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Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Beukes
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durcheinander.»
    «Natürlich bin ich durcheinander!», schreit Kirbys Mutter. «Sie ist tot. Alles klar? Also lassen Sie uns einfach allein, verdammt noch mal. Hier gibt’s keine Story mehr zu holen, Sie Aasgeier. Sie ist tot. Sind Sie jetzt zufrieden?»
    «Das tut mir leid. So ein Verlust, Ma’am.» Das ist eine Lüge. Er ist ganz schwach vor Erleichterung.
    «Und teilen Sie das den anderen auch mit. Besonders diesem Arschloch Dan, der sich nicht mal die Mühe macht, mich zurückzurufen. Sagen Sie ihnen, sie sollen sich allesamt verpissen.»

Alice
    4 . Juli 1940
    «Kannst du endlich mal auf deinem Toches sitzen bleiben?», sagt Luella durch die Haarnadeln, die sie sich zwischen die Lippen geklemmt hat. Aber Alice ist zu aufgeregt zum Stillsitzen. Alle zwei Minuten springt sie von ihrem Stuhl vor dem Spiegel auf, um durch die Wohnwagentür zu den Bauerntrampeln hinauszuspähen, die glücklich grinsend auf das Jahrmarktsgelände strömen, wo sie sich mit Popcorn und billigem Bier in Pappbechern ausrüsten.
    An interessanten Ecken sammeln sich Grüppchen; beim Ringwerfen und der Traktorausstellung, oder die Leute stehen gaffend vor dem Hahn, der
Drei gewinnt
spielt. (Alice hat an diesem Vormittag zwei von drei Spielen gegen dieses Federvieh verloren, aber jetzt hat sie den Trick verstanden, wart’s nur ab.)
    Die Frauen steuern eher auf die Marktschreier zu, die lauthals die Vorzüge ihrer Haushaltswaren anpreisen, die ihre Küche und ihr Leben verändern werden. Reiche Männer mit Stetsons und teuren Stiefeln, die noch keinen Fuß auf eine Viehweide gesetzt haben, schlendern hinüber zu der Auktion, um für die Stiere zu bieten. Eine junge Mutter hält ein Kleinkind über den Zaun, damit es die gewaltige Preissau sehen kann, Black Rosie, mit ihrer weißen Stupsnase und einem tief hängenden, gefleckten Bauch und Zitzen wie rosa Fingerchen.
    Zwei Teenager, ein Mädchen und ein Junge, stehen bewundernd vor der Kuh aus Butter, deren Modellierung angeblich drei Tage gedauert hat. Sie leidet schon unter der Sonne, und Alice riecht einen Hauch ranziger Milch in dem Geruchschaos von Heuballen und Sägemehl und Traktorabgasen und Zuckerwatte und süßlichem Tierdung.
    Der Junge reißt einen Witz über die Butterkuh, den vor ihm wahrscheinlich schon hundert andere gemacht haben, stellt sich Alice vor, zum Beispiel, wie viele Pfannkuchen man damit essen könnte, und seine Begleiterin kichert und gibt etwas genauso Klischeehaftes zurück, vielleicht, dass bei ihr alles in Butter ist. Und er nimmt ihre Worte als Aufforderung und beugt sich zu ihr, um sie zu küssen, und sie schiebt sein Gesicht neckisch mit einer Hand weg, nur um es sich dann anders zu überlegen und sich auf die Zehenspitzen zu stellen und ihm ein Küsschen auf die Lippen zu geben. Dann schlüpft sie lachend und mit einem Blick über die Schulter weg zum Riesenrad. Ach, es ist so rührend, Alice könnte glatt sterben.
    Luella senkt die Bürste und schnalzt ärgerlich mit der Zunge. «Willst du dich selbst um deine verdammte Frisur kümmern?»
    «Sorry, sorry!», sagt Alice und lässt sich wieder auf den Stuhl plumpsen, sodass sich Luella weiter der undankbaren Aufgabe widmen kann, Alice das feine blonde Haar, das viel zu kurz und störrisch ist, zu glätten und hochzustecken. «Sehr modern», hat Joey gesagt, als sie zum Vorsprechen gekommen ist.
    «Du solltest es mal mit einer Perücke versuchen», sagt Vivian und drückt die Lippen aufeinander, um den Lippenstift gleichmäßig zu verteilen. Alice hat dieses Verfahren auch einmal vor dem Spiegel geübt, wollte dieses schamlose leise Plop eines
Verschwinde!
erzeugen. Die feurige Viv, die Attraktion der Show. Es ist ihr Konterfei, das auf die Bildtafeln an der mit verschnörkelten Schnitzereien überladenen Vorderfront des Zeltes gemalt wurde, mit ihrem kohlrabenschwarzen, schimmernden Haar und diesen riesigen blauen Augen, die zugleich lüstern und naiv wirken können. Es ist eine gute Werbung für die neue Nummer, mit der sie inzwischen schon in der sechsten Stadt in Folge Pfarrer und Lehrer beeindruckt haben. Eine Damennummer, die ganz anders ist als jede andere und zu der solche Honoratioren speziell eingeladen werden.
    «Außen-po-dium, Ladys! Fünf Minuten bis zum Außenpodium.» Joey, der Grieche, reißt die Tür des ohnehin schon engen Wohnwagens auf, eine Hummel von einem Mann, der sich in eine jadegrüne Paillettenweste und glänzende schwarze Hosen gequetscht hat, deren Nähte schon etwas

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