.»
    «Danke, Professor Pool.» Aber dieses Mal locht sie die zweifarbige Vierzehn ein, indem sie die weiße Kugel geschmeidig auf den Weg schickt, um die Vierzehn mit einem sanften Schubs in die Ecktasche zu befördern. Kirby richtet sich grinsend auf.
    «Nicht schlecht», meint Victoria. «Jetzt musst du dich nur noch darauf konzentrieren, deine eigene Farbe einzulochen.»
    Kirby braucht einen Moment, bevor sie die Bedeutung des Satzes versteht. «Wir spielen die einfarbigen Kugeln. Oh verdammt.» Sie lässt beschämt den Kopf sinken und hält ihrer Teampartnerin den Queue hin.
    «Hört mir eigentlich
irgendjemand
zu?», nörgelt Matt.
    «Ja!», rufen sie im Chor.
    «Gut. Also. Wenn du zum
Tribune Tower
gehst, siehst du, dass sie historische Steine in die Hauswand eingebaut haben. Ein Stück Ziegel von der Cheopspyramide, ein Stückchen von der Berliner Mauer, vom Fort Alamo, vom Westminster-Palast, ein Felsbrocken aus der Antarktis, und innen haben sie sogar einen Klumpen Mondgestein. Hast du das schon gesehen?»
    «Warum sind die Steine nicht schon rausgebrochen und gestohlen worden?», fragt Kirby und weicht hastig aus, um nicht getroffen zu werden, als Chet mit seinem Queue nach hinten zum Stoß ausholt.
    «Keine Ahnung. Darum geht es nicht.»
    «Es geht darum, dass es ein Symbol ist», mischt Chet sich ein, dem es nicht gelungen ist, seine Kugel einzulochen. «Ein Symbol für die

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