Shining Girls (German Edition)
Familiengeheimnis verknüpft, von dem ich lange wie besessen war, auch wenn es nicht in den von Ihnen genannten Zeitraum passt.
Es ist ein bisschen beängstigend, Ihnen diese Informationen weiterzugeben, nachdem ich keine Ahnung habe, welche Absichten Sie verfolgen. Aus welchem Grund haben Sie die Anzeige aufgegeben? Sind Sie Wissenschaftler oder nur krankhaft neugierig? Sind Sie Detective bei der Polizei von Chicago oder ein Hochstapler, der seine Befriedigung aus menschlichem Leid zieht?
Ich erspare Ihnen weitere Spekulationen, denn dies ist eine Gelegenheit, die wie alle Gelegenheiten ihre Risiken in sich birgt, aber ich vertraue darauf, dass Sie mir antworten, wenn Sie mein Schreiben gelesen haben, und sei es nur, um zu erklären, welches Interesse Sie an diesem Thema haben.
Ich heiße Nella Owusu, geborene Jordan. Meine Eltern starben im Zweiten Weltkrieg. Er außer Landes in Ausübung seiner Pflicht, sie in Seneca, als Opfer eines entsetzlichen, unaufgeklärten Mordes im Winter 1943 .
Meine Geschwister – wir wurden zwischen verschiedenen Waisenhäusern und Pflegefamilien herumgereicht, aber als Erwachsene haben wir wieder Kontakt zueinander gefunden – glauben, dass ich mich viel zu sehr von dieser Geschichte beherrschen lasse. Aber ich war die Älteste. Ich erinnere mich am besten an sie.
In Ihrer Anzeige schreiben Sie, dass Sie besonders an «ungewöhnlichen Gegenständen» interessiert sind.
Nun, als meine Mutter bestattet wurde und man uns die Sachen übergab, die bei ihrer Leiche gefunden worden war, befand sich unter diesen «Gegenständen» eine Baseballkarte. Ich schreibe Ihnen das, weil sich meine Mutter nicht für dieses Spiel interessiert hat. Ich kann mir nicht vorstellen, warum um alles in der Welt sie zum Zeitpunkt ihres Todes eine Baseballkarte dabeigehabt haben sollte.
Ich hoffe, dass Sie mir antworten werden und mich nicht länger über Ihre Motive im Unklaren lassen.
Mit freundlichem Gruß
N. Owusu
Unit 82 , Seniorenresidenz Floradale
«Spinnerstapel», verkündet Dan und stellt den Teller vor sie auf den Couchtisch.
«Ich weiß nicht. Ich glaube, da könnte sich eine Nachfrage lohnen. Sie klingt interessant.»
«Falls du dich langweilst, habe ich genügend Beschäftigung für dich. Ich brauche die Hintergrundinformationen für das nächste St.-Louis-Spiel.»
«Ehrlich gesagt habe ich darüber nachgedacht, über all das zu schreiben. Das Tagebuch der Morde.»
«Das würde die
Sun-Times
nie drucken.»
«Nein, aber vielleicht eine Zeitschrift. Die
Lumpen Times
oder
Steve Albini findet uns scheiße
.»
«Manchmal kommt es mir vor, als würdest du eine Fremdsprache sprechen», sagt Dan mit vollem Mund.
«Halt dich an die Regeln, Alter», kommt es als perfektes Bart-Simpson-Imitat von ihr.
«Sprechen. Sie. Meine. Sprache?», ruft Dan wie ein Tourist im Ausland.
«Kleine alternative Zeitschriften.»
«Oh, dabei fällt mir etwas ein. Wo wir gerade über nicht ganz so klein und alternativ reden. Chet hat mich gebeten, dir das hier zu geben. Er sagt, ihm ist klar, dass niemand erstochen wurde, aber er glaubt, du wärst in der Redaktion der einzige Mensch außer ihm, der diese bizarre Geschichte zu schätzen weiß.» Er steht auf, um einen Zeitungsausschnitt aus seiner abgenutzten Lederaktentasche zu holen. Es sind nur ein paar Zeilen.
Drogenermittlung bringt Altwährung zum Vorschein
Englewood: Eine Razzia in einer örtlichen Drogenhöhle hat mehr zutage gefördert als Koks und Heroin. In der Wohnung des polizeibekannten Dealers Toneel Roberts wurden darüber hinaus mehrere Handfeuerwaffen entdeckt sowie 600 Dollar in ungültiger Altwährung aus dem Jahr 1950 , die ursprünglich Silver Certificates hieß. Die Scheine können leicht an dem blauen Siegel auf der Vorderseite identifiziert werden. Die Polizei geht davon aus, dass das Geld aus einem alten Versteck kommt, und weist die örtlichen Geschäftsinhaber darauf hin, dass es kein gesetzliches Zahlungsmittel ist.
«Das ist wirklich süß von ihm», sagt sie und meint es auch.
«Übrigens, wenn du deinen Abschluss in der Tasche hast, kann ich dir vielleicht einen richtigen Job bei der Zeitung besorgen», sagt Dan. «Vielleicht sogar beim Gesellschaftsteil, falls du da hinwillst.»
«Und das ist wirklich süß
von dir
, Dan Velasquez.»
Er wird rot und betrachtet höchst interessiert seine Gabel. «Falls du nicht zur
Tribune
oder einem dieser Undergroundblättchen willst.»
«Eigentlich habe ich darüber noch gar
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