Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Beukes
Vom Netzwerk:
wissen Sie. Aber ich bin ehrlich gesagt nicht auf dem neuesten Stand, was die letzten Entwicklungen angeht.»
    «Es gibt auch keine. Wenn es nach der Staatsanwaltschaft geht, ist die Sache abgeschlossen. Aber schauen Sie sich das hier mal an. Finden Sie, dass diese Jungs wie Mörder aussehen?» Sie schlägt einen Hefter auf und legt Kirby die Seiten mit den Polizeifotos von vier jungen Männern hin, die verdrossen und hoffnungslos in die Linse starren. Es ist erstaunlich, denkt Kirby, wie leicht «Teenagerträgheit» in «eiskalter Killer» umgemünzt werden kann.
    «Marcus Davies, zum Zeitpunkt der Verhaftung fünfzehn Jahre alt. Deshawn Ingram, neunzehn. Eddie Pierce, zweiundzwanzig, und Jamel Pelletier, siebzehn Jahre. Des Mordes an Julia Madrigal angeklagt. Schuldig gesprochen am 30 . Juni 1987 . Zum Tode verurteilt, abgesehen von Marcus, der in Jugendhaft genommen wurde. Seinen Suizidversuch hat Jamel am …», sie späht auf die Papiere, « 8 . September letzten Jahres unternommen, als er erfahren hatte, dass sein neuer Revisionsantrag abgelehnt worden war. Er war sowieso ein stimmungsanfälliger Junge, aber das hat ihm den Rest gegeben. Hat es direkt nach unserer Rückkehr vom Gericht gemacht. Hat seine Hosen zu einer Schlinge gedreht und versucht, sich in seiner Zelle zu erhängen.»
    «Das wusste ich nicht.»
    «Es ist in die Presse gekommen. Aber so was wird gewöhnlich auf Seite drei vergraben, wenn wir Glück haben. Viele Blätter haben überhaupt nicht darüber berichtet. Ich glaube, die meisten Leute halten sie für so schuldig, wie man nur sein kann.»
    «Aber Sie nicht.»
    «Meine Klienten waren keine sehr netten jungen Männer.» Elaine zuckt mit den Schultern. «Haben Drogen verkauft. Autos aufgebrochen. Deshawn hatte eine Anklage wegen Körperverletzung, weil er mit dreizehn seinen betrunkenen Vater zusammengeschlagen hat. Gegen Eddie sind mehrere Anklagen fallengelassen worden, die haben von Raub bis zu Einbruch gereicht. Sie haben in Wilmette mit einem gestohlenen Auto eine Spritztour unternommen, was heißt, dass sie ziemlich dumm sind, denn eine Clique schwarzer Jungs, die in einer schicken Karre in den lilienweißen Vororten unterwegs ist, zieht die falsche Art Aufmerksamkeit auf sich. Aber diese junge Frau haben sie trotzdem nicht getötet.»
    Kirby fährt bei diesen Worten ein eisiger Strahl das Rückgrat hinunter. «Das glaube ich auch.»
    «Das Gericht stand unter großem Druck. Eine süße Collegestudentin mit Spitzennoten wird grausam ermordet. Das geht alle an. Die ganze Stadt ist in Aufruhr. Eltern sind beunruhigt, reden über verschärfte Sicherheitsmaßnahmen auf dem Unigelände, lassen Notrufsäulen installieren oder nehmen ihre Töchter gleich ganz von der Uni.»
    «Haben Sie irgendeine Vorstellung, wer es gewesen sein könnte?»
    «Jedenfalls keine Satanisten. Damit hat die Polizei auf die Variante durchgeknallte Irre gesetzt. Hat drei Wochen gedauert, bis sie aufgehört haben, dieser falschen Spur nachzujagen.»
    «Ein Serienmörder?»
    «Kann gut sein. Aber wir hatten nichts, mit dem wir diese Theorie vor Gericht erhärten konnten. Möchten Sie mir nicht sagen, was Sie selbst denken? Wenn Sie einen Hinweis oder sonst etwas haben, das diesen Jungs helfen könnte, müssen Sie es mir sofort sagen.»
    Kirby windet sich, ist nicht bereit, ihre Karten auf den Tisch zu legen. «Ich dachte, Sie haben gesagt, sie sind keine guten Menschen.»
    «Das würde ich über ungefähr achtzig Prozent meiner Mandanten sagen. Das heißt aber nicht, dass man sich ihnen gegenüber nicht anständig verhalten sollte.»
    «Können Sie mich mit ihnen in Kontakt bringen?»
    «Wenn sie mit Ihnen reden wollen. Könnte sein, dass ich ihnen davon abrate. Das hängt davon ab, was Sie hinterher mit dem Gespräch anfangen.»
    «Das weiß ich noch nicht.»

Harper
    24 . März 1989
    Er hat immer noch blaue Flecken von den Schlägen der eifrigen Detectives, als er ins Jahr 1989 zurückgeht, um sich zur Aufmunterung sämtliche Tageszeitungen zu kaufen. Er setzt sich in dem griechischen Lokal in der 53 rd Street auf einen Fensterplatz. Das Valois ist billig und betriebsam, das Essen wird vom Tresen abgeholt, und manchmal ist die Schlange so lang, dass sie bis um die nächste Straßenecke reicht. Das gehört zu seinem Ritual. Näher kommt er an die Entwicklung von Gewohnheiten nicht heran.
    Er achtet darauf, Blickkontakt mit dem Koch herzustellen, einem Mann mit dickem Schnurrbart, der mal rabenschwarz, mal leicht

Weitere Kostenlose Bücher