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Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Beukes
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ergraut ist, je nachdem, ob er bei dieser Runde den Sohn, den Vater oder den Großvater vor sich hat. Falls der Mann ihn wiedererkennt, zeigt er es jedenfalls nicht.
    Der Mord ist in den Medien von einem Schiff verdrängt worden, das irgendwo im fernen Alaska auf Grund gelaufen ist, sodass jetzt Öl ins Meer läuft.
Exxon Valdez
. Der Name des Tankers steht in riesigen Lettern auf jedem Titelblatt. Er entdeckt zwei Spalten Text auf den Regionalseiten. «Brutaler Angriff», heißt es da, «Von ihrem Hund gerettet», «Kaum Überlebenschancen», «Wird diese Woche kaum überstehen».
    Die Worte stimmen nicht. Er liest sie noch einmal, will, dass sie flackern und sich verschieben wie die an seiner Wand, damit sie die Wahrheit ergeben. Tot. Ermordet. Gestorben.
     
    Er ist inzwischen sehr geschickt im Umgang mit den Wundern der Orientierungshilfen. Das Telefonbuch zum Beispiel. Er schlägt die Adresse des Krankenhauses nach, in dem sie entweder auf der Intensivstation oder in der Leichenhalle liegt – das hängt davon ab, welche Zeitung man liest –, und ruft von dem Münzfernsprecher aus an, der hinten im Valois in der Nähe der Toiletten hängt. Aber die Ärzte haben keine Zeit, und der Frau, mit der er spricht, ist es «unmöglich, persönliche Informationen über einen Patienten herauszugeben, Sir».
    Er ist stundenlang beleidigt, bis ihm klar wird, dass er keine Wahl hat. Er muss es selbst überprüfen. Und die Sache abschließen, falls nötig.
    Er kauft in dem Geschenkeladen unten Blumen und, weil er sich immer noch fühlt, als käme er mit leeren Händen (es macht ihn rasend, dass er sein Messer nicht mehr hat), einen rosafarbenen Teddybär mit einem Luftballon, auf dem «Werde bärchenbald gesund!» steht.
    «Für ein Kind?», fragt die Verkäuferin, eine große, herzliche Frau, die etwas Trauriges an sich hat. «Spielsachen mögen sie immer.»
    «Es ist für das Mädchen, das ermordet wurde.» Er korrigiert sich. «Angegriffen.»
    «Oh, das war schrecklich. Einfach furchtbar. Sie hat viele Blumen bekommen. Von Leuten, die sie überhaupt nicht kennt. Das liegt an dem Hund. Er war so tapfer. Es ist eine unglaubliche Geschichte. Ich habe für sie gebetet.»
    «Wie geht es ihr, wissen Sie das?»
    Die Frau presst die Lippen zusammen und schüttelt den Kopf.
    «Tut mir leid, Sir», sagt die Krankenschwester am Empfang. «Die Besuchszeit ist vorbei. Und die Familie hat darum gebeten, dass sie nicht gestört wird.»
    «Ich bin mit ihr verwandt», sagt Harper. «Ihr Onkel. Der Bruder ihrer Mutter. Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte.»
     
    Auf den Boden fällt ein Streifen Sonnenlicht wie gelbe Farbe, darüber liegt der Schatten einer Frau, die am Fenster steht und auf den Parkplatz hinausschaut. Überall stehen Blumen, wie in einem anderen Krankenhauszimmer in einer anderen Zeit, erinnert sich Harper. Aber das Bett ist leer.
    «Entschuldigen Sie», sagt er, und die Frau am Fenster schaut über die Schulter zurück und wedelt schuldbewusst Zigarettenrauch aus dem Fenster. Er sieht die Ähnlichkeit zu ihrer Tochter, das vorspringende Kinn, die großen Augen, auch wenn ihr Haar dunkel und glatt ist und von einem orangefarbenen Schal zurückgehalten wird, den sie wie einen Haarreif um den Kopf gebunden hat. Sie trägt dunkle Jeans und einen schokoladenbraunen Rollkragenpullover mit einer Kette aus nicht zueinanderpassenden Knöpfen, die klickend aneinanderschlagen, als sie nervös mit ihnen spielt. Ihre Augen glänzen vom Weinen. Sie atmet eine Rauchwolke aus und wedelt sie ärgerlich fort. «Wer zum Teufel sind Sie?»
    «Ich suche Kirby Mazrachi», sagt Harper und hebt die Blumen und den Teddy hoch. «Ich habe gehört, sie wäre hier.»
    «Noch einer?» Sie lacht bitter auf. «Was für eine Schwachsinnsgeschichte haben Sie dem Personal aufgetischt, damit Sie reingelassen werden? Diese Schwestern sind total unfähig, verdammt.» Sie drückt die Zigarette mit unnötig viel Kraft auf dem Fenstersims aus.
    «Ich wollte sehen, ob sie okay ist.»
    «Tja, ist sie nicht.»
    Er wartet, während sie ihn böse anstarrt. «Habe ich das falsche Zimmer erwischt? Ist sie woanders?»
    Sie rennt wütend quer durchs Zimmer und drückt ihm den Zeigefinger auf die Brust. «Sie haben alles falsch erwischt. Fuck you, Mister.»
    Ihr Zorn lässt ihn zurückweichen, die Hände in unschuldsvollem Protest erhoben. Er streift mit dem Absatz einen der Blumenkübel. Wasser schwappt über den Boden. «Sie sind ja ganz

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